Martina Schubert: „Zeit spricht.“

Diplom, Plastik, Studienrichtung Keramik 2010

Martina Schubert: „Zeit spricht.“1

Martina Schubert: „Zeit spricht.“

Diplom, Plastik, Studienrichtung Keramik 2010

 

„Zeit spricht. Sie spricht einfacher als Worte. Die Botschaft, die sie bringt, ist laut

und klar hörbar. Weil Zeit weniger bewusst manipulierbar ist als Sprache, kann sie

weniger leicht verzerrt werden. Sie kann die Wahrheit hinaus schreien, wo Worte lügen.“

(E.T. Hall, The silent Language)

 

Während meines Diplomjahres und der Arbeit zum Thema „Zeit“ interessierte mich

besonders die Vergänglichkeit und eben damit Einmaligkeit des Augenblicks. Die

Fragilität desselben und die endgültige Vergänglichkeit habe ich in meiner

praktischen Diplomarbeit zu ergründen versucht.

Meine Wahl des Materials fällt auf das Porzellan, welches in sich sehr glasig im

hochgebrannten Zustand ist und die Zerbrechlichkeit bietet, besonders im Zusammenhang mit

einer äußerst dünnen Schichtung.

Meine Porzellanobjekte sind Stapel der Momente - kleine Sinnbilder für Leben, halten

sie an einem Punkt, in einer Höhe inne, so verschieden wie jedes Leben, jeder Tag,

jeder Augenblick. Sie sind im weitesten Sinne Bücher, in welche man nicht wiederholt zu

schauen vermag, nur durch Erinnerung kann man sich zu den vergangenen Momenten -

hauchdünn und zerbrechlich, unweigerlich mit den nachfolgenden verschmolzen, verändert,

gebrochen - zurückfinden. Denn Momente sind niemals wiederholbar, wir können

sie träumen und erinnern, welches jeweils in veränderter Form ein Abbild zeigen kann,

doch niemals wieder erleben.

Meine Reihung kann die Verschiedenheit jeder einzelnen Augenblicksammlung

verdeutlichen. Abgeschlossen. Vergangenheit, Geschichte archiviert. Wir als

Betrachter. Schichtung der Porzellanblätter - jede Schicht ist in gewissem Maße

abhängig von der vorangegangenen Lage. Jedes Jetzt baut auf den davor gewesenen

Moment, wäre so in dieser Form, hier auch Verformung, nicht vorhanden. Ob Moment,

Augenblick, Jahr des Lebens; alles ist abhängig von den schon verflossenen Momenten,

ein Weg, welcher aufeinander aufbauend eine individuelle Form annimmt.