Exkursion nach Potsdam
Camouflage Hideaway
Strategien zur Tarnung einer Kleinarchitektur
Entwurfsprojekt WiSe 2018/19, Prof. Rita Rentzsch, KM Gregor Müller
Fassaden sind die Gesichter von Bauwerken. Sie können frisch oder alt sein, schmücken oder Zurückhaltung zeigen, ihr Innenleben lesbar machen oder vor Einblicken schützen. Sie erzählen Geschichten. Oft geben sie Aufschluss über die Funktion im Inneren. Je nach architektonischer Idee reagieren Fassaden auf ihre Umgebung oder sind sich selbst genug. Dieses Projekt untersucht in besonderem Maße das Zusammenspiel von Gebäudehülle und umgebendem Raum.
Aufgabe
Für eine selbst gewählte Umgebung soll eine Kleinarchitektur mit einer Grundfläche von 8qm entworfen werden. In dem Bau soll eine Person übernachten und einer weiteren Tätigkeit nachgehen können, die zum Ort passt. Dazu soll eine einzigartige Außenhaut für das jeweilige Bauwerk entwickelt werden, die in besonderer Weise auf ihre Umgebung eingeht. Die Fassadenelemente sollen in Kleinserie produzierbar sein. Ausgiebige Experimente mit unterschiedlichen Materialien und Möglichkeiten der Bearbeitung und Verfremdung unterstützen den Entwurfsprozess.
Workshops
In einem viertägigen Workshop wurden die Studierenden durch die beiden Gestalter Gabriel Tecklenburg und Fabian Sachsenröder bei der Konzeptfindung unterstützt. Anhand verschiedener Methoden und systematischer Herleitung wurden Charaktere für die einzelnen Entwurfsprojekte erfunden und mit einer selbst gewählten Umgebung verknüpft. Außerdem unterstütze das MAKE-Team die Gruppe in einer dreitägigen Session mit Materialexpertise. Hier wurde die Umsetzung von Fassadenteilen im Maßstab 1:1 durch entsprechende Experimente vorbereitet und deren Wirkung erprobt.
Workshop Design Thinking
mit Fabian Sachsenröder & Gabriel Tecklenburg
Workshop Material mit MAKE
Heideskop – Souvenierwerkstatt in Violett
Bianca Voigt
Erika betreibt in der Lüneburger Heide einen kleinen Souvenirladen. Besonders beliebt sind ihre Kaleidoskope, die sie in ihrem Kleinod fertigt. Die Werkstatt wird von einem wandelbaren Möbel organisiert. Eine Arbeitsfläche lässt sich leicht durch Um- und Aufklappen zu Schreibtisch und Schlafgelegenheit umbauen. In die luftdurchlässigen Schubladen sortiert Erika ihre gesammelten Naturmaterialien zum Trocknen. Fünf Stufen führen hinab zum Eingang. Gearbeitet und geschlafen wird auf Augenhöhe mit der Heidefläche. Das umlaufende Fensterband ermöglicht einen großzügigen und weitschweifenden Ausblick. Mit dem Versenken der Architektur in den Boden fügt diese sich in die flach-hügelige Landschaft ein. Schuppenartig angeordnete Spiegelelemente gestalten die Fassade. Deren gesandstrahlte, matte Oberflächen reflektieren die jeweiligen Farbstimmungen der verschiedenen Vegetationszeiten und tarnen das Kleinod auch während der farbintensiven Blütezeit der Heidepflanzen.
knarzen knacken knallen – A gromms Holz gibd au a grads Häusle
Johannes Diller & Romina Siegert
Die japanische Medizin attestiert dem Wald schon lange heilende Kräfte. Diesen sogenannten Biophilia-Effekt hat Clemens Arvay beschrieben und dazu Trainingsmethoden im Wald entwickelt.
Gleichgesinnte haben im tiefsten Schwarzwald, fernab der Zivilisation, eine puristische Holzhütte gebaut. Der Eingang öffnet sich großformatig durch ein „Spalten“ des Hauses schräg zum vollverglasten Giebel. Die Seitenwände und Dachflächen sind mittels Holzreibschweißen zu einem Brettstapelelement aus Weißtanne verbunden, innen gehobelt – außen gespalten. Die vorgefertigten Wandelemente werden vor Ort mit einer Schattenfuge auf der Betonbodenplatte und der Giebelwand aus Stampfbeton montiert. Im Inneren entwächst dem Giebel ein Monolith gleichen Materials. Dieser vereint Feuerstelle, Wasserbecken und Aufbewahrungsmöbel. In einer Destille wird dort frisch gesammeltes Pflanzenmaterial zu ätherischen Ölen konzentriert.
