Ausgrabungen Forschungsmuseum. Foto: Janna Nikoleit
Am Semesterstart steht eine Forschungsreise. Die Studiengruppe erhält Einblick in die archäologische Arbeit der Bergungsstelle und vertieft die museale Problemstellung vor Ort. In Berlin und Dessau werden weitere Ausstellungsinstitutionen und Gestaltungsbüros mit Forschungsthematiken erkundet.
Anschließend befruchtet das digitale Tagessymposium Gestaltung forscht den Diskurs zum aktuellen Forschungsbegriff im Design. Es untersucht dessen Potenzial für Gestalter*innen mit dem Augenmerk auf Synergien von Fragestellungen und disziplinübergreifenden Methoden.
In der Projektwoche Stegreif unterstützt die Ausstellungsgestalterin Julia Taubert vom Baseler Büro emyl die Überführung der Studiensujets in spontane Entwurfsansätze. In vier Tagen wird intuitiv entworfen und gesammelt. Die besten Szenarien werden weiterbearbeitet und anschließend im Modell überprüft.
Jedes Entwurfsteam baut schließlich ein repräsentatives Element seines Entwurfs als Mockup, um dieses bei einem Feldversuch im Museum einen Tag lang dem Zielpublikum auszusetzen. Transport und Montage der Testbauten, Begegnungen und Austausch vor Ort als auch Abbau und Nachbereitung werden zu einem besonderen Gruppenerlebnis.
Von einst über heute bis morgen
Erkundungen zur räumlichen Kommunikation lebendiger Forschung
Entwurfsprojekt Wintersemester 2021/22 | Prof. Rita Rentzsch, KM Janna Nikoleit
Museen und Hochschulen sind Orte des Lernens und Forschens. Mit ihnen befragen wir die Vergangenheit, ergründen die Gegenwart und suchen Antworten für unsere Zukunft. Sie betrachten Wissen als dynamisches System, das unerschöpflich neu gedacht zu erstaunlichen Erkenntnissen führt. Im Wintersemester 2021/22 widmete sich das Innenarchitekturprojekt Von einst über heute bis morgen der vielschichtigen Verflechtung von Forschung und Gestaltung. In Kooperation mit dem Forschungsmuseum Schöningen erkundeten acht Studierende Gemeinsamkeiten der Disziplinen entlang einer konkreten Entwurfsaufgabe.
Aufgabe des Studienprojektes ist die Erkundung zukunftsweisender Wege musealer Vermittlung zur Ergänzung der Dauerausstellung des Forschungsmuseums Schöningen. Diese rankt sich um die bisher ältesten gefundenen Waffen der Menschheitsgeschichte, die in unmittelbarer Nähe zum heutigen Museumsbau geborgen wurden. Zielsetzung sind gestalterische Interventionen, die neue Thematiken herausschälen und diese gleichermaßen eindrücklich wie nachhaltig in den Fokus der Besuchenden rücken.
Workshop mit Julia Taubert. Foto: Janna Nikoleit
Mensch(l)ich - Auf Augenhöhe kommunizieren und mit allen Sinnen forschen
Frieda Adam, Leonie Kock, Frederike Peters
Wie haben unsere Vorfahren vor 300.000 Jahren gelebt, gefühlt und gedacht? Waren sie genauso Mensch wie du und ich? Neue Sitzmöglichkeiten im Zentrum der Dauerausstellung schaffen einen Ort der Kommunikation. Sie bringen Besuchende auf Augenhöhe mit den feinfühlig inszenierten Papierdioramen, welche über den Lebensalltag von Ur-Familien erzählen. Zusätzlich lassen Sinnesboxen besondere Szenen der Dioramen lebendig werden und laden zum genauen Hinsehen und Entdecken ein.
Die fröhliche Farbgebung der verschiedenen Elemente erweitert die bisherige Gestaltungssprache des Museums um abwechslungsreiche Akzente. Alle Berührungsflächen sind mit weichem Vlies belegt. Durch ihr leichtes Gewicht sind die Sitzelemente praktisch im Umgang und im gestapelten Zustand werden ihre Deckflächen zu farbigen Sitzkissen für die Bank am Pferdesockel.
Der neue Fokus, die Ausstellung mit allen Sinnen wahrzunehmen, schafft kommunikative Impulse, außergewöhnliche Erfahrungen und Erinnerungen zum Weitergeben.
Mensch(l)ich - Übersicht Dioramen
Mensch(l)ich - Axonometrie Sitzkubus
Perspektivwechsel - Forschungsmuseum Schöningen reflected
Paula Neubig und Victor Reichert
Highlight der prähistorischen Ausstellung im Forschungsmuseum Schöningen sind die „Schöninger Speere“, die ältesten bekannten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit. Das Projekt „Perspektivwechsel“ möchte den immensen Wert dieser Funde in den Blickpunkt rücken.
