„Damals war ich der Überzeugung, dass ein Ding zweckdienlichst in seiner Funktion und materialgerecht schön sein müsse! Später kam ich jedoch zu der Einsicht, dass die künstlerische Persönlichkeit den letzten Ausschlag gibt. Mein Irrtum resultierte wohl aus der Tatsache, dass wir in einer Gemeinschaft vorwiegend solcher Persönlichkeiten lebten und dass uns deren Arbeit und Werk in seiner hohen Qualität selbstverständlich galt.“ Marianne Brandt (1970)
„Marianne Brandt (geb. in Chemnitz) war eine deutsche Designerin, Fotografin, Malerin und Bildhauerin. Mit ihren Produktentwürfen in der Metallwerkstatt am Bauhaus, von denen einige als Design-Klassiker noch heute nachgebaut werden, zählt sie zu den bekannten Bauhaus-Künstlerinnen.“ Wikipedia
Poesie des Funktionalen
Semesterprojekt Komplexes Gestalten, Wintersemester 2021/22
zum internationalen Marine Brandt Wettbewerb
In diesem Semesterprojekt sollten wettbewerbsreife Entwürfe entstehen, die sich weitestgehend an der Ausschreibung zum Marianne Brandt Wettbewerb 2022 orientieren und dort dann auch eingereicht werden konnten.
Marianne Brandt Wettbewerb | Ausschreibung Preview
Verbindendes - Projekte, Bilder, Texte zu neuen Naturbeziehungen
Der 8. Internationale Marianne Brandt Wettbewerb fragt 2022 Künstler*innen und Gestalter*innen danach, wie sich das, was uns mit anderen Lebewesen und Lebensräumen verbindet, neu entdecken und gestalten lässt. Gesucht werden Projekte, Bilder und Texte zu kooperativen, metaphorischen und poetischen Austauschbeziehungen mit anderen Organismen und natürlichen Existenzen.
Welche Zugänge finden wir, um uns als Menschen mit Natur ins Verhältnis zu setzen? Könnte eine Perspektive, in der sich der Mensch weniger als ein Gegenüber von anderen Lebewesen und Lebensräumen begreift, sondern vielmehr auf die Gemeinsamkeiten, Verwandtschaften und wechselseitigen Abhängigkeiten achtet, dazu beitragen neue kooperative Naturbeziehungen zu begründen? Wie könnten in diesem Sinne verbindende Prozesse, Objekte und Atmosphären gedacht und gestaltet werden? Wie können wir über unsere existenziellen Verbindungen auf poetisch-gestalterische Weise sprechen, schreiben und erzählen?
Mehr Projektinformationen und gesamter Ausschreibungstext siehe Downloads
Johanna Eger_wearing nature
Johanna Eger_wearing nature
Johanna Eger_wearing nature
Johanna Eger_wearing nature
In meinem Semesterprojekt wearing nature habe ich die Verbindung des Menschen zur Natur im Kontext des Schmückens untersucht. Die entstandenen Schmuckobjekte sind das Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Menschen, der Ästhetik nicht nur aus funktionalen Zwecken einsetzt, sondern sich dieser bewusst bedient, um seiner eigenen Identität Ausdruck zu verleihen.
Mit dem Entwurf wollte ich Selbstdarstellungs-Verständnis nutzen, um an diesem Punkt eine Verbindung zur Natur wieder aufzunehmen. Deshalb liegt ihm das Prinzip eines Steckrasters zugrunde, welches dem/der Tragenden immer neue Möglichkeiten zum festklemmen oder einsetzen von Natur-Elemente ermöglicht.
Inspiriert ist der Entwurf von der Formgebung des Bauhaus, da ich mich im Gestaltungsprozess auch mit dem gestalterischen Werk von Marianne Brandt auseinandersetzte. Der Schmuck ist ein Versuch, die Schnittstelle zwischen dem mensch-gemachten künstlichen, industrielle-gefertigten und dem natürlichen ephemeren kurzweiligen Moment neu zu gestalten. Die Schmuckobjekte schaffen so ästhetische Anreize im modernen Kontext, der die Wahrnehmung von Natur mit dem Sinn für Ästhetik verknüpft.
