Skizze: Robert Laser
TOP Wüstende
Reanimation der Ruine Toppendorf zur schlichten Unterkunft
Entwurfsprojekt Wintersemester 2022/23 | Gastprof. Robert Laser und KM Jannis Block
Hintergrund
„…Ich stehe schon lange an der alten Poststraße zwischen Freyburg und Weimar. Ich kann die Unstrut riechen. In welchem Krieg mein Dach und die Einfriedung, die nahe Kirche und Nachbarhöfe verloren gingen, weiß ich nicht mehr. So lange schon werde ich „Wüstung“ genannt. Ich bestehe nur noch aus Steinen. Die letzen Menschen sind jedenfalls nach dem vergangenen Krieg und nach einem Feuer runter ins Tal gezogen. Manchmal erzählen die Steine der alten Straße und der Brunnen von den Pferden und Fuhrwerken, von der Ernte und dem einen und anderen Fest hier oben. Ich habe den Tieren und Vorräten Schutz geboten. Windig ist es noch immer. Bäume fallen um. Einsam wäre ich, ohne meine Freundin, die alte Eiche neben mir und dem Leben in ihr. Seit kurzem kommen immer öfter die Menschen mit Ihren leisen Zweirädern hier her, um uns abzulichten oder sich mitten in den Hof auf Ihre Decken zu setzen. Vielleicht bleibt ja doch mal jemand über Nacht und wärmt mit einem Feuer und macht was aus dem Totholz überall. Dann werden wir den Schlaf hüten…“
Aufgabe
Der Entwurf soll erkunden, inwiefern sich die bestehende Infrastruktur mit wenigen und schonenden baulichen Eingriffen für die sensible Form des Kurzreisens zu Fuß oder Rad als Herberge umnutzen lässt. Die leichte Bauweise aus umliegendem Sturm- Treib- und Totholz (z.B. gefügte Tragwände aus Kurzbohlen) wird favorisiert. Eine saisonale Nutzung ist gut denkbar. Die Konzentration liegt zum einen auf der Positionierung des Bauvolumens zum Bestand und zum anderen auf der angemessenen Ausbaustruktur anhand eines der vier Bausteine des Refugiums: Kochstelle, Waschstelle, Lagerplatz, gemeinsamer Tisch. Der Kontakt zur zuständigen Verwaltung, der Verbandsgemeinde Unstruttal kann hergestellt werden.
TOP | Modellfoto
TOP
Nadja Schulze & Pia Nele Eggers
TOP ist eine schlichte Unterkunft inner- und überhalb der Ruine Toppendorf. Von Außen betrachtet scheint das weiße TOP der Unterkunft über den Bestandsmauern der Ruine zu schweben und deckelt die einzigartige Kontur mit einer geraden Kante. Die Dreieckskonstruktion der Außenwände definiert die Schlafabteile im Inneren, ausgeführt als die einfachste Form einer Unterkunft- das Zelt.
TOP | Schnittperspektive
TOP | Detailmodell
Laube | Modellfoto
Laube
Severin Opel
Schon von Weitem ist die Ruine Toppendorf sichtbar, erhöht gelegen auf einem Hügel, umgeben von ein wenig Forst. Dieser Eindruck wird durch die eingestellte und leicht über-ragende Architektur mit markantem Pultdach und einer metallenen Wellblechfassade verstärkt. Der Komplex wird zu einer Landmark und signalisiert durch Reflexion in die Ferne „hier ist etwas“. Der bauliche Eingriff besteht aus drei einzelnen Teilen, die jeweils losgelöst von der Ruine in ihrem Inneren platziert sind. Das zweistöckige Hauptgebäude ist die eigentliche Schutzhütte, mit einem Aufenthaltsraum im erhöhten Erdgeschoss und Schlafplätzen im Obergeschoss. Das offene Tragwerk fungiert als großflächiges Regal und bietet damit Platz für Utensilien und Hinterlassenschaften vorheriger Besucher*innen.