In umliegenden Großstädten wirbt eine Promotions-Kampagne auf zentralen Plätzen mit Hochsitzarchitekturen. Deren verspiegelte Oberfläche zitiert das Museumsgebäude. Das Jagdmotiv greift Fragen zur Nahrungsbeschaffung unserer Vorfahren im Vergleich zu heute auf.
In der Ausstellung selbst wird die bisher triste Präsentation im Bereich der Speervitrine aufgewertet. Eine neu eingezogene Kuppel-Decke und dunkle, schallabsorbierende Oberflächen verwandeln den Bereich in ein auratisches Speerkabinett. Die zentrale Sitzmöglichkeit schafft Ruhe zum Betrachten der Originalobjekte. An drei interaktiven Stationen können Besuchende Besonderheiten der Schöninger Speere fokussieren: von deren aufwendiger Bergung über deren sensible Restauration bis hin zu umwälzenden Erkenntnissen über die Menschen, die sie zurückließen.
Perspektivwechsel - Visualisierung Promotionskampagne
Schicht um Schicht - Zeit mit Erdschichten verstehen
Valentina Gürtler und Melanie Schneider
Der niedersächsische Braunkohletagebau bei Schöningen birgt eine archäologische Fundstätte, die für die weltweit ältesten Waffenfunde der Menschheit weltberühmt ist. Neben diesen Schöninger Speeren geben die Erdschichten bis heute spektakuläre Einblicke in verschiedene Erdzeitalter und begeistern die internationale Wissenschaftswelt. Dieser Entwurf holt das Grabungsgeschehen ins Foyer des Museums. Mittels eines acht Meter hohen Bodenquerschnitts erhalten Besuchende einen Überblick über die Vielfalt der einmaligen Erkenntnisse in den Tiefen der Erde in Relation zu ihrer Entstehungszeit. Schicht für Schicht legen Grabungsstufen Wissen frei.
Die Sedimentstärken werden dabei in ihrer realen Ausdehnung durch verschiedentlich perforierte Oberflächenmuster erfahrbar. Leuchtende Markierungen zeigen, in welchen Ablagerungen Elefantenspuren, Wurfstöcke sowie Überreste von Säbelzahnkatzen und vieles mehr gefunden wurden. Ein Informationsband erzählt Hintergrundwissen zu Bodenbeschaffenheiten und den Lebenswelten von Pflanzen, Tieren und Menschen.
Schicht um Schicht - Axonometrie mit Drehbuch
Schicht um Schicht - Konzeptskizze
Klimawandel verstehen - Was wir von aktuellen Forschungen in Schöningen lernen können
Lina Marie Bünger und Jonathan Knappe
Das Forschungsmuseum Schöningen widmet sich der Lebenswelt des Homo Heidelbergensis anhand spektakulärer 300.000 Jahre alter Funde aus der angrenzenden Grabungsstelle. Gleich zu Beginn der Dauerausstellung illustriert eine Panoramawand natürliche Veränderungen des Erdklimas. Das Klimathema in seiner aktuellen Brisanz soll nun durch die Präsentation wechselnder Forschungsarbeiten neuen Raum erhalten.
Drei angrenzende Stationen möchten aktuelles Klimawissen spielerisch und nahbar vermitteln. Die erste Station bietet unmittelbaren Zugang zum erdzeitlichen Wandel der Warm- und Kaltzeiten in Form eines „Heißen Drahtes“. Die zweite Station lässt Forschende zu Wort kommen, deren Arbeiten die derzeitigen Klimaveränderungen erklären und einordnen. Neben analogen Werkzeugen ermöglichen eine Hörstation und eine Chatfunktion persönliche Nähe. Die dritte Station lenkt mit einem Sitzmöbel den Fokus auf die Panoramawand und regt dazu an, dort Neues zu entdecken.
Die farbige Lichtinszenierung der Präsentationsmöbel taucht den Ausstellungsbereich in eine neue Atmosphäre.
Klimawandel verstehen - Konzept Axonometrie
Klimawandel verstehen - Perspektive Heißer Draht
mit den Studierenden
Frieda Adam
Lina Marie Bünger
Valentina Gürtler
Jonathan Knappe
Leonie Kock
Paula Neubig
Frederike Peters
Victor Reichert
Melanie Schneider
Workshop Stegreif
Julia Taubert
Symposium Gestaltung forscht
Stephan Ott
Jessica Kreijci
Anita Kaspar
Fynn-Morten Heyer
Dr. Bianca Herlo
Projektkooperation
Forschungsmuseum Schöningen
mit den Studierenden
Frieda Adam
Lina Marie Bünger
Valentina Gürtler
Jonathan Knappe
Leonie Kock
Paula Neubig
Frederike Peters
Victor Reichert
Melanie Schneider
Workshop Stegreif
Julia Taubert
Symposium Gestaltung forscht
Stephan Ott
Jessica Kreijci
Anita Kaspar
Fynn-Morten Heyer
Dr. Bianca Herlo
Projektkooperation
Forschungsmuseum Schöningen