Man kann sich die Manufaktur wie einen geschlossenen eigenständigen Organismus vorstellen: Nahezu alle Prozesse rund um die vielseitige Porzellanherstellung finden in den eignen Produktionsstätten statt: von der Masseherstellung, dem Gips-Formenbau, der Modellierung und Bossierung, dem Glüh- und Glattbrand, bis Auf- und Unterglasur-Malerei, Versand und schließlich Verkauf. Im eigenen Bergwerk wird Kaolin, die Tonerde, die mit Quarz und Feldspat den Hauptbestandteil von Porzellan bildet, eigens abgebaut. Aufgrund der hohen Produktvielfalt haben wir uns in der Auseinandersetzung mit der Porzellan-Manufaktur mit den Tisch-und Tafel-Erzeugnissen beschäftigt. Dabei haben wir den Teller mit dem bekannten blauen “Zwiebelmuster” zum Gegenstand unserer Recherche gemacht. Das Kobaltblau dieses Dekors ist essentieller Bestandteil der Meissen-DNA und repräsentiert Meissen seit 1731.
Porzellan-Manufaktur MEISSEN
– viele Besuche und Gespräche, eine grafische und eine praktische Analyse –
von Johanna Eger und Raymond Francis Sandy
Die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH ist die älteste Porzellanmanufaktur Europas. Seit über 300 Jahren ist sie in staatlichem Besitz und produziert seit jeher Porzellan in aufwendiger Handarbeit. Sie besitzt außerdem ein großes Archiv an Formen, welches bis in die Barockzeit zurückreicht. Ihre Produkte umfassen Tisch und Tafel-Geschirr ebenso wie Figuren, Statuen und Wandbilder. Viele von der Manufaktur produzierten historischen Kunst-Objekten stehen in großen Museen und Kunstsammlungen. Denn in Porzellan spiegelt sich der Zeitgeist der Gesellschaft wider. Die europäische Luxusware ist weltweit bekannt und wird unter anderem nach Asien oder Russland exportiert. Das sieht man der Manufaktur zunächst gar nicht an. Sie hat ihren Sitz in der Stadt Meißen an der Elbe.
Unsere Praktische Analyse diente dem groben ermitteln der maximalen Nutzungsdauer eines Porzellantellers bevor die Glasur abnutzt, er also verbraucht wäre und dem Aufwerfen von Fragen über Meissner Porzellan, der Praxis des Verwahrens, des Veredelns und inwieweit ein Porzellangeschirr verbraucht werden kann. Ein Teller ist auf einer mechanischen Konstruktion eingespannt. Über ihn wird ein Messer hin und her bewegt. Die Bohrmaschine, dessen Drehbewegung in eine Hubbewegung übersetzt wird, summt niedrig-frequent. Das auf den Teller gedrückte Metall erzeugt ein unangenehmes Quietschen. Beide Geräusche wiederholen sich in einem Ein-Sekundentakt. Wie viel Zeit muss vergehen, bis der eingespannte Teller so viel oder mehr Besteckkontakt hatte als typisches Meissner Geschirr, das sonst nur bei festlichen Anlässen aus der Vitrine herausgeholt wird? Wozu ist ein verzierter Alltagsgegenstand gut, wenn er nicht genutzt wird?
herzlichen Dank für die Zusammenarbeit an Lena Hensel, Beate Preuß, Bianca Herbst und Dr. Tillmann Blaschke
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