© Johanna Schmidtke & Leon Bucher_Murmurit
Phänomenal - kooperative Machenschaften
Semesterprojekt
Komplexes Gestalten, Wintersemester 2022/2023
Prof. Vincenz Warnke und KM Bastian Thürich
ab 3. Studienjahr Bachelor, ab 1. Studienjahr Master
Projektbeschreibung
Wenn wir uns umsehen, entdecken wir, im Großen wie im Kleinen, Phänomene, die strukturbildend die natürliche Welt formen und organisieren. Wir erkennen und beschreiben, den Phänomenen zugrundeliegende Prinzipien, die scheinbar kohärent - in ganz unterschiedlichen Aggregatzuständen und Regionen - die Welt bilden. So finden sich etwa fraktale Strukturen in Blitzen, Küstenlinien und Schneeflocken, sowie in den Verästelung von Bäumen, als auch in unseren Bronchien. Was wir in den Mustern der „natürlichen“ Welt, den Symmetrien, im Wachstum gemäß der Fibounacci Folge, in den Proportionen des goldenen Schnitt, in Kristallen, Spiralen, Fraktalen und Wellen erkennen, sind die Veräußerlichungen innerer Prinzipien. Die Welt komuniziert ihre innere Form mit uns durch ihre äußere Form, sie komuniziert ihre inneren Prinzipien mit uns durch ihre Phänomene.
Diesen Phänomenen und ihren zugrundeliegenden Prinzipien (Machenschaften), sind wir in diesem Semester auf der Spur, wir wollen sie genau betrachten, sie beachten. Und wir wollen Apparaturen und/oder Prozesse entwickeln, um sie hervorzulocken, sie zu kitzlen, und manchmal auch zu schickanieren.
Und wir stellen uns die Frage, wie sich das Narrativ anhört, wenn wir die Geschichte nicht allein erfinden, sondern in die Welt horchen und dann davon erzählen, was wir beobachtet und verstanden haben? Dabei wollen wir „Natur“ nicht bloß nachahmen, sondern entdecken was für Formen, welche Sinneseindrücke entstehen, wenn wir mit der Welt gestalten, nicht gegen sie.
© Johanna Schmidtke & Leon Bucher_Murmurit
MURMURIT
von Johanna Schmidtke & Leon Bucher
Schwärme faszinieren uns durch ihre Bewegung. Die stille Synchronisation hunderter Individuen führt zu fließenden, wandelnden Formgebilden. Das Projekt versucht, dieses Phänomen skulptural einzufangen. Die Gestaltung der Objekte geschieht mithilfe eines digitalen Schwarms, der beeinflusst und geleitet werden kann, jedoch stets auch dem Zufall unterworfen ist. Ein Roboterarm führt anschließend die Bewegungen aus und extrudiert dabei eine plastische, keramische Masse in ein Sandbett. Nach dem Brand ist die Bewegung des Schwarms im Moment eingefroren.
© Johann Kogge_Momentum
© Johann Kogge_Momentum
© Johann Kogge_Momentum
MOMENTUM
von Johann Kogge
In unseren Bewegungen steckt jede Menge Kraft, die wir ständig an unsere Umgebung weitergeben. Momentum ist der lateinische Begriff für die Dauer einer Bewegung. Die Apparatur soll seinem Gegenüber die Möglichkeit geben, den bewusst in das Gerät gegebenen eigenen Impuls beim wirken zu beobachten. Hierbei soll durch die folgenden Eindrücke aufgezeigt werden, wie lange noch wieviel Kraft in der Bewegung enthalten sein kann.
© Jiamin Luo_Die Sprache des Wassers
© Jiamin Luo_Die Sprache des Wassers
© Jiamin Luo_Die Sprache des Wassers
DIE SPRACHE DES WASSERS
von Jiamin Luo
Das Gefrieren von Wasser ist ein erstaunliches Phänomen: Es verwandelt sich von einer formlosen Flüssigkeit in eine Vielzahl wunderschöner Eiskristalle. Bei meinen Gefrierexperimenten mit unterschiedlichem Wasser habe ich verschiedene Eiskristallformen und -strukturen erhalten. Diese Eiskristallformen sind wie die Worte des Wassers, das Wasser drückt sich auf seine eigene Weise aus und spricht zu mir. Durch die Untersuchung dieser Eiskristallstrukturen durch die Semiotik soll ein Zugang zu dieser geheimnisvollen Welt des Wassers geschaffen werden.
