Julia Rückert
"Halt mich – dass ich schlafen kann"

Diplom, Plastik, Studienrichtung Keramik, 2012

Halt mich - dass ich schlafen kann, Diplom Julia Rückert

Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist seit jeher mehr ein Abhängigkeitsverhältnis als eine gleichberechtigte Partnerschaft.Wenn man ein Tier essen will, muss man sich heutzutage nicht mehr selbst die Hände schmutzig machen.Das ist aber auch gar nicht nötig, denn in riesigen Fabriken erledigen das billige Arbeitskräfte am Fließband für uns.Was die meisten von uns interessiert ist das preiswerte Endprodukt, dass man im Supermarkt fertig zerstückelt und abgepackt kaufen kann. Unter welchen Bedingungen das Schnitzel auf den Teller kommt, kann man getrost ausblenden.Dieses Schnitzel hat sich in unserem Bewusstsein doch sehr weit vom einstigen Lebewesen entfernt.Wir machen große Unterschiede zwischen den einzelnen Tierarten und wie nah wir sie an uns heran lassen.Je nachdem, welche Bedürfnisse wir an ihnen stillen können, nennen wir das eine Nutztier und das andere Haus/- oder Heimtier. Ersteres wird in riesigen Mastanlagen ohne Tageslicht zusammengepfercht, möglichst weit weg von unseren Behausungen und das andere bekommt unsere ganze Liebe und Aufmerksamkeit und darf sogar manchmal mit ins Bett. Mich interessiert dieses Spannungsfeld des unterschiedlichen Umgangs mit Tieren und wo und in welcher Form der direkte Kontakt zwischen Mensch und Tier in unserer Gesellschaft eigentlich noch stattfindet? Die traditionelle Jagd und der Umgang mit der Beute ist für mich ein Feld, das ich näher betrachten wollte. Immer noch wird von vielen Menschen das ritualisierte Töten von Tieren als Freizeitbeschäftigung angesehen. Noch dazu werden sie von einer großen Lobby unterstützt, die den Eingriff des Menschen in die natürlichen Kreisläufe des Waldes mit vorgeschobenem Tier-/ und Naturschutz zu rechtfertigen versucht. Bei der Internetrecherche zu diesem Thema begegneten mir allerdings Bilder, die nicht den Eindruck erweckten, als würde hier jemand aus reiner Notwendigkeit handeln oder vor lauter Hunger. Ich stieß auf Trophäenfotos, meist Schnappschüsse, die das Ende einer erfolgreichen Jagd zeigen und sich in ihrer Art sonderbar gleichen. Der Jäger, in der einen Hand die Waffe, die andere besitzergreifend auf das tote Tier gelegt. Menschen haben Tiere im wahrsten Sinne des Wortes „in der Hand“. Oder der stolze Angler mit seinem riesigen Hecht im Arm, er kann ihn kaum tragen und wirft ihn nach dem Foto vielleicht wieder ins Wasser. Ist hier das Bild oder das Tier die Trophäe frage ich mich.

Julia Rückert

www.juliarueckert.de