Sci-Fe
Regionale Handseife aus Larvenfett
– Johanna Schmidtke –
Sci‒Fe ist eine feste Handseife, die aus Larvenfett, Lauge und weiteren regional vernetzten Komponenten sowie einem Duftstoff hergestellt wird.
Das Projekt skizziert die Möglichkeit, regionale und nachhaltige Produkte durch Vernetzung bestehender Strukturen zu realisieren:
Die Schwarze Soldatenfliege wird als Rohstofflieferant für Proteinmehl regional gezüchtet. Dabei fällt das Fett der Larven als Nebenprodukt an. Da es eine ähnliche Zusammensetzung wie Palm- oder Kokosfett hat, stellt es eine regionale Alternative zu diesen dar. Aus ihm wird zudem ein synthetischer Duftstoff hergestellt, der nach Zitrusfrüchten riecht. Ein weiteres Nebenprodukt der Larvenproteinproduktion ist Chitin. Wird daraus der Biokunststoff Chitosan hergestellt, fällt Natronlauge an. Auch diese findet in der Seife Verwendung.
Das Larvenfett macht die Seife schön schaumig
Zusammenhänge der Inhaltsstoffe
Die Larven der Soldatenfliege
Infos zu Inhaltsstoffen auf der Innenseite der Verpackung
In einer Zeit, in der viele Menschen darauf achten, ihr Gemüse und andere Lebensmittel aus der Region zu beziehen oder fair hergestellte Kleidung zu kaufen, bleibt die Herkunft und Zusammensetzung von anderen alltäglichen Produkten, wie z. B. Seife oft unbeachtet. Meist wird hier, wenn überhaupt, auf ein »vegan« oder »palmölfrei« geachtet. Wird Palmöl vermieden, verwenden Hersteller statt dessen in der Regel Kokosfett, das unter ähnlich umstrittenen Bedingungen angebaut wird. Dies wirft die Frage auf, wie nachhaltig und ethisch die Alternativen wirklich sind.
Ein weiteres Manko in der Transparenz kosmetischer Produkte ist die Geheimhaltung der Inhaltsstoffe von Parfums. Während diese Düfte oft aus 30-40 verschiedenen Komponenten bestehen, sind die genauen Zusammensetzungen nicht auf den Verpackungen angegeben – um die Wettbewerbsfähigkeit der Hersteller zu fördern und vor Nachahmung zu schützen. Viele der Inhaltsstoffe kommen jedoch von sehr weit her oder haben teils fossilen Ursprung. Die mangelnde Transparenz kann frustrieren.
In diesem Kontext könnten Insekten eine vielversprechende Lösung für zukünftige und nachhaltige Ressourcennutzung sein. Auch hierzulande wird bereits die Schwarze Soldatenfliege als Proteinquelle für Tierfutter gezüchtet. Bei der Produktion fällt Larvenfett als Nebenprodukt an. Da es eine erstaunlich ähnliche Zusammensetzung zu Palm- oder Kokosfett aufweist, gilt es als regionale Alternative.
Anhand fester Handseife beleuchtet das Projekt die Potenziale der Verwertung industrieller Nebenprdoukte zur Schaffung eines authentisch regionalen Produkts. Es wirft nicht nur Fragen zu den direkten Inhaltsstoffen auf, sondern auch zu deren Ursprung und Zusammenhang.
Zur Schwarzen Soldatenfliege gibt es aktuell viele Forschungsprojekte. Beispielsweise bestehen die Häutungsreste der Larven aus Chitin, aus dem durch Deacetylierung das Biopolymer Chitosan hergestellt wird. Die hierfür verwendete Natronlauge ist anschließend ein Abfallstoff, der problemlos für die Herstellung von Seife verwendet werden kann.
Das Larvenfett dient als Rohstoff für den synthetischen Duftstoff C12, der normalerweise aus Erdöl hergestellt wird. Er wird häufig für die Parfümierung von Kosmetika benutzt, so auch für die Seife. Der Geruch erinnert an Zitrusfrüchte und Moos.
Zusätzlich zu Larvenfett und Natronlauge benötigt die Seife weitere Öle, die reinigend und pflegend wirken. Raps und Hanf werden hierfür eingesetzt. Es sind heimische Ölpflanzen, die mit den Exkrementen der Larven gedüngt werden. Die organischen Abfälle, die nach dem Extrahieren der Öle anfallen werden an die Larven verfüttert, so entsteht ein Kreislauf.
Des Weiteren wird der Seife Bienenwachs für die Stabilität und heimische Seidenreste für die Geschmeidigkeit hinzugefügt.
Insekten und Massentierhaltung lösen in der westlichen Welt nach wie vor Ekel aus. Es fragt sich, ob auf Grund von globalen und ökologischen Herausforderungen darüber hinweg gesehen werden kann.
entstanden im Projekt The Insect Project – Resilience Part I
entstanden im Projekt The Insect Project – Resilience Part I