Hotel zur Verwerfung (Halle - Delphi - Istanbul)
Mirjam Schwab
Perspektive halböffentlicher Hotelbereich Halle mit Trinkbrunnen
Durch die Verschiebung von tektonischen Platten können Bruchstellen in den obersten Gesteinsschichten der Erdkruste entstehen - sogenannte Verwerfungen. In Halle verläuft eine solche quer über den Marktplatz und förderte einst Solequellen zu Tage. In Delphi bei Amfissa entstand auf diesem Wege eine Gasquelle - an dieser Stelle wurde das Orakel von Delphi etabliert. Vor Istanbul bildete sich das Marmarameer mit den Prinzenzinseln. Das Hotel zur Verwerfung macht dieses Phänomen räumlich erfahrbar. Ausgehend von der Lobby zieht sich ein Riss durch alle Stockwerke und wird dabei von Metallgitter überbrückt. Dort wo durch den Einschnitt Freiraum entsteht finden sich, auf jedem zweiten Stockwerk, halböffentliche Orte. Sie holen die jeweilige Stätte der drei Standorte ins Gebäude. Eine Auskragung lädt zum Verweilen ein, bietet Ausblick in die Tiefe, nach draußen oder auf eine Gabionenwand gegenüber. Übernachtet werden kann im Einzelzimmer, Doppelzimmer oder zwei Suiten. Im Zimmer versetzen eingestellte Wände aus Stampflehm die Gäste ins Gesteinsinnere, durch das Verschieben von Vorhängen ist eine individuelle Teilung und Aneignung des Raumes möglich.
HotelHotelHotel
Eine Hotel-Trilogie in drei Städten
Entwurfsprojekt WiSe 2020/21, Prof. Rita Rentzsch, KM Janna Nikoleit
Hotel Feininger (Halle - Weimar - Usedom)
Anna Rüffert und Leonie Schima
Außenansicht mit farbigem Fensterglas
Für Einige sind sie kostbare Sehnsuchtsorte für Andere alltägliche Notwendigkeit: Hotels. Sie sind gleichermaßen Transiträume wie auch temporäre Heimaten. Der zeitlich begrenzte Aufenthalt in ihnen erlaubt Reisenden provisorische Identitäten und ermöglicht außergewöhnliche Begegnungen sowie erinnerungswürdige Erlebnisse. Insbesondere in Filmen werden ihre Räume zu eigenen Kosmen, die zum Träumen oder Fürchten einladen.
Aufgabe
Welches Thema verbindet Halle an der Saale mit zwei weiteren europäischen Städten? Unter dieser Überschrift soll ein Hotellerie-Konzept für die drei Standorte erwachsen. Bauliche Grundlage für die Entwürfe bildet die zeitgenössische Hotelarchitektur des „the niu Ridge“ im Stadtzentrum von Halle. Ausgehend vom städteüberspannenden Thema wird in die Architektur der Funktionsbereiche Zimmer, Lobby und Erschließung eingegriffen und ein Variationskonzept herauskristallisiert. Anschließend findet die gestalterische und konstruktive Vertiefung eines der drei Raumschwerpunkte statt. Parallel zur Entwurfsarbeit wird der vielfältigen Rolle von Hotels in Spielfilmen nachgegangen.
Exkursion und Workshop
Zwei intensive Tage lang erkundet die Projektgruppe in Hamburg Hotelbauten von Superieur bis Herberge, erhält Einblicke in Gestaltungsprozesse der Hotelplanung im Architekturbüro Ratschko und erlebt einen künstlichen Himmel mit Anna Wawrzyniak von Andres + Partner Lichtplanung.
Im Workshop Raumgefüge unterstützt die Innenarchitektin Judith Bachmann die Studierenden bei ersten räumlichen Experimenten im Modell. In vier Tagen schaffen Kreativmethoden Zugänge zur Übersetzung der Hotelthemen in die Gestaltung von Zimmern, Lobby und Fluren sowie möglicher Variationen.
