Ansicht Filterfassade | Darstellung: Jannis Block
Die letzten Dinge...
Umnutzung der ehemaligen Leichenhalle St. Laurentius in Halle zu einem Abschiedsraum
Entwurfsprojekt Wintersemester 2023/2024
Vertretungsprofessor Robert Laser und KM Jannis Block
Hintergrund
An der Grenze zwischen einem prachtvollen botanischen Garten und einem Friedhof steht eine kleine Fachwerkremise. Diese Leichenhalle aus der Mitte des 18. Jh. wird heute als Schuppen für Schubkarren, Gießkannen und Pflanzensamen genutzt. Das Einraum- Gebäude ist symmetrisch, ca. 4 x 6 x 4 Meter groß, allseitig geschlossen und hat nur eine gerichtete Öffnung nach draußen. Hier war immer Ruhe bis auf die wenigen leisen Gespräche oder das Weinen und Lachen der Angehörigen oder ferne Geräusche der Stadt. Die Menschen heute leben länger und gesünder und verlieren vielleicht auch deswegen weniger Gedanken an ihre Endlichkeit. Dabei kann die Verabschiedung der erste Schritt aus dem Verlustschmerz über die Trauer zum Trost wieder ins Leben sein. Wie wäre es, wenn diese Remise hier zwischen Friedhof und Garten, zwischen Vergehen und Wachstum als Abschiedsraum wieder genutzt wird. In ihm ist Raum für die Bahre, für Plätze drum herum, 5 Fassaden für Licht und Welt und Platz für die letzten Dinge …
Aufgabenstellung
In Gruppenbearbeitung soll von der Mitte (der Bahre) aus das Gebäude geöffnet werden. Das Dach und die Gefache der Fassaden sollen als Filter für Licht und Geräusche und somit als Übergänge zum öffentlichen Raum neuinterpretiert werden. Der Ablauf der Aufbahrung und des Abschiednehmens wird nachvollzogen und daraufhin so möbliert, dass verschiedenste persönliche Szenarien mit Nähe und Distanz möglich werden. Hier darf erzählt, geschwiegen, gegessen, geweint und getanzt werden. Die dafür notwendige Infrastruktur wie Küche, Sanitär, Kühlung und Übergangsräume sind als Ergänzungsbauten zu entwickeln. Die Erschließungsrichtung kann verändert werden. Der Boden und dessen Fläche kann als Bildwerk aus Teilen zum Ganzen begriffen werden. Der Abschiedsraum kann frei von beschränkenden kulturellen Symbolen und voll von Lebenszeichen sein.
Arbor | Modellfoto Außen
Arbor
Emilia Kopp und Sonja Fleischmann
An der Schnittstelle zwischen Botanischem Garten und Friedhof gelegen, betont der Abschiedsraum Arbor eine Verknüpfung zwischen Natur und Erinnerung. Durch die Integration heimischer Pflanzen, natürlicher Materialien und sanfter Beleuchtung entsteht eine ruhige und harmonische Atmosphäre. Dabei grenzen subtil reflektierende Wände das Gelände behutsam von seinem Umfeld ab. Der Abschiedsraum ermöglicht den Besuchenden, ein lebendiges Zeichen zu setzen, indem sie dessen interaktive Fassade selbst mit kleinen Bäumen bepflanzen. So wird Arbor nicht nur zu einem Ort des Abschieds, sondern auch zu einem Ausdruck gegenseitigen Trosts und gemeinsamen Gedenkens.
Arbor | Visualisierung Außenraum
Arbor | Modellfoto Innenraum
Arbor | Visualisierung Innenraum
Der große Vogel | Modellfoto Außen
Der große Vogel
Joel Seele
Die alte Leichenhalle des St. Laurentius Friedhof soll zu einem Abschiedsraum umgestaltet werden. Für die notwendige Infrastruktur bedarf es nach Grundlagenanalyse einen Erweiterungsbau. Dieser stellt dem Bestand ein ähnlich großes Volumen gegenüber, wobei er sich in seiner Erscheinung zurücknimmt. Zwischen diesen Baukörpern spannt sich ein Dach auf, welches beide Gebäude miteinander verschmelzen lässt. Dadurch entsteht ein Platz zum Ankommen und Gedenken. Das Dach erhöht sich oberhalb der Bestandsstruktur des Abschiedsraums durch ein umlaufendes Fensterband, welches sich hinter die Fassadenhülle aus Wellblech setzt. Im Innern des Abschiedsraums bieten die mit Lehm verputzten Wände eine warme Umgebung und wenden die Konzentration auf die zentral angeordnete Bahre. Die vor das Fensterband gesetzte Fassade lässt durch ihre Perforation Tageslicht eintreten und schafft eine atmosphärische Wechselwirkung zwischen Innen- und Außenraum.