Johanna Eger / wearing nature
Viola Nauck_Trittsteine
Viola Nauck_Trittsteine
Viola Nauck_Trittsteine
Viola Nauck_Trittsteine
Viola Nauck_Trittsteine
Durch den Einsatz der vielen Pestizide in der Landwirtschaft wird es für Insekten immer schwerer auf dem Land zu überleben. Da wir es sind, die ihnen ihren Lebensraum nehmen, liegt es auch an uns, neue Möglichkeiten zu schaffen.
Die meisten Insekten können nur kurze Wege zurücklegen und schaffen es so nicht von einzelnen Habitaten in andere. Es gibt verschiedene Ansätze, um Insekten dabei zu unterstützen. In meinem Projekt setze ich mich mit dem Ansatz der Trittsteine auseinander. Trittsteine sind kleine Überbrückungselemente, die die Abstände zwischen größeren Ökosystemen schlie en. Die von mir geschaffenen Trittsteine sind arrangierte Saatteppiche mit heimischen Wildblumen und Kräutern, die von März bis November farbenfroh blühen und teils vergessene Schätze auf den Balkon oder die Fensterbank holen. Durch die langen und unterschiedlichen Blütezeiten bieten die Trittsteine, besonders in den für Insekten schweren Zeiten im Jahr, Nahrung und Nistorte. Die Trittsteine ben tigen kaum Aufmerksamkeit und Pflege durch uns. Sie sind winterfest, halten mehrere Jahre und stellen somit eine gute Möglichkeit für uns dar, Insekten langfristig, unkompliziert und günstig zu unterstützen. Besonders wichtig ist es hierbei, zusammen zu arbeiten und ein verbindendes Netzwerk an Trittsteinen aufzubauen. Um an den richtigen Schlüsselstellen in Städten Trittsteine anzupflanzen, ist daher zusätzlich ein Erweiterungsvorschlag für iNaturalist, dem größten sozialen Natur-Netzwerk, entstanden.
Viola Nauck_Trittsteine
Nele Meier_planet worth
Nele Meier_planet worth
Sauerstoff, Wasser, Phosphor, Quarz - die vier kostbaren Rohstoffe auf denen unser Leben und unsere Zivilisation gründen. Gehen Sie nicht achtlos an ihnen vorüber, denn so unerschöpflich sie jetzt erscheinen mögen, werden sie schon bald von erlesener Seltenheit sein. Erkennen Sie die Zeichen der Gegenwart und investieren Sie in die Zukunft! Schlagen Sie zu und sichern Sie sich eine der letzten zehn Portionen dieser bald unbezahlbaren Ressourcen.
Heute noch für nur 1€, morgen schon für Millionen!
Planet Worth steht als Sinnbild für den gebrochenen Kreislauf elementarer Ressourcen. Wir begreifen unseren Planeten als Einwegprodukt. Wir investieren, verbrauchen, entsorgen, vergessen. Was passiert, wenn sich das zu Verbrauchende dem Ende neigt? Wer hungert, wer durstet, wer friert? Wer profitiert?
Nele Meier_planet worth_ todos trash tomorrows treasure
Eva Ausmann_Mold on
Eva Ausmann_Mold on
Eva Ausmann_Mold on
Schimmelpilz ruft in uns meist negative Assoziationen hervor und zurecht. An unerwünschten Orten kann dieser gesundheitsgefährdend sein, dabei ist Schimmel ein faszinierender, lebendiger Organismus, nicht zuletzt durch seine vielfältigen Oberflächenstrukturen, Farbkombination und Formen. Dieses Potenzial bin ich in diesem Semester nachgegangen.
In meinem Projekt möchte ich die Ästhetik von Schimmelpilz beleuchten und dem zufälligen Prozess des Schimmelwuchs Raum geben. Der Raum für dieses Spektakel bietet die Leuchte Mold On - ein abgeschlossener Korpus, in dem der Edelschimmel Penicillium roqueforti (Blauschimmelkäse) bestaunt werden kann. Durch den wuchernden Prozess des Schimmels verliert Mold On an Leuchtkraft und trägt somit zu einer sich stetig ändernden Lichtsituation bei. Wachstum, Verbreitung, Absterben, all diese zufälligen Prozesse können in der noch lebendigen Lampe beobachtet werden.