Hotel zur Verwerfung (Halle - Delphi - Istanbul)
Mirjam Schwab
Grundriss Zimmeretage Halle mit Trinkbrunnen
MAC – Media Art Cube (Halle - Linz - Utrecht)
Theresa Lässer und Lisa Wegmershausen
Schnittperspektive Lobby mit schwebendem Ausstellungskubus
Die Kulturszenen von Halle, Linz und Utrecht sind geprägt von jährlich stattfindenden Medienkunst-Festivals. Werkleitz, Ars Electronica und Impact erfahren durch die MAC-Hotels eine neue Form der bleibenden Repräsentation. In Halle entsteht ein High-Tech-Hotel mit vielseitigen Schnittstellen zwischen Kunst und Alltag. Teaser ausgewählter Festivalbeiträge sind auf unerwartete Weise in das Hotelerlebnis integriert. Zentraler Erlebnisraum ist ein Kubus, der über der Lobby schwebt. In ihm können Gäste mittels Augmented Reality wechselnde Highlight-Werke erkunden. Die Veranstaltungsfläche unter dem Kubus lässt sich über die Festivalzeiten hinaus in Räume für Performances und Vorträge zonieren. Auch in den Hotelzimmern richtet sich der Blick auf die Kunstwerke. Dafür wird die Fassade selbst zur Medienträgerin.
MAC – Media Art Cube (Halle - Linz - Utrecht)
Theresa Lässer und Lisa Wegmershausen Visualisierung Ausstellungserlebnis per Augmented-Reality-Brille im Kubus
Hortus Botanicus (Halle - Amsterdam - Padua)
Lucia Bösl-Herranz, Marie-Lysann Knauber
Visualisierung Hotelzimmer mit organischem Sitzmöbel und Herbariumsfenster
Die Städte Halle, Amsterdam und Padua besitzen historisch wertvolle Botanische Gärten. Auf ihren grünen Pfaden wandeln auch die Gäste der Hotelreihe Hortus Botanicus. Die Empfangshalle gleicht einem luftigen hellen Gewächshaus, in dessen Mitte eine Skulptur der Symbolpflanze jeder Stadt die Blicke einfängt. Weitere Pflanzengattungen stehen Pate für die Orientierung Im Hotel, deren Geschosse botanischen Familien gewidmet sind.
Beim Spazieren durch die geschwungenen Flure laden verwunschene Lieblingsorte zum Beobachten und Verweilen ein. Die Hotelzimmer sind geprägt von organisch geformten Sitzlandschaften und Pflanzenmotiven auf großformatiken Herbriums-Fenster, die Tageslicht in die Duschoasen leiten. Eine neue organische Gebäudehülle verortet das Hotel kontrastreich in der geradlinigen Architektur der Umgebung. So entsteht ein grüner Fleck in der grauen Stadtlandschaft.
Hortus Botanicus (Halle - Amsterdam - Padua)
Lucia Bösl-Herranz, Marie-Lysann Knauber
Explosionsaxonometrie Hotelzimmer (links), Herbariumsfenster (rechts)
Hotel Feininger (Halle - Weimar - Usedom)
Anna Rüffert und Leonie Schima
Visualisierung eines Familienapartments
Halle, Weimar und Usedom sind die großen deutschen Wirkungsstätten des Künstlers Lyonel Feininger. Das Hotel Feininger zitiert an diesen Standorten je eines seiner Gemälde. Prägende Farbigkeiten finden sich in Glaspaneelen an den Gebäudefassaden wieder.
Inspiriert vom Reiseverhalten des Künstlers, bietet das Hotel eine Kombination aus Kapselräumen für Fahrradtourist*innen und Geschäftsreisende sowie Apartments für Familien und Gruppenreisende an. Der abstrakt-überhöhte Stil aus seiner Malerei wird in die Gestaltungssprache übersetzt. Die räumliche Struktur spielt mit Enge und Weite. Die Anordnung von Kapseln und Apartmentgrundrissen erzeugt spannende Flur- und Freiräume mit ungewohnten Perspektiven. Mit dem Blick durch die farbigen Fenster wird an die kristalline Transparenz der Malerei Feiningers erinnert.
