Fotografin: Emilie Pohling, Gut älter werden, Blick über die Futtertischachse im Modell
Gut älter werden, Senior*innen im Mittelpunkt
Masterthesis von Anna Rüffert, SoSe 2021
Würdevoll und selbstbestimmt Altern sind die zentralen Motive des Entwurfs „Gut älter werden“. Im ehemaligen Heu- und Getreidelager des landwirtschaftlichen Betriebes Kirchhof, welches unmittelbar an den Kuhstall angrenzt, entsteht ein Altenwohnprojekt als alternativer Lösungsansatz, der sich den Bedürfnissen im Alter annimmt und mit Tätigkeiten der Landwirtschaft verbindet. Die klaren Aufgaben des Betriebs geben eine Tagesstruktur vor, in welcher sich die Senior*innen mit ihren persönlichen Fähigkeiten und Erfahrungen einbringen können. Ein Ort, an welchem Menschen in ihrer dritten Lebensphase aktiv und selbstbestimmt leben können. Somit wird ein Aufschlag gewagt, wie den neuen Herausforderungen des demografischen Wandels, der soziale Vereinsamung und höhere Lebenserwartungen begegnet werden kann. Dieser sollte als wichtige Ergänzung, aber keinesfalls als Ersatz zu Pflegeeinrichtungen verstanden werden. Das Altenwohnprojekt für zehn Senior*innen bietet Apartments unterschiedlicher Größe, Gemeinschaftsbereiche und in Kombination mit dem starken Bezug zu den Kühen wird die Lebensqualität jeder einzelnen Person und der Gemeinschaft gesteigert. Die Innenarchitektur wird als analoges Werkzeug genutzt, um den Rahmen für ein sicheres und würdevolles Zuhause zu schaffen.
Das Wohngebäude und der Kuhstall sind unmittelbar miteinander verbunden, sodass die Präsenz und Nähe zur Landwirtschaft spürbar ist. Die prägnante Achse des Futtertisches, welcher sich als zentrales Band durch den gesamten Kuhstall zieht, verlängert sich bin ins Wohnhaus. Im Erdgeschoss befindet sich neben der Erschließung, einer Sauna und einem separaten Apartment für Besuch oder temporäre Pflegekräfte im Wesentlichen der gemeinschaftlich genutzte Wohnraum. Über der Kücheninsel öffnet sich das Gebäude bis unters Dach und lässt eine Kommunikation über die Geschosse zu. An einem großen Tisch ist Platz für Besprechungen der Hofgemeinschaft und in den tiefen Fensterbänken der Panoramafenster kann man es sich mit einem Buch aus der Bibliothek gemütlich machen und dabei den Kühen zuschauen.
Anna Rüffert, Gut älter werden, Grundriss Erdgeschoss M 1:100
Das Badezimmer stellt den sensibelsten Raum dar, wenn es um die Gestaltung von Wohnraum für Senior*innen geht. Körperpflege ist sehr intim und wenn man auf Hilfestellung angewiesen ist, erfordert es Nähe & Berührungen ebenso wie Distanz und Respekt. Um das zu gewährleisten, braucht das Bad genug Platz für mindestens zwei Personen sowie zum Rangieren mit Gehhilfen. Die zum Flur öffnende Tür ermöglicht im Notfall das Eindringen einer dritten Person ins Bad. Durch höhenverstellbare WC- und Waschtischelemente sowie durch einfach zu montierende Haltegriffe kann auf die individuellen Hilfsbedürfnisse der Bewohner*innen je nach Bedarf reagiert werden. Das höhenverstellbare WC und der Waschtisch lassen sich dabei der individuellen Körpergröße und körperlichen Mobilität anpassen.
Anna Rüffert, Gut älter werden, Bad mit Mobilitätshilfen
Eine Tätigkeit in der Landwirtschaft die Geduld und Fingerspitzengefühl braucht, ist das Verarbeiten von Kräutern. Im Obergeschoss befindet sich ein Verarbeitungskreislauf von Kräutern und Gewürzen. Gleichzeitig kann dieser Bereich auch durch die Teeküche und den Stehtisch mit Barhockern zum gemeinsamen Nachmittagstee genutzt werden. Von der Galerie ist der Blick in den Gemeinschaftsbereich und den Kuhstall möglich. Die vier Wohneinheiten, eine WG, eine Paarwohnung und zwei Einpersonen Apartments, liegen, wie auch die Wohnungen, im Erdgeschoss zentriert an den Stirnseiten des Gebäudes.
Anna Rüffert, Gut älter werden, Gemeinschaftsbereich und Kräuterkreisel
Fotografin: Emilie Pohling, Gut älter werden, Blickachse zwischen den Geschossen im Modell
Anna Rüffert, Gut älter werden, Grundriss Obergeschoss M 1:100
Die Innenarchitektur geht immer wieder auf die Bedürfnisse älterer Menschen ein und schafft einen altersgerechten Wohnraum. Kontraste in Farbe und Material sind ein wichtiger Bestandteil des Entwurfs, denn sie können bis zu einem gewissen Grad Sehschwächen ausgleichen und so für mehr Sicherheit sorgen.
Anna Rüffert, Gut älter werden, Garderobe im Flurbereich des Apartments