Der große Vogel | Axonometrie
Der große Vogel | Visualisierung Außenraum
Der große Vogel | Visualisierung Innenraum
Vis à Vis | Modell Außen
Vis à Vis
Cornelia Karipidou & Svenja Maier
Die Welt erschließt sich dem Menschen durch Gegensätze wie Licht und Dunkelheit, Freude und Trauer, Leben und Tod. Diese Dualitäten prägen unsere Wahrnehmung, sind entgegengesetzt und dennoch untrennbar miteinander verbunden. Die Fachwerkremise, gelegen zwischen dem botanischen Garten und dem Friedhof, symbolisiert den Fluss von Werden und Vergehen. Durch die Entfernung einer trennenden Mauer entsteht ein natürlicher Übergang, wobei die Remise als verbindender Schnittpunkt fungiert.
Der Entwurf interpretiert die Dualitäten architektonisch neu, basierend auf der Metapher „Der Tod stellt das Leben auf den Kopf“. Die Fachwerkremise wird buchstäblich auf den Kopf gestellt, um einen zeitgenössischen Neubau mit dienenden Räumen und einer Leichenkühlzelle zu schaffen. Im Bestandsgebäude hingegen findet die Aufbahrung statt. Die historische Remise bewahrt dabei ihren Charme und verleiht dem Ort eine lebendige Aura vergangener Epochen. Die Halbkreisform der Rundbögen der Remise finden sich im Neubau gespiegelt wieder, bilden eine stilgebende Fassade und komplettieren das Ganze. Dieser Dialog zwischen Alt und Neu, Leben und Tod wird als Hommage an die Dualität des Lebens verstanden.
Vis à Vis | Axonometrie
Vis à Vis | Visualisierung Außenraum
Vis à Vis | Modellfoto Innenraum
Das Flimmern danach | Modellfoto Außen
Das Flimmern danach
Riana Bußmann & Caroline Fischer
Zwischen zwei Welten steht ein Gebäudeensemble, das durch seine flimmernde Leichtigkeit zwischen diesen vermittelt. Eine Schwelle zwischen Leben und Tod, dem Davor und dem Danach, an der Innen und Außen verschwimmen. Lamellenartig fächern sich Torbögen aus verkupferten Stahl an den Seiten der Remise auf, welche die Rundbögen des Fachwerks aufgreifen und so umlaufende Gänge bilden. Große Bogenelemente, die sich über die gesamte Breite des Gebäudes spannen, markieren die Übergänge von drei Bereichen: Eine Hofsituation mit Plätzen zum Verweilen, einen Aufbahrungsraum in der ehemaligen Remise und einen Aufenthaltsraum, der sich als Neubau angliedert. Durch einen behutsamen Umgang mit dem Vorhandenen behält das Bestandsgebäude seinen Charakter und wird durch eine Dachdeckung aus gläsernen Biberschwanzziegeln von oben belichtet. Der Neubau ist durch die hier innen liegenden Torbögen in einen offenen Aufenthaltsraum und zwei Seitentrakte gegliedert, in denen sich die Nebenfunktionen befinden.
Das Flimmern danach | Lageplan
Das Flimmern danach | Visualisierung Außenraum
Das Flimmern danach | Visualisierung Innenraum
Extrudus | Modellfoto Außen
Extrudus
Johann Seidl & Paul vom Stein
Um die sakrale Qualität des Bestandsgebäudes zu erhalten, folgt die Architektur einem parasitären Prinzip: Der Parasit schiebt sich aus den Bögen des Fachwerks. Dort befindet sich die für eine Aufbahrung notwendige Infrastruktur. Die Remise bleibt als Raum vollständig erhalten. Hier findet die Aufbahrung statt. Der Raum öffnet sich zur Südseite. Dort befindet sich ein Garten. Auch an dieser Seite wurden Körper durch die Bögen geschoben. Sie sind in den Garten spaziert und umgekippt.