Hotel Feininger (Halle - Weimar - Usedom)
Anna Rüffert und Leonie Schima
Explosionsaxonometrie einer Schlafkapsel für Radreisende
Exkursion nach Hamburg: Einblick in die Gestaltung mit Licht mit Anna Wawrzyniak von Andres + Partner
Foto: Janna Nikoleit
Exkursion nach Hamburg: Führung im The Westin Hotel in der Elbphilharmonie
Foto: Theresa Lässer
Der Flaneur (Halle - Porto - Turin)
Zoé Langer
Visualisierung Blick von der Galerie in die Lobby im Hotel in Turin
Gäste reisen mit dem Zug nach Turin, Porto und Halle. Deren charaktervolle Architekturen folgen eigenen Regeln: Turin ist gradlinig, mächtig und elegant, wirkt wie in der Zeit stehen geblieben. Porto ist verwinkelt, verspielt und feminin. Halle ist von den Kontrasten eng und weit sowie alt und neu geprägt. Um diese Charaktere zu begreifen, hilft es, sich beim Flanieren zu verlieren. Während des Schlenderns und Beobachtens erfasst der Blick besondere Details der Stadtgestalt. Gordon Cullens „Vokabular der Stadt“ dient als Grundlage der Analyse der drei Städte für die Gestaltung der Hotels. Die Foyers prägen eingestellte Kuben, deren Oberflächen spezifische Architekturmerkmale zitieren. Von einer Galerie aus, sind Gäste eingeladen, das Geflecht aus Weg und Platz zu entdecken und die anderen Gäste zu
beobachten.
Der Flaneur (Halle - Porto - Turin)
Zoé Langer
Axonometrie der Lobby
KunstRaumHotel (Halle - Eindhoven - Lódz)
Hannah Mühlbach und Nadja Schulze
Visualisierung Blick aus dem Hotelflur in den Artist-in-Residence Kubus
Dieses Hotel ist für Städte mit Kunsthochschulen konzipiert. Es verbindet Schlafplätze und Begegnungsräume für Kunstschaffende sowie Kunstinteressierte. In den Hotelzimmern können Gäste jederzeit selbst gestalterisch eingreifen: stadtspezifische Aktionswände machen Mut zur Veränderung. Beginnend im ersten Obergeschoss kragen sechs doppeletagige Atelier-Würfel aus der Gebäudehülle aus. Ein eigenes Artist-in-Residence-Programm bietet hier Kunstschaffenden Arbeitsräume auf Zeit. Während des Aufenthaltes können die Künstler*innen frei wirken als auch wohnen und gestatten den Hotelgästen Einblicke in ihre Arbeit. Die Lobby im Erdgeschoss lässt sich durch drei mobile raumhohe Kuben flexibel zonieren. Am Ende jedes Stipendien-Turnus verwandelt sie sich in einen Galerieraum für Publikum von nah und fern.
KunstRaumHotel (Halle - Eindhoven - Lódz)
Hannah Mühlbach und Nadja Schulze
Schnittperspektive Artist-in-Residence Kubus
Weißes Gold (Halle - Salzburg - Ocna Sibiuliu)
Marie-Sophie Runge
Visualisierung Hotelzimmer mit eigener Dampfsauna im Wellnessbereich
Salz war einst ein kostbarer Rohstoff. In Halle (Saale), Ocna Sibiului und Salzburg wurde das „weiße Gold“ auf unterschiedliche Weise abgebaut. Bis heute ist das Salz in diesen Städten präsent. Neben dem historischen Wirtschaftsaufschwung wirkt sich Salz von jeher positiv auf die Gesundheit, den Geist und die Seele der Menschen aus. Das Wellnesshotel „Weißes Gold“ macht das Salz zur sinnlichen Erfahrung für alle Gäste. In der Lobby repräsentiert eine auffällige Reliefwand die Art der Salzgewinnung der jeweiligen Stadt. Zusätzlich bietet die Salzbar ein geschmackvolles Getränk zum Tagesausklang. Die Hotelzimmer besitzen private Wellnessbereiche mit Salzsauna und besonders gestalteten Ruheflächen. Da gute salzhaltige Luft kein Luxus sein soll, befindet sich im obersten Geschoss des Hotels auch ein öffentlicher Saunabereich.
