Visualisierung: Kaja Semmler & Jonathan Knappe
"Eingebechert"
Das Pop-Up Shop zielt auf das Anbieten von gebrauchter Kleidung bzw. Retouren, die in den Verkaufskreislauf zurückgeführt werden sollen. Hierfür braucht es das überraschende Moment - ein Flimmern, eine Irritation, einen Eyecatcher. Für die Umsetzung werden Industriebehälter genutzt. Vom transparenten Becher (250 ml) bis zum Großkücheneimer aus weißem Polypropylen (33 l): sie sind günstig, einfach zu beschaffen und fast ohne Abnutzungserscheinungen zu verwenden.
Der Obstbecher wird zum Farbpixel und bildet in seiner Reihung ein grafisches Zeichen, das dem Shop Sichtbarkeit verleiht. In der Fläche
produziert ein Paneel, das mit eingefügten Eimern als Nahreserve bzw. als Verkaufstisch dient, eine ungewöhnliche Präsenz: mit dessen
Farbigkeit, vor allem aber mit der durch Licht unterstützten, ungewöhnlichen Plastizität. Ein modulares System, gut zu verstauen, schnell wieder aufzubauen und auf unterschiedliche Raumsituationen einfach anzupassen, ohne der recycelten Mode an Wirkung zu nehmen.
Mit wenig oder mit dem was da ist - Pop-up Store Konzept
Entwurfsprojekt Sommersemester 2023 | Prof. Axel Müller-Schöll und KM Martin Beck
Hintergrund
Mit der Zunahme der Verlagerung des Warenhandels aus dem traditionellen Ladengeschäft ins Internet ergeben sich Chancen, Sachzwänge und neue Problemfelder. Neue Handelssektoren, wie das Gebrauchtkleidungsgeschäft oder Sharing-Modelle, sind im Windschatten des traditionellen Handels entstanden und werden zunehmend wichtiger.
Der Pop-up-Store ist dabei ein wirksames Instrument mit dem Ziel, eine Kundengruppe durch seinen improvisierten, im besten Falle originellen (=vorbildlosen) Auftritt anzusprechen und eine positive Erinnerung zu erzeugen. Mit Pop-up-Stores kann ein Geschäft auch sporadisch betrieben werden - teilweise in Immobilien-Leerstand, in ungewöhnlicher und attraktiver Umgebung, die nur zeitweise zur Verfügung steht, oder bei organisierten Hot Spots wie Messen, Märkten, Veranstaltungen usw.
Pop-up-Store Set
Gesucht wurde ein dreiteiliges Set, das Lösungen für die elementaren Anforderungen anbietet:
1. Zeigen (Eye-catchen): das Verweisen-auf und das Aufmerksamkeit-gewinnen; vielleicht das wichtigste Element des Sets.
2. Bevorraten (Waren-Nahreserve): hergestellt vorzugsweise aus Ready-Mades; die zu entwickelnde Lösung muss sich in unterschiedlichen Umgebungen (Museumsfoyer, leerstehender Laden, Container, Sporthalle …) als nützliches, raumbildendes Instrument erweisen.
3. Verkaufstisch: rahmt das Ritual des Handelns. Hier wird die Beziehung der Marktpartner (Produzent, Käufer, Verkäufer, Berater …) persönlich; diese Örtlichkeit durfte sehr frei interpretiert werden: symbolisch, praktisch, interaktiv (oder von jedem etwas).
Diese drei Anforderungen wurden durch einen Workshop mit Janosch Muschik unterstützt und waren so in eine Form zu bringen, dass Sie sichtbar einen nachhaltigen Standpunkt vertreten (Materialauswahl, Narration, Interaktion …) und sich an unterschiedlichen Orten überraschend, wirkungsvoll und mit einem angemessenen Aufwand installieren lassen.
