Keren Rothenberg
"Meine Mutter und das Baguette"

Ein Kochbuch machen und schreiben.

Mehr wollte ich nicht. Mehr habe ich nicht gemacht.

Entstanden sind Geschichten über das Erwachsenwerden. Über die Angst vor dem Wasser. Über das Gefühl, wenn sich die Wände, um einen herum aufzulösen scheinen und sich die Inneren Etagen verschieben.

Welche Rolle meine Mutter in diesen Momenten spielt, war mir bis dahin auch nicht klar.

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„Safta kommt nicht mit zum Strand, sie hat keinen sicheren Halt mehr auf dem Sand.“
Das hat mein Vater gesagt. Vielleicht zu mir, vielleicht zu meinen Brüdern.
Ich weiß es nicht mehr.

Ich weiß nur noch, dass wir gerade über Sand liefen, auf der Suche nach einem schönen Platz zum Sonnenbaden. Am Strand von Tel Aviv, der Stadt in der Safta, meine Oma, lebte und die wir regelmäßig besuchten.

Ich muss noch klein gewesen sein.
Aber ich erinnere mich noch genau.

Vielleicht war es außerhalb meiner Vorstellungskraft, keinen sicheren Halt auf Sand zu haben. Vielleicht hat mich die Selbstverständlichkeit und Beiläufigkeit, mit der mein Vater den Satz gesagt hat, eingeschüchtert, dass ich mich nicht getraut habe nachzufragen. Vielleicht ist es dieses ungelöste Rätsel, weswegen dieser Satz bis heute in meinem Kopf rumirrt und immer wieder vor mir steht.

Vielleicht begegne ich ihm deswegen immer häufiger und immer regelmäßiger, weil ich immer besser nachvollziehen kann, wie es ist, keinen sicheren Halt zu haben. Ob nun auf Sand oder auf anderem Grund.

Vielleicht bewegt sich ein Kind noch zu schnell über den Sand, um zu merken, wie er unter den Füßen nachgibt und auseinanderfällt. Vielleicht ist man auch einfach noch zu leicht. Vielleicht braucht man auch erst eine gewisse Schwere, um den Sand auch wirklich zum Knacken zu bringen.

Die Diplomverteidigung fand am 3.11.2022 im Büro für, Beesenerstr. 236, 06110 Halle (Saale) statt.