Weißes Gold (Halle - Salzburg - Ocna Sibiuliu)
Marie-Sophie Runge
Axonometrie Lobby mit Variation der Reliefwand
Collision by 10° (Halle - Berlin - Hamburg)
Ellen Church
Konzeptdarstellung Soli-Hotel orientiert an der Struktur von Hausprojekten
Wenn man auf das Hotel zugeht, wirkt es einladend - in der Kneipe sind Leute zu sehen, die angeregt miteinander reden. Der Kneipenraum tritt aus dem Gebäude hinaus und schafft so eine Verbindung von Auflen nach Innen. Das Hotel ist in verschiedene Stufen der Öffentlichkeit unterteilt, im Erdgeschoss ist der öffentlichste Bereich. In den höheren Etagen sind Aufenthaltsräume und Zimmer für die Hotelgäste. Planung und Gestaltung des Hotels orientieren sich an Formen des kollaborativen Wohnens, wie es in Hausprojekten gelebt wird. Der daraus entstandene Aufbau beinhaltet Bereiche des Zusammentreffens und Austauschens. Die einzelnen Bereiche sind schräg zum Gebäude angeordnet. Sie stellen sich, wie es die Hausprojekte tun, schräg zu geltenden Normen und fragen nach neuen Formen des Miteinanders. Es handelt sich bei diesem Hotel um ein Soli-Hotel. Materialien und Möbel werden dabei nicht fest vorgeschrieben - sie sollen sich vielmehr an den lokalen Möglichkeiten orientieren.
Ein.Fluss.Reich (Halle - Avignon - Murmansk)
Sarah Mende und Charlotte Priebe
Schnittperspektive Suite Hecht
Schwerelos im Wasser treiben und sich von der Strömung tragen lassen... Dieses Hotel offenbart seinen Gästen die Welt der Flussfische. An den Standorten Halle, Avignon und Murmansk prägen fischreiche Flüsse das Stadtbild. Im Ein.Fluss.Reich werden deren Flussbetten als Lebensräume erlebbar. Hotelzimmer gibt es in drei Kategorien: das Standardzimmer für alleinreisende Fische wie den Döbel, das Kombizimmer für Schwarmfische wie den Marmorkarpfen und die Maisonette-Suite für den Hecht mit viel Platzbedarf. Die Lobby wird von fließenden Deckenvorhängen in Empfang, Restaurant und Arbeitsbereiche für geschäftlich Reisende zoniert. Mäandernde Flure mit wasserinspirierten Deckenreliefs führen die Gäste auf ihre Zimmer oder bieten Nischen zum Verweilen. In feinen Zitaten ist das Flussleben in diesem Hotel allgegenwärtig.
Ein.Fluss.Reich (Halle - Avignon - Murmansk)
Sarah Mende und Charlotte Priebe
Axonometrie Lobby mit Arbeitskapseln und Frühstücksbereich
Exkursion nach Hamburg: Fährfahrt auf der Elbe
Foto: Janna Nikoleit
mit den Studierenden:
Lucia Bösl Herranz
Ellen Church
Marie-Lysann Knauber
Tabea Zoé Langer
Theresa Lässer
Sarah Mende
Hannah Mühlbach
Charlotte Priebe
Marie-Sophie Runge
Anna Rüffert
Leonie Schima
Nadja Schulze
Mirjam Schwab
Lisa Wegmershausen
Workshop Raumgefüge
Judith Bachmann
Projektbetreuung
Prof. Rita Rentzsch
KM Janna Nikoleit
mit den Studierenden:
Lucia Bösl Herranz
Ellen Church
Marie-Lysann Knauber
Tabea Zoé Langer
Theresa Lässer
Sarah Mende
Hannah Mühlbach
Charlotte Priebe
Marie-Sophie Runge
Anna Rüffert
Leonie Schima
Nadja Schulze
Mirjam Schwab
Lisa Wegmershausen
Workshop Raumgefüge
Judith Bachmann
Projektbetreuung
Prof. Rita Rentzsch
KM Janna Nikoleit