Exkursion
Das Leitmotiv ist dem Titel eines über 100 Jahre alten Kochbuchs der toskanischen Landküche entlehnt, die in Zeiten bitterer Armut denoch Genuss und vielfältige Ernährung ermöglichen wollte. Sechs Tage lang wurden Beispiele von gebauter Architektur in Florenz/Fiesole - vor allem Shop-Konzepte - studiert und die klassischen Rezepte der lokalen Küche, der legendären Cucina Povera nachgekocht um ein Gefühl für die Einfachheit der Zutaten und die Köstlichkeit des Ergebnisses zu bekommen. Denn genau darum ging es dann auch bei der zu wählenden Materialisierung für das Pop-Up-Set: einfache Materialien, die günstig oder gar aussortiert sind, zu verwenden, um den unter Kostendruck stehenden Handel zu entlasten und einen Beitrag zu gelebter Nachhaltigkeit zu leisten.
Durcharbeitung und Präsentation
Das Set mußte sich in drei verschiedenen Grundriss-Situationen bewähren, wobei zwei davon vorgegeben waren und ein weiterer selbst zu wählen war. Teile des Sets wurden als Modelle in den verschiedenen Maßstäben gebaut, es wurden Visualisierungen und Werkpläne erstellt und unter Anleitung des Architekten und renommierten Videospezialisten Davide Rapp (Mailand) in einer Workshopwoche mit dem entstandenen Material ein Trailer gedreht, der in der Präsentation den entscheidenden Mehrwert des entwickelten Pop-Up-Store-Konzepts unmittelbar verdeutlicht.
Betreuung:
Prof. Axel Müller-Schöll, Assistenz: Martin Beck
Visualisierung: Ællen Church & Luisa-Charlotte Gaßmann
"fencY and foam"
Dieser Pop-Up-Store für nachhaltige Kleidungsstücke, besteht zum einen aus der Nahreserve welche aus Metall-Sichtlagerkisten von Werkstoffhöfen gebildet wird. Ihre neu zugeschriebene Funktion ist das Transportieren und Lagern von Kleidung als auch das Präsentieren dieser für Kund*innen. Im Store werden die Kisten mit Haken an Bauzäune
gehängt – entweder mit der Öffnung nach oben oder nach unten: zum Legen der Kleidungsstücke oder zum Hängen, wobei die Griffstangen als Aufnahme der Kleiderbügel dienen. Der Verkaufstisch und die Rhythmik
des Raumes werden ebenfalls durch die Bauzäune bestimmt. Inspiriert von überquellenden Kleidungsstücken, bildet eine Skulptur aus aufgespießtem Schaumstoff den Eyecatcher. Dieses Material taucht auch im Innenraum als Präsentationsfläche oder zur Konfiguration von Umkleiden auf. Mit kabellosen Lichtelementen werden gezielt Akzente gesetzt. Der Store ist leicht auf- und abbaubar, transportabel und rückführbar in die
ursprüngliche Weiterverwendung der Bestandteile.
Visualisierung: Marie Lysann Knauber & Sarah Mende
"Hülle und Fülle"
Das nachhaltige Pop-Up-Konzept Hülle und Fülle unterstützt die Idee, brachliegenden Räumen neuen Nutzen zu verleihen. Das Set dafür besteht primär aus wiederverwendeten Euroboxen, die in gestapelter Weise die
Raumelemente und Möbel des Stores bilden. Licht, das von innen heraus durch die transluzenten Boxen scheint, verwandelt diese in eigenständige Leuchtkörper und erzeugt so einen Wow-Effekt. Vertikale Rahmenelemente
aus Aluminiumprofilen erweitern die Raumstruktur und ergänzen das Setting mit Präsentationsflächen. Ein weiteres Element im Konzept ist die Verwendung von Verpackungsfolie, mit der einzelne Boxen- und Rahmenelemente verhüllt und so ungewohnt in Szene gesetzt werden. Farbiges Licht erzeugt im Konzert mit der glänzenden Materialität der Stretchfolie einen außergewöhnlichen Effekt. Schaufensterpuppen, die durch die Folienverhüllung eine Abstrahierung erfahren, bilden den Eyecatcher des Pop-Up-Stores. Schon von weitem sichtbar animieren sie dazu Hülle und Fülle zu besuchen.
