Open Call der Burg Galerie
Ausstellungsreihe ABC // R für Risiko

R für Risiko - zu diesem aktuellen Thema freuen wir uns auf Eure Bewerbungen aus Kunst und Design. Diese sind bis zum 13. Januar bei der Burg Galerie im Volkspark möglich.

Open Call der Burg Galerie; Foto: Jule Reuter

Bewerbung bis 13. Januar 2021
Ausstellung voraussichtlich vom 8. April bis 9. Mai 2021

Wir wollen uns in unserer nächsten themenbezogenen Ausstellung der Reihe ABC mit Risiko beschäftigen.

Da bietet sich zunächst der aktuelle Bezug an: Unser Bewusstsein, mit einem besonderen Risiko zu leben, hat sich 2020 intensiviert. Durch das neuartige SARS-CoV-2 Virus und die davon ausgelöste weltweite Pandemie haben sich viele Dinge von heute auf morgen radikal geändert. Wir alle haben den Lock down unserer liberalen Gesellschaft und damit auch die Schließung unserer Kunsthochschule erlebt. Bis heute müssen wir mit persönlichen und kollektiven Einschnitten zurechtkommen, die kaum jemand von uns in diesem Ausmaß vorher erfahren hat. Diese haben viele Fragen aufgeworfen und machen ein neues Nachdenken nötig: über Verantwortung, Gemeinschaft, das eigene Handeln, Solidarität und auch über Gefahren und Sicherheit, gar Überwachung.

Diese zugespitzte Situation hat zugleich wie im Brennglas vieles sichtbarer gemacht, was ohnehin die aktuellen Debatten in unseren westlichen Gesellschaften bestimmt ‒ Risiken, die durch eine neoliberale Politik forciert werden wie Klimaveränderungen und wachsende soziale Ungleichheit, aber auch autoritäre Machtansprüche oder mediale Einflussnahmen. Wie nehmen wir in einer globalen Welt und deren Wirtschaft eigene Risiken und die Risiken Anderer wahr, zum Beispiel die der Flüchtlinge?

Und wo verorten wir inmitten dessen die Arbeit als Künstler*innen und Gestalter*innen?

Der Schweizer Theaterregisseur Milo Rau schreibt:

„Denn ein Effekt der Globalisierung ist es, dass Ursache und Folge von kriegerischer, ökonomischer, ökologischer oder auch einfach psychologischer Machtanwendung voneinander getrennt sind. Wir konsumieren Bilder und Rohstoffe, die in Weltgegenden produziert werden, die wir nicht kennen. […] Arbeitet man außerhalb der sicheren Grenzen des westlichen Diskurses, so setzt man sich der Wahrheit der Verhältnisse aus.“

(Try again. Fail again. Fail better. In: Dilemmata. Magazin Kulturstiftung des Bundes, Frühling/Sommer 2020, S.4/5)

An der BURG hängen die Banner von Hans Haacke Wir (alle) sind das Volk – We (all) are the people ‒ ein deutliches, wichtiges Zeichen für Vielfalt in der Gesellschaft. Haacke ging als junger Konzeptkünstler auf ungewohnte Weise soziale Probleme an, recherchierte beispielsweise in Shapolsky et al. Manhattan Real Estate Holdings, A Real Time Social System, as of May 1, 1971 zu Immobilienspekulation, was zur Absage seiner Museumsausstellung führte. Ihm wurde vorgeworfen, dass diese Arbeit keine Kunst sei.

