MICHAL FUCHS

Ein Wettbewerb für ein Kunstprojekt des Eisenacher Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben zum Thema:
"Mit Judenhass vergiftet. Versuch einer Entgiftung von Pfarrbibliotheken, Liedern und Köpfen "



Der Fokus der Arbeit liegt auf den Wurzeln der Mexikanischen Dreimasterblume. Die Mexikanische Dreimasterblume ist eine Pflanze, die sowohl auf hebräisch als auch auf englisch "Der Ewige Jude" / "The Wandering Jew" heißt. Ihre Wurzeln breiten sich schnell aus und sind sehr widerstandsfähig.

Der Ewige Jude (The Wandering Jew) ist ein christlicher Mythos* vom Juden, der - von Christus bestraft - ewig wandern muss, ohne Wurzeln und immer in Bewegung.

Die Wurzeln, die Symbol für Bewegung, Kontrolle, Griff, Identität, Heimat, Zugehörigkeit, Verbindung oder Loslösung sind, sind in der Arbeit sichtbar. Diese Wurzeln sind nicht mehr in der Erde, fest und versteckt, nicht mehr unhinterfragt. Jetzt sind sie auf Augenhöhe, schweben im transparenten Wasser.

Im Jahr 2019 jährt sich zum 80. Mal das Gründungsdatum des heute kaum mehr bekannten Eisenacher „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“.

Namenhafte Theologen (wie Landesbischof Martin Sasse, die Neutestamentler Walter Grundmann oder

Johannes Leipold) waren bei der Gründung dabei. Mindestens elf Landeskirchen und unterstützten die Arbeit des Instituts finanziell. Hunderte (wie z. B. Kirchenrat Erhard Mauersberger) engagierten sich. Ziel des Institutes war die vollständige Tilgung alles für jüdisch Befundenen im Neuen Testament. Eine entsprechende Bibelausgabe „Botschaft Gottes“ erschien 1940. Es folgten ein antisemitisch redigiertes Gesangbuch, ein Katechismus und eine ebenso umgearbeitete Ausgabe zum religiösen Brauchtum. 

Walter Grundmann, akademischer Direktor des Institutes, der mit seinem Buch „Jesus, der Galiläer“ den

Juden Jesus zu einem arischen Heiland stilisierte, unterrichtete auch noch nach 1945 Generationen von

Theologinnen und Theologen und bildete Katechetinnen aus. Deren Bildungsarbeit prägt bis zum heutigen Tag die Gemeinden unserer Landeskirche. Walter Grundmanns Publikationen findet man in fast allen Bibliotheken der Pfarrerinnen und Pfarrer in Mitteldeutschland.

Die daraus resultierende Problematik - die unflektierte Weitergabe antijudaistischer Theologie – würden wir gern aufzeigen. Der Beirat für christlich-jüdischen Dialog schreibt ein Kunstprojekt aus; es soll die Problematik dieser Prägung sichtbar machen: Israelvergessenheit, Antisemitismus – Wie beeinflusst dies unser Denken und Reden bis heute, auch in der Kirche und an Orten, an denen man es nicht vermutet? Auf welche Weise kann ein Prozess der Reflektion über einen neuen Umgang mit diesen antijudaistischen, bis heute schwarz auf weiß nachlesbaren Ergebnissen der Arbeit des Eisenacher Instituts einsetzen? Kann es gelingen, diese vor 80 Jahre unternommene Umdeutung und Umschreibung der Texte kenntlich zu machen? Welche Auswirkungen auf theologische aber auch gesellschaftliche Bilder haben diese Eingriffe auf die überlieferten Worte und Zeilen, und deren Lesarten heute?