© Marco Mehringer, Jakob Trepel & Luca Ganzert_Ein Messinstrument
© Marco Mehringer, Jakob Trepel & Luca Ganzert_Ein Messinstrument
© Marco Mehringer, Jakob Trepel & Luca Ganzert_Ein Messinstrument
EIN MESSINSTRUMENT
von Marco Mehringer, Jakob Trepel & Luca Ganzert
Das Klima interessiert uns erst, wenn uns die Flut erreicht. Als Menschen haben wir verlernt, unsere natürliche Umgebung zu lesen und zu verstehen, dabei kann alleine der Abfluss und Wasserstand eines Flusses bereits viel über lokale klimatische Veränderungen erzählen. Dieses Messinstrument überträgt verschiedene Pegelhöhen in Klänge und gibt dem Fluss damit eine Stimme, der wir lauschen können – eine, die über die Zeit angenehm summend, bedrohlich hoch oder erschreckend still wird. Sie gibt Vorübergehenden einen Gesprächspartner, der sie an ihre Verantwortung gegenüber ihrer Umgebung erinnert.
© Fritz Wördehoff_Archiv für postnaturale Artefakte und Biofakte
© Fritz Wördehoff_Archiv für postnaturale Artefakte und Biofakte
© Fritz Wördehoff_Archiv für postnaturale Artefakte und Biofakte
ARCHIV FÜR POSTNATURALE ARTEFAKTE UND BIOFAKTE
von Fritz Wördehoff
Die Grenze dessen, was wir als Natur bezeichnen verschwimmt zunehmend: Unsere Land- und Forstwirtschaft, Monokulturen, Tierzucht, die Kapitalisierung von Natur, genmanipulierte Pflanzen; Die Natur ist technisch durchdrungen und wird zu einem Abbild unserer Kultur. Das Archiv für postnaturale Arte- und Biofakte dient der Erforschung der Evolution von Organismen, die aktiv und erheblich durch den Menschen verändert wurden. Das Archiv sammelt und archiviert Fundstücke und Zeugnisse eines Wandel und mach sie einer breiten Öffentlichkeit sichtbar. Willkommen in in der postnaturalen Ära!
@ Leonie Blug & Louis Steinhauser_Unzip Brain
@ Leonie Blug & Louis Steinhauser_Unzip Brain
@ Leonie Blug & Louis Steinhauser_Unzip Brain
UNZIP_BRAIN
von Leonie Blug & Louis Steinhauser
Zur Untersuchung der Hirnaktivität werden in der Forschung Hirnströme mit einem EEG gemessen, welche mithilfe von Software graphisch visualisiert werden. Das Projekt UNZIP BRAIN ermöglicht eine Visualisierung dieser Daten auf analoge Weise, mithilfe der chladnischen Klangfiguren, um das therapeutische Potential dieser Technik zu erforschen. Ziel dabei ist ein Verständnis für die eigene momentane psychische Verfassung zu schaffen, um das aktuelle Befinden beurteilen zu können.
© Emilia Sonntag_Crystallofolia
© Emilia Sonntag_Crystallofolia
© Emilia Sonntag_Crystallofolia
CRYSTALLOFOLIA
von Emilia Sonntag
In der Auseinandersetzung mit dem natürlichen Phänomen der „Frost Flowers“ lag mein Fokus schnell auf deren poetischer Qualität. Die Fragilität der aus Pflanzen gewachsenen Eisbänder wirkten auf mich wie Form gewordene Erinnerung. Der Friedhof als ein Ort der Erinnerung schien daher als ein angemessener Raum, um dieses Phänomen erblühen zu lassen: Blumen, Grabkerzen und andere Gegenstände werden von Angehörigen an das Grab gelegt, um die Erinnerung an den verlorenen Menschen lebendig zu halten. Der in diesem Projekt entstandene Grabstein erinnert ohne menschliches Zutun: Durch einen Riss“ in der Aussenhaut dringt Wasser ein – unter bestimmten winterlichen Bedingungen gefriert dieses und dehnt sich aus. Bei diesem Prozess wird das Eis aus dem Riss gedrückt, und so formt sich über Nacht eine wunderschöne, ephemere Eisskulptur. Wenn ein*e Besucher*in früh am Morgen das Grab aufsucht, scheint die Skulptur nur für ihn oder sie aus dem Grabstein gewachsen zu sein. Mit den ersten direkten Sonnenstrahlen beginnt das Eis zu schmelzen und ist bald wieder vergangen – wie eine Erinnerung.
© Raphael Amadeo Rustige_Nèvoa - Die Nebelfliese
© Raphael Amadeo Rustige_Nèvoa - Die Nebelfliese
© Raphael Amadeo Rustige_Nèvoa - Die Nebelfliese
NÉVOA - DIE NEBELFLIESE
von Raphael Amadeo Rustige
Die Küstenregion Portugals ist durch seine geografische Lage von Trockenheit sowie von häufigem Atlantiknebel geprägt. In anderen Regionen der Welt wird Nebel mithilfe spezieller Netze in eine Wasserquelle umgewandelt, die Agrarwirtschaft ermöglicht; diese Technik nennt sich „fog harvesting“. NÉVOA ist der Versuch, das portugiesische Kulturgut der Azulejo (Fliesenkunst) mit der Fähigkeit des Nebelfangens zu vereinen. NÉVOA ist als Fliesenfassade gedacht, die an nebligen Tagen die Fähigkeit besitzt, Wasser für den heimischen Garten zur Bewässerung zu sammeln.
