nichts zu sehn’, weiter geh’n … Interventionen zeitgenössischer Kunst im Museum
Märkisches Museum Berlin – Mitte
Katalog zur Ausstellung der Klasse Una H. Moehrke im Märkischen Museum, Berlin
Mit Arbeiten von Alexandra Bräuer, Karin Ernst. Simone Fanninger, Jana Fridrichova, Kathrin Ganser, Oliver Goldacker, Alexander Henschel, Carmen Hülsmann, Katja Kenner, Christiane Küstner, Silke Kutschke, Diana Linkert, Una H. Moehrke, Roman Plocharczyk, Franziska Radmann, Anne-Kathrin Rust, Carola Schmidt, Jochen Schneider, Irina Stengele und Anja Tietze. „Das Märkische Museum ist ein überbordendes Gehäuse mit stadtgeschichtlichen Exponaten, die von der Vor- und Frühgeschichte über gotische Madonnen, Gründerzeitmobiliar bis hin zu Gemälden aus unserer Zeit reichen.
Von Ludwig Hoffmann, dem Berliner Stadtbaurat, um die Sammlung herum erbaut als architekturgeschichtliche Collage, inszeniert es geradezu postmodern den Museumsrundgang und überfordert tendenziell seine heutigen Besucher. Gegenwartskunst hat darin eigentlich nichts zu suchen, muss auf jeden Fall in der Überfülle gesucht werden.
Die Auflage für unsere Ausstellung war, nichts zu verändern, uns in der Sammlung zu ‚verstecken’ mit leisen Interventionen. Subversiv sind wir dieser einladenden Herausforderung gefolgt und haben ihr mit trojanischer Logik entsprochen: ohne Bewegung durch die Museumsgefilde ist nicht sogleich etwas zu seh’n, ohne hören vieles nicht zu finden: kein white cube präsentiert prominent die Werke. Wir haben die Bewährungsprobe versucht – halten unsere Arbeiten der Museumsaura und ihren Exponaten stand, stehlen wir ihnen die Schau oder sie uns, hält der Betrachter die Spannung von Tradition und kreativer Aktualität aus und funktioniert auf diesem Prüfstand das Konzept der Ausstellung? Dynamisieren wir das alte Museum, wird es zum Labor und Labyrinth künstlerischer Kontextfragen?Museumsformen sind – im Fall der Kunstmuseen auch künstlerische Diskursform, und berühren den großen Kanon der Vermittlungsthematik, der Übersetzungsformen. Damit haben wir dezidiert zu tun, genauso wie das Museum: die Studenten und Studentinnen studieren Kunsterziehung und Kunstpädagogik, bereiten sich mit ihren Kunsterfahrungen in der künstlerischen Praxis im Studium auf spätere Vermittlungsfelder vor, die immer kontextbezogen strukturiert sind.
Unsere Reaktionen auf dieses Museum war: erst mal sehen, fragen, reduzieren, auf Probe und in der Vorstellung einmal alles ausräumen und dann wieder beginnen, ins kreative Sehen, Zuordnen, Irritieren, Provozieren kommen, mal so, mal so. Nur gemalt haben wir nicht und uns auch nicht in den Malstrom der Stadtgeschichte verloren, vielmehr am Kunstbegriff, seiner Medienvielfalt und Vermittlung heute versucht, zu arbeiten.25 Arbeiten von 17 Studierenden und einer Professorin für zwei Museumsetagen sind im kurzen Sommersemester 2004 entstanden, ein Katalog, in harten Nachtschichten pünktlich zur Eröffnung vorgelegt und ein Erfahrungsschatz gewonnen, der es mit der Diversität des Märkischen Museums aufnehmen kann.
Der Generaldirektor war begeistert, die Presse gut und wir KO. – mit 25 und einer Erfahrung, die Museumsbetrieb und widerspenstige Wärter bewirken können. Weitere Kooperation zwischen Burg und Märkischem Museum sind geplant mit der Klasse Konzeptkunst Buch und interaktivem Design.“ Prof. Una H. Moehrke
Format:
21 x 21 cm, 64 Seiten, Broschur
Preis:
5 Euro
Erscheinungsjahr: 2004