Eva Ausmann_Mold On
Judith Burgard_Hol das Beste aus dir raus
Judith Burgard_Hol das Beste aus dir raus
Judith Burgard_Hol das Beste aus dir raus
Im Laufe unseres Lebens produzieren wir Millionen an Haaren, etliche cm Nägel, Schweiß, Blutzellen, Energie und Enzyme und verlieren sie wieder. Millionen von Euro in Ressourcen, die wir ungenutzt lassen. Natur hingegen wird ständig genutzt und bewertet. Bodenschätze, Rohstoffhandel, Hektaerträge. Warum also sollte das den Menschen nicht auch treffen? Ich habe mir Ernte-Werkzeuge für den Menschen erdacht, die sich in Gewinn und Radikalität steigern. Die nicht die Menge, sondern nur den Geldwert aufzeigen, den man durch sein Abernten generiert. Aus der Reihe, die sich unbegrenzt erweitern lässt, wurden exemplarisch drei gebaut: Haare schneiden, Tränen ernten, Blut abzapfen. In Form und Herstellungsart sollen sie an die Silberschmiedearbeiten Marianne Brandts erinnern. Die Werkzeuge haben vermeintlich unpassend für die „Poesie des Funktionalen“ keine reale Funktion. Vielleicht können sie aber zu dem Gedanken führen, dass der Wert eines Menschen nicht die Summe seiner Teile sein kann, und der
Wert der Natur nicht in ihren kapitalisierbaren
Güter liegt.
Dass der Mensch und die Natur oft kaum etwas,
aber in ihrer Gesamtheit für uns wieder
unbeschreiblich viel wert sind.
Judith Burgard_ Hol das Beste aus dir raus_ ein Toolset zum Selbstwert
Christoph Kortung_Demutsstudien
Christoph Kortung_Demutsstudien
In meinem Experimentalfilm „Demutsstudien“, habe ich mich hauptsächlich mit zwei Fragestellungen beschäftigt. Welche immer
wiederkehrenden Situationen im Alltäglichen, begünstigen eine demütige Haltung gegenüber unseres natürlichen Lebensraumes und wie kann man Diese einfangen und inszenieren. Wichtig war mir der Stadtkontext, da ich zeigen will, dass man solche teils meditativen Stimmungen direkt vor der Haustür finden kann. Der Begriff „Atmosph rische Demut“ bezieht sich damit auf die verbindenden Elemente zwischen Mensch und Natur. Während die Natur immer wiederkehrende Situationen voller Anmut und Sch nheit für uns bereitstellt, ist es nun am Menschen sich die Zeit zu nehmen, diese zu betrachten und eine demütige Haltung ihr gegenüber einzunehmen. Mein Film spürt diesen Atmosphären nach und versucht sie ins Bewusstsein des Betrachters zu
rücken. Mit zum Einen meditativen Gesängen und zum Anderen lauthafter Beschreibung natürlicher Formen, habe ich versucht diese in Szene zu setzen.
Christoph Kortung / Demutsstudien
Maelle Ludiwg_Gib mich dir
Maelle Ludiwg_Gib mich dir
Versteckt in einem Kleiderschrank des Großvaters. Im Wald, im Sonnenschein, in der Betrachtung. Zu Weihnachten von einer guten Freundin. „GibMichDir“ schenkt jedem einen
Moment der Besinnung auf eine Beziehung. Jeder, der eine Box erwirbt, ergreift bewusst die Möglichkeit zu reflektieren und dieser Reflektion an Ausdruck zu verleihen. Sie soll anregen in jungem oder hohen Alter für jemanden etwas zusammenzustellen, für den Tag, an welchem man verstirbt. Denn oft stehen Freunde, Verwandte, Bekannte überrascht ohne Alles da. Manch einer fragt sich: Wer war diese Person eigentlich? Eine kleine Box lädt dazu ein mit Worten, ausgewählten Personen etwas kleines Leichtes mitzugeben. Eine größere fordert auf, den Raum zum Stöbern zu befüllen. Es ist dem Empfänger überlassen, ob er die Schatulle eines Tages verbrennt, vergräbt oder weiterreicht.