© Jaromir Meyr_Der Schwarm
© Jaromir Meyr_Der Schwarm
DER SCHWARM
von Jaromir Meyr
Es geht um das Phänomen des Schwarmverhaltens. In einem Schwarm reagieren alle Mitglieder nur auf ihre sich in unmittelbarer Nähe befindenden Weiteren. Es gibt keine leitende Kraft, kein Skript, er wird von niemandem gelenkt, außer von sich Selbst. Zu sehen ist eine Installation, bestehend aus 6 Halterungen mit je einem Ventilator und einem Abstandssensor, und einem vom Wind getragenen Objekt. Kommt das Objekt einem Ventilator zu nahe, wird es wieder weggetragen. Es befindet sich in ständiger Resonanz mit sich selbst.
© Yin Guo_Bubble Planet
© Yin Guo_Bubble Planet
© Yin Guo_Bubble Planet
BUBBLE PLANET
von Ying Guo
Wir alle wissen, dass die Flüssigkeit an der Oberfläche der Seifenblase in ständiger Bewegung ist, aber wir können meistens ihre Bewegung nicht klar erkennen. Die Seifenblasen, die wir sehen, sind fast immer transparent und farblos. Ich gab einen Tropfen Farbe auf die Seifenblase. Dieser Farbtropfen folgte der Bewegung der Flüssigkeit auf der Oberfläche der Seifenblase und zeigte so wunderbare Muster. Dann druckte ich die Muster auf Papier aus. Ich war fasziniert davon, dass sich die Muster nie wiederholen können, so wie es auch in dieser Welt nie die gleichen Seifenblasen gibt. Ich freue mich immer schon auf das nächste Muster. Also erstellte ich eine Toolbox und bin gespannt, welche tollen Muster ihr drucken könnt.
© Luis Braun_Myzelexperimente
© Luis Braun_Myzelexperimente
MYZELEXPERIMENTE
Bachelorprojekt von Luis Emilio Braun
Pilze zersetzen organische Materialien und synthetisieren daraus ein Myzelnetzwerk. Dieses Netzwerk verbindet die einzelnen Materialteile wie Leim. Mit Pilzen und Reststoffen aus der Agrar- und Forstwirtschaft, lassen sich so mit wenig Energieaufwand beständige und biologisch abbaubare Verbundstoffe herstellen. Mithilfe der Myzelexperimente wurde erprobt, wie sich die Herstellung von Pilzmaterialien vereinfachen lässt, um neue Anwendungen zu finden.
© Martin Cirillo-Schmidt_Accoustic Levitation
© Martin Cirillo-Schmidt_Accoustic Levitation
ACCOUSTIC LEVITATION
von Martin Cirillo-Schmidt
Bei der akustischen Levitation wird ein Objekt mithilfe von Schallwellen in der Luft gehalten. Dies wird durch die Erzeugung von Schallwellen mit hoher Amplitude erreicht (40Khz), die ein Druckgefälle erzeugen, das wiederum eine Kraft erzeugt, die der Schwerkraft entgegenwirkt und das Objekt an seinem Platz hält. Das Prinzip der akustischen Levitation beruht auf der Wechselwirkung zwischen Schallwellen und der akustischen Widerstand eines Materials, d. h. dem Widerstand, den das Material dem Fluss der Schallwellen entgegensetzt. Die akustische Levitation hat zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, z. B. bei der Untersuchung von Materialien unter Mikrogravitationsbedingungen, beim Mischen von Flüssigkeiten und Pulvern und bei der Handhabung empfindlicher Biologischer Proben.
Exkursion 3-Tage-Berlin mit Besuchen bei:
Studio Julius von Bismarck
Studio Andreas Greiner
Studio Philipp Weber
Alicja Kwade
Jorinde Voigt
Matters of Activity mit Clemens Winkler
Philipp Modersohn
Workshopwoche:
mit Bastian Thürich
Inputvorträge:
Jolan van der Wiel
Delia Rösser und Julius Führer
Exkursion 3-Tage-Berlin mit Besuchen bei:
Studio Julius von Bismarck
Studio Andreas Greiner
Studio Philipp Weber
Alicja Kwade
Jorinde Voigt
Matters of Activity mit Clemens Winkler
Philipp Modersohn
Workshopwoche:
mit Bastian Thürich
Inputvorträge:
Jolan van der Wiel
Delia Rösser und Julius Führer