Visualisierung: Pauline Gondek & Leonora Schlüter
"I used to be"
Für Pop-up-Stores, die Kleider aus zweiter Hand oder nachhaltige Mode an verschiedensten Orten anbieten, erfordert das eine kostengünstige und unkompliziertes Lösung der Verkaufssituation „mit wenig und dem was da ist“. Unser Pop-up-Store Konzept bedient sich als zentralem Element dem IBC-Container, einem Produkt für die chemische Industrie, die tausende solcher Gitterbox-Tanks in riesigen Hallen zur Weiterverwendung bevorratet.
Die Einzelteile eines 1000 l IBC-Containers sind: ein Tank aus Hart-Polyethylen, eine Gitterbox aus Aluminiumrohren und eine Aluminiumpalette. Damit, und mit wenigen zusätzlichen Materialien aus dem Baumarkt, entsteht ein Pop-up-Set zur Nutzung als Kleiderreserve bzw. als Verkaufstisch, mit dem sich Räume, aber auch freie Verkaufsflächen vielfältig bespielen lassen. Gestapelt bilden die IBC-Container einen Eyecatcher, der als einprägsame Metapher das Bekenntnis der Start-ups zur Nachhaltigkeit in die Welt trägt.
Visualisierung: Lora Fenkner & Oona von Oertzen
"stable not steady"
Unser Pop-Up Set besteht aus einer Komposition statischer und fließender Elemente. Aluminium-Rollcontainer bieten im oberen Fach viel Platz für die von den Kund*innen entnehmbare Ware, der untere Bereich dient als Nahreserve. Die geschlossenen Container bilden den Verkaufstisch, der mittig im Raum platziert ist.
Verbundene, auf die Container abgestimmte Stahlrohre aus einem Messebausystem agieren als funktionale raumbildende Module bzw. als Montagefläche für Licht, Stoff und Typografie. Einzelne Bereiche werden mit einem leichten Stoff, der wie übergeworfen wirkt, akzentuiert.
Als Eyecatcher eingesetzt wird metaphorisch mit den im Inneren verwendeten Elemente gespielt – das Stahlgerüst bietet Platz für Ventilatoren, deren Wind dem darüber angebrachten Stoff eine freundliche Unbeschwertheit verleiht. Die Transluzenz, der sich teilweise überlagernden Stoffbahnen in Verbindung mit deren Gestaltung, durch einer gezielte Bedruckung, erzeugt eine narrative Stimmung.
Visualisierung: Antonia Herschel & Paula Neubig
"240Liter"
In diesem Pop-Up Set wird wortwörtlich alles aus der Mülltonne herausgeholt. In Kombination mit Doppelwellpappe entsteht ein flexibles Pop-Up Set. Dessen zügiger Auf-und Abbau wird begünstigt durch die Doppelnutzung als Transport- und Fundamentvolumen der Tonne. Trotz bauartbedingtem Gewicht lässt sie sich dank Rollen und Griffleiste leicht lenken und bewegen. Sie bietet mit den Faltregalen aus Doppelwellpappe bzw. den verbindenden Rohren Stauraum für Kleidungsstücke. Akzentuierte Beleuchtung erfolgt über von unten angestrahlte Lichtsäulen. Auch das restliche Shopdesign wird gezielt hinterleuchtet. Die Pappoberflächen bzw. Verkaufstisch, Eyecatcher und Stellwände werden von lokalen Künstler*innen bespielt. Dabei wird die stilistische Typografie zum primären Kommunikationselement zwischen Kund*in, Produkt und Philosophie des Stores. Die Tonne bleibt unbeschädigt und damit kreislauffähig.
Studierende:
Marie-Lysann Knauber
Pauline Gondek
Ellen Church
Antonia Herschel
Sarah Mende
Kaja Semmler
Paula Neubig
Oona von Oertzen
Nora Fenkner
Leonora Schlüter
Luise-Charlotte Gaßmann
Jonathan Knappe
Studierende:
Marie-Lysann Knauber
Pauline Gondek
Ellen Church
Antonia Herschel
Sarah Mende
Kaja Semmler
Paula Neubig
Oona von Oertzen
Nora Fenkner
Leonora Schlüter
Luise-Charlotte Gaßmann
Jonathan Knappe