K.H. DRESCHER Typografische Plakate, Essays und Interviews. Eine Publikation über den Gestalter Karl-Heinz Drescher (1939–2011)

Masterthesis von Markus Lange im Studiengang Editorial Design

Karl-Heinz Drescher studierte von 1955 bis 1960 in Halle (Saale) an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein, unter Walter Funkat in der Klasse für Gebrauchsgrafik. Nach dem Studium war er als freischaffender Grafiker in Halle (Saale) tätig und wurde ab 1962 Hausgrafiker am von Bertolt Brecht gegründeten Berliner Ensemble. Fast 40 Jahre lang war er in diesem Haus für die grafische Arbeit verantwortlich.

Neben dem Berliner Ensemble arbeitete Drescher auch für andere Theater, Institutionen, Museen, Veranstalter und Galerien als Grafiker. Dazu zählten beispielsweise die Akademie der Künste der DDR, das bat Berlin, das Maxim-Gorki-Theater und die Deutsche Staatsoper in Berlin. Sein Werkverzeichnis umfasst heute über 400 Plakate. Einem Drittel seiner Arbeiten widmete er dabei seiner Leidenschaft der Typografie. Er besuchte so oft es ging die Druckereien mit denen das Ensemble zusammenarbeitete, wie zum Beispiel das Druckkombinat Berlin. Die Druckerei lag im Grenzgebiet Berlins und die Produktionsräume befanden sich nahe dem Todesstreifen. Nur dank seiner guten Beziehungen zu den Druckern durfte er trotz Verbot und Kontrolleuren die Produktionsräume besichtigen.

So stieß er auf eine Vielzahl vergessener Holz-, Blei- und Messing­lettern. Drescher interessierte sich neben den Originallettern auch für andere Schriften, die in der DDR nicht verfügbar waren. Mithilfe eines Fotografen gelang es ihm schließlich Negative von einem Schriftmusterbuch aus dem Westen zu erhalten. Diese Negative vergrößerte er und erstellte mit ihnen Klebevorlagen. Daraus stellte er Klischees her, mit denen wiederum die Plakate gedruckt werden konnten.

Der Aufwand, mit dem Drescher seine Plakate im Buch­druck druckte, war enorm. Denn obwohl diese Technik damals schon aus der Mode gekommen war und durch neue Druckverfahren abgelöst wurde, setzte Drescher sich darüber hinweg und arbeitete mit Leidenschaft und Hingabe weiter an seinen Plakaten mit der ihm so liebgewonnenen Technik. 

Auch ich studierte, wie Drescher, an der Burg Giebichenstein und bin über das Archiv der Hochschule auf seine Arbeiten aufmerksam geworden. Ich war von seinen Plakaten, die bisher eher ein unbeachtetes Dasein fristen mussten, begeistert und entschied mich sie als Grundlage für meine Masterarbeit zu verwenden. Ich möchte mit dieser Arbeit zeigen, wie vielfältig und einfallsreich Drescher gearbeitet hat und mit welcher Hingabe er sich als Grafiker dem Medium Plakat, der Typografie, der Farbe und vor allem auch dem Buchdruck verschrieben hat.

Dieses Buch fasst erstmals den Großteil seiner typografischen Plakate in einem Band zusammen. Im Buch enthalten sind Essays und Interviews verschiedener Autoren und Wegbegleiter Dreschers, sowie 95 typografische Plakate aus der über 40-jährigen Schaffenszeit des Grafikers Karl-Heinz Drescher.

 

Markus Lange, Januar 2016

Betreut von Prof. Anna Birkenbusch und Carla Streckwall