Vor dem Gebäude steht eine einfache Außenküche mit Grill und Wasseranschluss. Der Sanitärbereich ist durch einen unberührten Abschnitt der Ruine von den anderen getrennt und besteht aus einfachen, offenen Kabinen mit Campingplatz-Charme.
Laube | Visualisierung
Laube | Axonometrie
Regia | Modellfoto
Regia
Juro Lehmann & Timon Fabel
Die „Via Regia“ bezeichnet eine der Hauptachsen der ökumenischen Pilgerwege und zählte im Mittelalter, sowie in der frühen Neuzeit, zu den wichtigsten Militär- und Handelsstraßen in Europa. Beginnend in Kiew reicht sie über Krakow, Leipzig, Frankfurt, Paris bis hin ins nördliche Spanien, wo der sogenannte „Jakobsweg“ bei Santiago de Compostela sein Ende findet. Der Standort Toppendorf scheint unter diesem Aspekt alles andere als zufällig. Verläuft der Jakobsweg doch nur einen Steinwurf südlich des ehemaligen Ritterguts. Das von uns vorgeschlagene architektonische Konzept sieht lediglich modulare Kleinstarchitekturen vor, die sich entlang der gesamten Via Regia bzw. des Jakobsweges orientieren und nicht nur in Toppendorf Anwendung finden. So können minimalinvasiv und ortsunabhängig je nach Besucheraufkommen und finanziellen Mitteln der
Regionalverwaltungen Pilger*innen- und Wanderunterkünfte geschaffen werden. Diese fördern den Regionaltourismus, sind umweltverträglich und auch für strukturschwache Regionen umsetzbar.
Regia | Lageplan
Regia | Axonometrie
3 Tage Meer | Modellfoto
3 Tage Meer
Pepe Nitz & Valentina Gürtler
"3 Tage Meer" bietet Freundesgruppen aus Halle und Leipzig ein einzigartiges Naherholungserlebnis im idyllischen Saaletal. Das modulare Gerüst lässt die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum verschwimmen. Sein strenges Raster legt sich behutsam über die Bestandsruine und verbindet die Hofsituation mit den klassischen Funktionen eines Innenbereichs. Die Struktur schützt vor Wind, Regen und Sonne und gibt den Besucher*innen dennoch das Gefühl, im Freien zu sein. Die Zeltlager-Atmosphäre wird abgerundet mit zwei Feuerstellen, einer Sauna und einem Hot Tub. Rustikal wie beim Zelten im Wald, funktioniert hier alles händisch – Kochen auf der Küchenhexe, Sauna und Hot Tub mit einem Holzofen. Gebadet und geduscht wird mit gespeichertem Regenwasser. Die Photovoltaikmodule liefern Strom für Licht und Akkuladegeräte, der Überschuss wird ins örtliche Stromnetz gespeist.
3 Tage Meer | Visualisierung
3 Tage Meer | Grundriss OG
Vorwerk 2.0 | Modellfoto
Vorwerk 2.0
Maxim Taubert & Lucas Bögelsack
Vorwerk 2.0 ist die Wiederbelebung des wüsten Dreiseitenhofs Toppendorf. Während die Ruine unangetastet bleibt, entsteht parallel dazu die historische Scheune in moderner Interpretation. Diese wird als Herberge und Veranstaltungsraum für umliegende Gemeinden genutzt. Zur Vollendung des Hofs ist das hintere Gebäude nur in seiner
gepflasterten Grundfläche erkenntlich und lediglich zu Festen mit Zelten bebaut und in der Höhe sichtbar. Durch mobile Holztore lässt sich die Fassade der Scheune je nach Nutzung transformieren. Hinter dieser befindet sich der zentrale Kern, an den ein Lager sowie der Sanitärbereich angrenzt. Das doppelgeschossige Atrium, welches sich durch Glasfaltwände öffnen lässt, beherbergt Küche, Essbereich sowie Garderobe. Es besitzt eine Feuerstelle, welche die im Dachgeschoss anschließenden Schlafbereiche heizt, die man über je ein Treppenhaus an den Giebelseiten erreicht. Hier können Gäste ihre Schlafsäcke auf Tatami-Matten auslegen und ihre Blicke durch die Dachfenster schweifen lassen.