Fallend und fließend – Saunieren mit Naturdusche
Zoé Langer & Muhannad Shro
Auf der Wanderung vom Kurort Scheidegg im Allgäu in den Wald hinein liegt der Scheidegger Wasserfall: Ein kleiner Wasserfall in einer runden Felsschlucht, der von einem seichten Becken in einen Bach fließt. Auf halber Höhe in der graugrünen Felswand nistet sich entlang eines Vorsprungs eine Kleinarchitektur zum Saunieren ein. Der Baukörper ist von vertikalen Lamellen aus gebeizter Lärche geprägt. Auf der zur Schlucht gerichteten Seite ergeben die Lamellen eine fließende angelehnt an das Felsrelief. Ein Steg ermöglicht den Zugang zur aufgeständerten Kleinarchitektur. Diese enthält eine Sauna und einen Ruhebereich. Der zentrale Saunaofen verbindet beide Räume miteinander. Die Sauna öffnet sich zum Wasserfall hin durch eine große Fensterfront. Im Ruheraum kann man sich nach dem Saunagang und der kalten Wasserfalldusche am Kamin aufwärmen und entspannen.
Hoch hinaus! – Eine Forschungsstation für Falter
Sarah-Inti Ohl & Janna Radlow
Die alte Schießanlage in der Franzigmark, nördlich von Halle prägt den Ort durch ihre architektonische Struktur und Materialität. Das ehemalige Militärgebiet ist heute ein Schutzgebiet mit wertvollen Bioindikatoren. In Zukunft soll hier eine Falter-Forschungsstation zur Beobachtung von Berghexe bei Tag und Goldhaar-Rindeneule bei Nacht entstehen. Die Idee ist es, Vorhandenes weitestgehend unberührt zu lassen und die eingefügte Architektur nur bei Verwendung sichtbar zu machen. Bei Nichtnutzung versteckt sich das Neue hinter dem Alten. Bei Nutzung entfaltet sich der Baukörper zu einem Aussichtspunkt. Der enstandene Raum lässt den freien Blick in die umgebende Natur zu. Inspiriert ist die Architektur von dem feinen Flügelaufbau der Falter. Die filigrane Konstruktion mit ihrer transluzenten Haut scheint über der Schießanlage zu schweben. Nachts verwandelt sich das Haus in einen Leuchtkörper.
Hoch hinaus! – Eine Forschungsstation für Falter
Sarah-Inti Ohl & Janna Radlow
Axonometrie
Laut am Strand – Ein Proberaum am Meer
Alfiia Koneeva
Wir alle brauchen manchmal einen Ort, an dem uns keiner hören kann und an dem wir so laut sein können, wie wir wollen. Seitdem sich die Beschwerden in seinem Wohnhaus häufen, spielt André an so einem freien Ort Schlagzeug. In einer kleinen Hütte am Strand der Ostsee findet er die nötige Abgeschiedenheit zum Üben und Jammen mit seiner Band. Die Hütte teilt sich in zwei Bereiche. Das kompakte Einbaumöbel bietet Platz für eine Teeküche und eine kleine Schlafnische. Der Proberaum bietet Platz zum ungestörten Musizieren. Seine Außenhülle kann am Abend für Strandkonzerte geöffnet werden. Die aufgeklappten Wandflächen generieren eine Bühne, auf der André mit seiner Band spontan Konzerte spielt. Die Fassade besteht aus Korkelementen, die in Form, Farbe und Anordnung ihre Umgebung interpretieren.
Copper Cabana – Dokumentation eines Wandels
Björn Schlichting & Hannah Schönicke
Tag X am Tagebau Profen. Die mächtige Maschinerie wird abgebaut und die Arbeiterinnen und Arbeiter verlassen den Ort. Viele von ihnen haben hier 20 Jahre lang Kohle gefördert. Die Zeiten ändern sich. Schon bald wird die kahle, braune Erde von frischem Grün bedeckt sein und in absehbarer Zeit werden sich hier Feriengäste und Einheimische am neu angelegten Badesee sonnen. Am Rand des Tagebaus steht eine kleine kupferne Hütte. Hier malt ein Künstler regelmäßig ein Bild, das er seiner Daumenkinomaschine hinzufügt. So können alle, die über die Hütte stolpern, den Wandel der Zeit mit eigenen Augen nachvollziehen und landen am Ende beim Blick auf den derzeitigen Tagebau Profen durch die Staffelei. Genauso wie dieser Ort verändert sich die Haut des Hauses Tag für Tag: von metallisch glänzend zu braun und schließlich zu grün.
