Wartebereich von Nina Pieper
Worauf wartest du noch? Drei Plakate, 1m x 1,5m, Tusche auf Seidenpapier, hängen im Wartebereich der S-Bahn Station Steintorbrücke. Die Wartenden werden aufgefordert, sich mit dem Warten als Tätigkeit, als Stillstand, als Phänomen auseinander zu setzen. Die aufgeworfenen Fragen dürfen ganz philosophisch im Raum stehen oder schnell im Vorbeigehen beantwortet werden.
Expedition
Sommersemester 2021
Zweites Semester aller Fachgebiete
Gestalterische und Künstlerische Grundlagen
4D Prozess . Strategie . Interaktion
Dauer: 4 Tage
KM Tony Beyer und Gastprof. Johanna Richter
Oft waren wir in letzter Zeit spazierend unterwegs, allein oder zusammen … Wie begegnet uns die Stadt? Wie riecht sie, fühlt sich an und wie bewegen wir uns im öffentlichen Raum?
In dieser Woche wurden gemeinsam eine Vielzahl an Betrachtungs- und Darstellungsweisen, Handlungen, Texten, Bildern, Positionen, Erfahrungen und eigenen Ideen um Stadt zu erleben und zu gestalten gesammelt.
Als Einstieg erkundeten die Studierenden die urbanen Orte multisensuell, spielerisch, intuitiv, experimentell und analytisch. Im zweiten Schritt wurde eine eigene Intervention, ein neuer Impuls, eine Fragestellung im und für einen Ort formuliert und umgesetzt und im dritten Part der Aufgabe wurde die Ergebnisse gemeinsam gesammelt und in einem kollektiven Archiv sortiert.
Das Projekt - Expedition - zeigt mit seinen humorvolle, politische, empfindsame, irritierende, kritische, persönliche und überraschende Ideen und Betrachtungsweisen Möglichkeiten Stadt neu wahrzunehmen, aber auch, dass Improvisation, Austausch, Archivierung und eine Umorientierung ein reicher Schatz an Impulsen für die eigene gestalterische Arbeit sein kann.
Minigolf im Gebüsch von Emil Löber
Die ehemalige Minigolfanlage auf der Peißnitz. Ein skurriler Ort. Er wirkt vergessen, unberührt, sich selbst überlassen und langsam von der Natur zurückerobert. Und jetzt? Jetzt ist das Gebäude mit einer neuen Minigolfanlage geschmückt. Der Boden ist geschrubbt, die Bodenplatten neu angeordnet, mit Kreide neue Bahnen aufgezeichnet, aus Ästen Schläger geschnitzt. Und fix ums Eck ein paar Golfbälle besorgt...und los gehts. So bekommt er eine neue Verbindung zu dem, was er mal war, wird dabei in seiner Form kaum verändert und bleibt ein Ort, an dem man allein sein kann, sich treffen und gemeinsam Zeit verbringen kann.
Der rote Faden von Leonie Blug und Melanie Lange
Unter der Peißnitzbrücke hindurch verläuft ein beliebter und häufig frequentierter Weg für Radfahrer*innen, Spazierg nger*innen und Jogger*innen.
Die von der Peißnitzbrücke nach unten gespannten roten Fäden sind ein Angebot, diesen Trott und die Hast zu unterbrechen und den Ort bewusster wahrzunehmen. Alle Passanten sollen gleichermaßen dazu ermutigt werden, sich sowohl mit Ihrem gelaufenen oder gefahrenen Weg, als auch mit den ihnen begegnenden Menschen auseinanderzusetzen. Beim Durchlaufen der Unterführung muss sich so jeder seinen individuellen Weg durch die Schnüre suchen. Es soll und muss kommuniziert, sich gegenseitig Vorfahrt gewährt oder geholfen werden.
Shelter von Daphne Croissier
Parks und Grünanlagen sind wichtige Aufenthaltsräume in der Öffentlichkeit. Doch manchmal mangelt es sehr an Möglichkeiten, die zum längeren Verweilen einladen. Besonders bei Regen und an kälteren Tagen reichen sparsam verteilte Bänke nicht immer aus. Für all diese Momente - oder auch einen spontanen Mittagsschlaf im Schatten - gibt es SHELTER. Ein kleines Päckchen bestehend aus einer Anleitung, Plane (Rettungsdecke) und Faden, gut sichtbar platziert an verschiedenen Stellen im Park, das alle Tüftler*innen dazu einlädt,sich mit dem Bau eines temporären Unterschlupfs zu beschäftigen.
Raumprotokoll von Maja Nacke und Hannah Lentz
Wir finden einen Raum. Wir beginnen ihn uns anzueignen. Stellen Fragen in den Raum. An den Raum. Immer mehr verändern wir den Raum, wodurch sich auch unser Gefühl zu dem Raum stetig verändert.Ideen finden Platz und werden wieder verworfen. Wir räumen ihn auf, dadurch wird die Raumbegrenzung erkennbar. Jetzt sind wir hier. Wir und der Raum. In dem Raum liegt der Fokus auf den Personen die in ihm verweilen.