Auf der Oberseite findet man eine Anleitung. Dunkelblaue halbtransparente Chiffon-Stoffe schützten die Objekte. Der Schiebedeckel schafft ein bewusstes langsames öffnen. Trennwände ermöglichen das individuelle Konfigurieren. Eine suggerierte Aufteilung ist die Kisten in zwei Seiten zu teilen. So kann eine st rker auf die eigene Pers nlichkeit und Geschichte bezogen sein, die andere mit einem Fokus auf die wechselseitige Beziehung und andere Person.
Maelle Ludwig_Gib mich dir_ eine Box der Verbindung
Yang Ni_fortune cook me
Yang Ni_fortune cook me
In Asien gibt es keine Glückskekse.
„Fortune Cook Me“ ist eine Design
Reportage über Glückskekse und ein interkultureller Kochworkshop.
Der Glückskeks, der schon über einem Jahrhundert exisitiert, wird als Symbol Asiens angesehen, ist dort aber gänzlich unbekannt. Der Glückskeks ist wie ein Fernglas, durch das die Menschen in den Osten blicken und ihre Perspektive einschränken.
Mit Glückskeksen als Requisiten und Humor als Dressing wird der dreigängige Workshop Menschen aus verschiedenen Kulturen dazu bringen, sich gegenseitig zu verstehen und die Semantik von Glückskeksen zu bereichern.
YangNi_fortune cook me
Moyu Cao_Gift or gift
Jon Starck_terraxy
Jon Starck_terraxy
Jon Starck_terraxy
Let’s have a look at aluminum – ein Metall, das uns täglich in vielen Bereichen begegnet. Der Bedarf war noch nie so hoch. Doch für jedes Kilo
Aluminium entsteht die eineinhalbfache Menge an Rotschlamm. Ein toxisches Gemisch aus Gesteinsresten, Schwermetallen und Lauge. Auf
Deponien lagert es für unbestimmte Zeit, genutzt wird es kaum. Das Problem ist alt, bekannt und bleibt dennoch ungelöst. terra xy richtet den Blick auf die Problematik und bezieht Rotschlamm
mit in den Gestaltungsprozess ein. Es zeigt ihn als Zusatzmaterial in Alltagsgegenständen und stellt so die Verharmlosung des Problems, in Form
von Beistelltischen, in den Raum.
Jon Starck_terraxy
Der Holzspan ist ein klassisches Abfallprodukt, welches in jeder Tischlerei beim Hobeln entsteht. Dabei formt sich jeder Hobelspan individuell. Holz gewinnt in unserer modernen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung, da es als nachhaltiger Rohstoff gilt. Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ kommt aus der Forstwirtschaft und besagt, dass nicht mehr Holz geschlagen werden darf als nachwachsen kann. Dieses Gleichgewicht wird heutzutage durch die enorme Nachfrage gestört. Immer mehr Wälder werden zu Monokulturen, um den wachsenden Holzbedarf zu decken. Im Sinne des Nachhaltigkeitsgedanken beschäftigt sich das Projekt „Curled Light“ daher mit den gestalterischen Möglichkeiten des Holzspans, um diesem Nebenprodukt der Holzproduktion eine Anwendungsmöglichkeit zu eröffnen und Bewusstsein für die nachhaltige Ressourcennutzung zu schaffen. Das Ergebnis dieses Projekts waren zwei Lichtkästen. Eine der Leuchten wurde flächig hinterleuchtet (LED-Panel), wodurch die Konturen der Späne klar zu erkennen sind. Bei der länglicheren zweiten Leuchte wurden LED-Streifen eingesetzt, wodurch die Späne diffuser erscheinen. Damit die Späne dem Betrachter nicht sofort als diese erkennbar sind, wurde ein Entfremdungseffekt durch satiniertes Plexiglas herbeigeführt. Durch die Beschäftigung mit dem Holzspan wurde deutlich, dass sich aus diesem Nebenprodukt der Holzproduktion/-verarbeitung verschiedene Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten ergeben können.
Malte Gebhardt_ Curled Light_ ein Holzspan in neuem Licht