Hose runter Schuhe aus – Ein Ort zum Entkleiden
Robert Hahn & Daniela Svobodova
Der Entwurf richtet sich an die Sächsischen Nacktwanderfreunde. Sie bezeichnen sich selbst als Naturisten, die sich auf eine ursprüngliche und naturbezogene Wertbildung berufen. Dafür organisieren sie Nacktwanderungen in größeren Gruppen wie auch Nacktradtouren. Die Kleinarchitektur ist ein Ort, an dem sich die Nacktwanderer in geschützter Umgebung entkleiden können. Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Gepäck für die Zeit der Wanderung in Spinden zu lagern. Die Architektur zitiert die Entstehungsgeschichte des Elbsandsteingebirges: vom Prozess der Ablagerung über die Verdichtung bis hin zur Ausspülung. Der dafür eingesetzte Stampflehm wird schichtenweise in eine Schalung gegeben und verdichtet. Langsam spült die Witterung die Oberfläche aus. Dabei wird der Zuschlagsstoff Schwarzer Basalt freigelegt, der dann die Erscheinung der Außenhaut bestimmt. Die Architektur bekommt eine graue bis schwarze Färbung entsprechend dem Sandstein in der natürlichen Umgebung.
Humulus Lupulus – Zeremonie im Hopfenfeld
Philip Fladung & Al-Lissa Mujakovic
Im Herzen Bayerns liegt die Hallertau und ist mit 2400 km² das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Der Hopfen prägt das Landschaftsbild, vor allem aber die Identität und die Kultur der ganzen Region. Inmitten eines Hopfenfeldes entsteht eine Kleinarchitektur für eine Hopfenzeremonie zur Vermittlung der wohltuenden und heilenden Wirkung der Pflanze. Die Architektur orientiert sich an der Struktur des Feldes und an dem Wachstum des Hopfens. Die Fassade aus individuellen Keramikmodulen nimmt den Rhythmus der Reben auf und imitiert diese. Die Hopfengänge werden durch die verglasten Stirnseiten nicht unterbrochen. Ein doppelter Boden beherbergt Stauraum und der dadurch freie Grundriss bietet ausreichend Platz für vier Personen während einer Zeremonie. Die monumentale Höhe des Raumes und die offen gestalteten Flächen schaffen einen ständigen Austausch von Innen und Außen. Exponiert wird die Kleinarchitektur zu einer Gebäudeskulptur.
Hartmut Unstoppable – Eine Wasserwerkstatt
Si-Min Fung & Kristin Lieb
Hartmut ist leidenschaftlicher Modellschiffbauer. Fußläufig von zu Hause erreicht er seine Modellbauwerkstatt, die er einzig für sein Hobby auf dem Wasser errichtet hat. Hier kann er ungestört tüfteln und werken und seine fertigen Modelle direkt zu Wasser lassen. Arbeitet Hartmut einmal länger, hat er die Möglichkeit auf einer Zwischenebene zu schlafen. Das Herzstück der Werkstatt ist der variable Arbeitstisch, der zwischen den vier Stützen bis ins Wasser bewegt werden kann. Auf den acht Quadratmetern Fläche bietet ihm ein modulares System viele Möglichkeiten. Die jeweilig benötigten Module gruppiert er um seinen zentralen Arbeitstisch. Durch das große Oberlicht kommt ausreichend Licht in die Werkstatt. Indirekte Beleuchtung sowie direktes Licht zum Arbeiten helfen bei Dunkelheit aus. Angelehnt an Schiffscontainer besteht die Fassade aus Stahl. Das Stahlblech wird vor den Fenstern wellenförmig aufgebrochen, um Licht einzulassen.
Ausstellung im Projektraum
Fassadenelement, 50 x 100 cm
Hartmut Unstoppable – Eine Wasserwerkstatt
Si-Min Fung & Kristin Lieb
Fassadenelement, 50 x 100 cm
Humulus Lupulus – Zeremonie im Hopfenfeld
Philip Fladung & Al-Lissa Mujakovic
mit den Studierenden
Johannes Diller
Philip Fladung
Si-Min Fung
Robert Hahn
Alfiia Koneeva
Zoé Langer
Kristin Lieb
Al-Lissa Mujakovic
Sarah-Inti Ohl
Janna Radlow
Björn Schlichting
Romina Siegert
Hannah Schönicke
Muhannad Shro
Daniela Svobodova
Bianca Voigt
Workshop Design Thinking
Fabian Sachsenröder & Gabriel Tecklenburg
Workshop Material
Prof. Aart van Bezooijen
Ulrike Mäder
Lorenz Ebersbach
Betreuung
Prof. Rita Rentzsch
KM Gregor Müller
mit den Studierenden
Johannes Diller
Philip Fladung
Si-Min Fung
Robert Hahn
Alfiia Koneeva
Zoé Langer
Kristin Lieb
Al-Lissa Mujakovic
Sarah-Inti Ohl
Janna Radlow
Björn Schlichting
Romina Siegert
Hannah Schönicke
Muhannad Shro
Daniela Svobodova
Bianca Voigt
Workshop Design Thinking
Fabian Sachsenröder & Gabriel Tecklenburg
Workshop Material
Prof. Aart van Bezooijen
Ulrike Mäder
Lorenz Ebersbach
Betreuung
Prof. Rita Rentzsch
KM Gregor Müller