Extrudus | Axonometrie
Extrudus | Visualisierung Außenraum
Extrudus | Modellfoto Innenraum
Patio | Modellfoto Außen
Patio
Gloria Magvas & Nina Schmid
Das Bestandsgebäude befindet sich auf dem St. Laurentiusfriedhof angrenzend an den Botanischen Garten. Der Entwurf „Patio“ schafft einen Raum für Trauernde, um gemeinsam Abschied von einer verstorbenen Person zu nehmen. Das Gebäude kann vom Friedhof als auch vom Botanischen Garten erschlossen werden. Der Entwurf besteht aus vier Bauelementen: drei identisch große Körper und dem Bestandsgebäude. Die vier Bauteile formen gemeinsam einen zentralen Innenhof. Hier verschmelzen Ankunft und Abschied der Gäste. Die Funktionsräume sind in den L- förmigen Neubauten untergebracht. Charakteristisch für den Entwurf ist die Filterfassade aus Kalksandstein. Sie findet sich im Bestand der Ausfachung sowie in den Seitenwänden der Neubauten wieder. Das Eindringen von Licht durch die Filterfassade erzeugt im Innenraum ein Wechselspiel aus Licht und Schatten. Der zentrale Ort des Abschiedes stellt das Bestandsgebäude dar. Die Bahre befindet sich mittig im Raum und die Sitzmöglichkeiten können individuell im Raum positioniert werden. Auf diese Weise haben die Trauernden die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie der verstorbenen Person nahe sein oder sich mit Distanz verabschieden möchten.
Patio | Lageplan
Patio | Modellfoto Innenraum
Patio | Visualisierung Innenraum
Essenz | Modellfoto Außen
Essenz
Christiane Wöhrmann
Der Friedhof und der Botanische Garten liegen direkt nebeneinander, werden jedoch durch eine Mauer getrennt. Die Leitidee des Entwurfes ist es, die Trennung zu durchbrechen und beide Seiten zu verbinden. Die vom Friedhof an die Mauer angrenzende Remise wird zu einem Abschiedsraum umfunktioniert. Auf der gegenüberliegenden Seite bildet ein Neubau, der in seinen Dimensionen den Bestand zitiert, einen Begegnungsraum für Trauergäste. Die Mauer als Verbindung zwischen den Gebäuden ermöglicht durch bewusst gesetzte Öffnungen eine Erschließung beider Bereiche mit Plätzen zum Verweilen und leitet die Trauernden bedachtsam zum Abschiedsraum. Durch eine Verbreiterung der Mauer können hier alle Nebenfunktionen untergebracht werden, sodass die Gebäude auf ihre zentralen Bestandteile reduziert werden können. Eine große Besonderheit ist die Filterfassade des Abschiedsraumes. Zwischen den Stoßfugen des Ziegelverbandes sind Glasscheiben eingesetzt, die im Innenraum eine andächtige Lichtstimmung erzeugen.
Essenz | Axonometrie
Essenz | Visualisierung Außenraum
Essenz | Visualisierung Innenraum
Essenz | Visualisierung Innenraum
Studierende
Sonja Fleischmann
Emilia Kopp
Caroline Fischer
Riana Bußmann
Joel Seele
Christiane Wöhrmann
Cornelia Karipidou
Svenja Maier
Gloria Magvas
Nina Schmid
Johann Seidl
Paul vom Stein
Workshop Licht + Filterstrukturen
Maren Englisch | Kinzo, Berlin
Gastkritik Zwischenpräsentation
Josepha Landes | Bauwelt, Berlin
Workshop Modellbau
Ilja Oelschlägel | Produktdesign, Leipzig
Studierende
Sonja Fleischmann
Emilia Kopp
Caroline Fischer
Riana Bußmann
Joel Seele
Christiane Wöhrmann
Cornelia Karipidou
Svenja Maier
Gloria Magvas
Nina Schmid
Johann Seidl
Paul vom Stein
Workshop Licht + Filterstrukturen
Maren Englisch | Kinzo, Berlin
Gastkritik Zwischenpräsentation
Josepha Landes | Bauwelt, Berlin
Workshop Modellbau
Ilja Oelschlägel | Produktdesign, Leipzig