Vorwerk 2.0 | Visualisierung
Vorwerk 2.0 | Axonometrie
Gangway | Modellfoto
Gangway
Michael Groß
Inmitten einer Ruine versteckt sich unaufdringlich ein leichter Holzbau. Über einen Steg, der sich über die gesamte Länge der Ruine erstreckt, gelangt man zu den Gemeinschafts- und Nutzungsräumen. Grüne Innenhöfe lassen der Natur ihren Lauf und machen sie erfahrbar. Die raumhohen Schiebefenster lassen Licht und Luft ins Innere und verbinden sich mit dem Außenraum. Unten erweitert sich so der Steg zum kommunikativen Gemeinschaftsbereich. Die Mitte des Hauses bildet der große Herd mit offener Feuerstelle in der Küche, hier wird in geselliger Runde gekocht. Zur gemeinschaftlichen Entspannung
vom Rad- oder Wanderweg lädt die Sauna ein und belohnt mit einem Ausblick über die Felder.
Gangway | Visualisierung
Gangway | Axonometrie
Twist 50/50 | Modellfoto
Twist 50/50
Melanie Schneider & Katharina Fußeder
Die abseits gelegene Ruine Toppendorf soll zukünftig durch eine einfache autarke
Unterkunft eine Aufwertung erhalten. Durch die Bestandsmauern im Inneren ergibt
sich eine Aufteilung in zwei identische, entgegengesetzte und miteinander verschränkte Volumenkörper. Während die eine Hälfte als Ort für unterschiedlichste Veranstaltungen genutzt werden kann, beherbergt die andere Hälfte eine Übernachtungsstätte, die mit ihrer Dachform an das alte Vorwerk erinnert. Mit einem baulichen Eingriff in die Ruine verzahnen sich Bestand und Neubau und die alte Eiche wird auch im Innenraum präsent.
Twist 50/50 | Visualisierung
Twist 50/50 | Schnitt
Tangere | Modellfoto
Tangere
Katharina Gruber & Veit Groß
In der Mathematik wird von einer Tangente gesprochen, wenn eine Gerade einen Punkt einer Kurve oder eines Kreises berührt. Tangere kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Berühren. In unserem Entwurf Tangere trifft eine Gerade, nämlich die Flucht der alten Poststraße, auf einen Kreis, das Lagerfeuer, welches zum zentralen Treffpunkt bzw. Berührungspunkt in der ehemaligen Ruine Toppendorf wird. Aus dem Verhältnis der Tangente zum Grundriss der Ruine ergibt sich ein Raster, was sich durch den gesamten Entwurf zieht. Das hieraus abgeleitete Gitter lässt Räume mit interessanter Formgebung entstehen, gerade so groß, dass sie eine Gruppe von ungefähr 20 Personen beherbergen können. Die beiden baugleichen Körper stehen in Wechselwirkung zueinander, woraus im Zentrum ein Feld für Interaktion entsteht. Als Auflager dient das bereits bestehende Sims, dessen Funktion auch früher schon das Auflagern von Geschossbalken war.
Tangere | Axonometrie
Mit den Studierenden
Michael Groß
Severin Opel
Lucas Bögelsack
Pia Nele Eggers
Nadja Schulze
Timon Fabel
Katharina Fußeder
Veit Groß
Katharina Gruber
Juro Lehmann
Maxim Taubert
Pepe Nitz
Melanie Schneider
Valentina Gürtler
Workshop
Ilja Oelschlägel | Produktdesign, Leipzig
Gastkritik
Sven Fröhlich | AFF Architekten, Berlin
Mit den Studierenden
Michael Groß
Severin Opel
Lucas Bögelsack
Pia Nele Eggers
Nadja Schulze
Timon Fabel
Katharina Fußeder
Veit Groß
Katharina Gruber
Juro Lehmann
Maxim Taubert
Pepe Nitz
Melanie Schneider
Valentina Gürtler
Workshop
Ilja Oelschlägel | Produktdesign, Leipzig
Gastkritik
Sven Fröhlich | AFF Architekten, Berlin