Wir sind der Meinung, dass eine Beschäftigung mit Risiko Künstler*innen und Gestalter*innen auf mehreren Ebenen Anknüpfungspunkte bietet. Sie können sich ganz elementar auf Entscheidungen in künstlerischen Prozess selbst oder auf die Entwicklung von neuen Lösungsansätzen, Prototypen und Handlungsstrategien beziehen ‒ diese sind eine notwendige und positive Erfahrung. Es kann ein Bruch mit etwas sein, die Suche nach einem anderen Weg, das Infrage stellen gängiger Kategorien oder intensives Probieren ... Die Beschäftigung mit Risiko führt auch zu Fragen des Lebens allgemein, zum Verständnis des Menschen in seiner Verletzbarkeit und Endlichkeit und zu Konzepten von deren Überwindung in zeitgenössischen philosophischen, wissenschaftlichen und medialen Diskursen.

Zu den Themen, die unsere Wahrnehmung von Risiken in Gegenwart und Zukunft ausmachen, gehört zentral und im doppelten Sinn die Rolle von Medienkonzernen und von deren neuesten technologischen Entwicklungen. Wir wissen um die Gefahren und gleichzeitig stammt dieses Wissen oft von besagten Medien. Welches Risiko gehen wir ein, wenn wir als Nutzer*innen den mächtigsten Konzernen der Welt täglich unsere Daten schenken?

Andererseits gibt es das noch wenig erforschte Verhältnis von Technik zu Vergnügen und Risiko. So fördern Spiele und populäre Unterhaltung die Entwicklung neuer Technologien und deren Akzeptanz bei der Bevölkerung. Beispiele wie Motorsport, Abenteuerparks und seit jüngerer Zeit Videogames zeigen, wie mit hohem technischem Aufwand brenzlige Situationen inszeniert werden, auch um gezielt die Grenzen menschlicher Belastbarkeit zu testen.  

Wie gehen Designer*innen und Künstler*innen mit solcher Gemengelage um? Welche Gestaltungsspielräume gibt es, welche Alternativen erproben und erkunden sie?

Wir möchten Eure Ideen, Arbeiten, Projekte, Experimente und Diskursformate zur aktuellen Situation und diesen Fragestellungen kennenlernen und damit bewährte sowie neue Potentiale von Kunst und Design zeigen, diskutieren und deren Impulse vermitteln.

 

Alle Studierenden der BURG aus Kunst und Design sowie Absolvent*innen der Jahre 2019 und 2020 sind herzlich eingeladen, sich bis zum 13. Januar  2021 mit ihren Vorschlägen zu bewerben. Erwünscht sind alle Formen der künstlerischen und gestalterischen Auseinandersetzung. Die Auswahl erfolgt durch eine hochschulinterne Jury (Galerieteam, Lehrende aus den FB Kunst und Design, StudentenvertreterIn).

Die Ausstellung findet voraussichtlich vom 8. April bis 9. Mai 2021 in der Burg Galerie im Volkspark statt. Für die Installation/Präsentation in der Ausstellung können nach Absprache im Rahmen des Budgets anteilig Materialkosten übernommen werden

Die Gruppenausstellung wird mit den TeilnehmerInnen gemeinsam entwickelt. Der Aufbau wird durch das Galerieteam unterstützt. Geplant sind wieder Gastbeiträge, und so es die Situation zulässt, diverse Begleitveranstaltungen und ein diskursiver Austausch.

 

Bewerbungen an:
reuter(at)  burg-halle.  de und burggalerie(at)  burg-halle.  de

 

Einzureichen sind:

- eine Kurzbeschreibung des Vorschlages und die Verbindung zum Thema (max. 1 Seite) sowie Bildmaterial des Exponates/der Exponate (zzgl. Maße, Technik, Material)
- Angaben zur geplanten Präsentation des Exponates (für die Kostenschätzung)
- Angaben zum Studiengang und Kontaktdaten (Adresse, Email, Telefon)

Diese Informationen bitte als PDF an die oben genannten Emailadressen senden.
Fragen können gern an die Burg Galerie im Volkspark gerichtet werden (reuter(at)  burg-halle.  de oder 7751-58080)

Wir freuen uns auf Eure erneuten zahlreichen Einreichungen und sind schon sehr gespannt.

Das Galerieteam
Burg Galerie im Volkspark