Beobachtung und Betretung von Emilia Kopp
Ich beobachte die Stadt gerne von meiner Wohnung aus. Wenn das Fenster offen ist, dann rieche ich morgens Brötchen, abends Döner und zwischendurch allerlei andere Dinge. Ich beobachte das Geschehen und hab das Gefühl: Ich bin in der Stadt. Ein Teil der Stadt bin ich aber nicht, oder? Ich schau aus meinem Fenster, da draußen steht eine Straßenbahn. Darin sitzen Leute, die schauen auch aus dem Fenster. Ich sehe sie alle, aber niemand sieht mich. Ohne dass mich jemand wahrnimmt fühle ich mich dennoch in Gesellschaft. Wenn ich rausgehe, werde ich vom Beobachter zum Mitspieler. ...
will- kommen von Laura Schnieber
Zwischen Industrie und Wohnhäuser gibt es Flächen die verschwimmen. Es ist keine eindeutige Struktur erkennbar wie an gestalteten öffentlichen Plätzen. Durch eine auditive Begleitung über das Gelände, wollte ich mich der Unsicherheit entgegensetzen die in mir ausgelöst wurde. Die Nutzung eines Ortes kann etabliert sein, oder sogar vorgegeben. Die Orte die davon abweichen fordern uns heraus selbst in die Auseinandersetzung mit dem Ort zu treten. Durch die gesprochenen Impulse soll der/die Zuhörende anstoßen werden spielerisch und fantasievoll mit dem Ort umzugehen.
Neue Wege von Karla Konermann
Und welchen Weg gehst du heute? Nach links? Nach rechts? Einmal im Kreis? In Schlängellinien? Oder drehst du einfach wieder um? Probier doch mal einen neuen Weg. Mach einen großen Schlenker. Oder schaffe eine ganz neue Route. Warum immer gerade, wenn es auch durcheinander geht?
Zebrastreifen von Fenja Petersen
Meine Arbeit ist der spielerische Versuch, Straßen als alternativ nutzbaren Raum erlebbar zu machen. Mit Kreide habe ich verschiedene Anreize auf die Zebrastreifen gebracht, diesen als Raum für Menschen zu nutzen, statt bloß so schnell wie möglich eine Straße zu überqueren. Ich habe viel beobachtet, die meisten Reaktionen gab es auf das Himmel-und-Hölle-Hüpfspiel. Der Zebrastreifen bietet sich als Versuchsraum für das eigene Erleben der Straße an, weil er meist in 30erZonen liegt, Autofahrende meistens achtsam sind und Füßgänger*innen Vorrang haben. Die Reaktionen auf eigenes ungewöhnliches Verhalten auf dem Zebrastreifen reichten von ungeduldigen Hupen über irritierte Blicke bis Applaus für besonders hohe Sprünge oder Tanzeinlagen.
*gääähn* von Claus Hahn
Der Platz hinterm Volkspark ist in den Augen vieler nur mittelmäßig Aufregend. Das liegt wohl daran das die meisten den Platz nur als erweiterten Fußweg benutzen. Ich kann ihnen das nicht übel nehmen und halte es auch nicht für notwendig, in die Struktur des Platzes einzugreifen. Andererseits fand ich den Gedanken spannend den Passanten wenigstens etwas von dem mit zugeben was man in einem Park normalerweise sucht: Erholung. Hierfür schrieb ich mit Kreide den Ausdruck *gääähn* auf die Bodenplatten, wobei ich mir erhoffte, dass ich durch die Lettern die Leute zum Gähnen anrege.
Kamper Weg von Jaromir Meyr
Der Kamperweg ist ein Ort im Zwischenraum. Er läuft zu keiner Straße Parallel, hat keinen Park am Rand und ist auch nicht besonders schön. Er liegt im Zentrum, Führt über Gleise und Endet an einer Großen Straße. Und trotzdem hat man das Gefühl für einen kurzen Moment an einem ruhigen abgelegenen Ort, einer Art Zwischenraum zu sein. Wie eine Zwischenwelt oder ein Wurmloch. Diesen Zwischenraum wollte ich kenntlich machen, die Unsichtbarkeit sichtbar. Das Eintreten in den galaktischen Kamperweg.
Großgarage Süd von Sebastian Leiß
Meine Idee war es diesen Raum der seine ursprüngliche Funktion verloren hat wieder zu beleben und meine Intervention besteht darin, eine Momentaufnahme unserer gegenwärtigen Zeit zu machen und die Frage zu stellen, ob dies unsere Vorstellung von Raumgestaltung und Raumnutzung ist.