Foto: Sandra Lorenz
Plastik statt Jute?
Textildesign ab 3. Studienjahr / Master - SoSe 2019
Kooperation mit der Firma Aquafil
Plastik statt Jute?
Vor 40 Jahren gab es von der Fairtrade-Organisation GEPA die Kampagne „Jute statt Plastik“. Es war die Zeit der im Westen so genannten „Alternativbewegung“ mit BUND, den Grünen und Greenpeace, im Osten gab es viele Gruppen, die gegen Umweltzerstörung protestierten, oft im Umfeld der Kirchen. Das Wort Nachhaltigkeit wurde noch von der Waldwirtschaft gebraucht, die Thematiken waren aber bekannt und Viktor Papanek schrieb schon 1968 sein Buch „Design für die reale Welt“.
Als Thema in der Nachhaltigkeits-Diskussion sind die nachwachsenden Rohstoffe unumstritten für die Kreislaufwirtschaft relevant. Es ist aber nicht möglich die Textilproduktion ausschließlich auf diese umzustellen. Dafür gibt es viele Gründe u.a.: weil die Anbauflächen in Konkurrenz zur Nahrungsproduktion steht (Stichwort Biodiesel), weil bei der Baumwollproduktion der Wasserverbrauch extrem hoch ist, weil sie die technischen Anforderungen oft nicht erfüllen und vor allem, weil die Fläche auf der Erde nicht so groß ist, den notwendigen Bedarf anzubauen. Es gilt die Ressourcen der Natur zu schonen und stattdessen das zu nutzen, was bereits vorhanden ist. Plastik statt Jute? soll die Diskussion anregen, wie man gestalterisch darauf reagieren kann, mit welchen kreislauffähigen synthetischen Materialien Alternativen geschaffen werden können.
Auch gestalterisch steht die Natur, dessen Ressource geschützt werden sollen, im Fokus. Die synthetischen Fasern ahmen mehr oder weniger die natürlichen Fasern nach. Für den Teppichboden wird zum Beispiel der Aufbau von Wolle imitiert. Die Nachahmung natürlicher Konstruktionen oder Funktionen soll Inspirationsquelle für die konstruktiven Gestaltungsansätze und die Materialentwicklung sein. (Bionik, Makroaufnahmen, Systeme, etc.) Auf Basis der Naturformen sollen aus recyceltem, kreislauffähigem Polyamid „Econyl“ Flächen entworfen werden, die man für den Boden nutzen kann. Diese Branche unterliegt gerade einem großen Wandel und ist durch die umweltrelevanten Anforderungen auf der Suche nach Alternativen.
Ziel ist die Entwicklung von neuen Flächenkonstruktionen und/oder Oberflächen aus Econyl als Monomaterial oder in trennbaren Kombination mit anderen Rohstoffen. Es ist viel möglich: die Entwicklung von eigenen Garnen, Gewebe, Gestricke, Geflechte, Nonwovens, 3-D-Druck, Abstandsgewirke, etc. ergänzt durch Veredlungstechniken wie Lasern, Thermisch verformen, Besticken, Färben oder Bedrucken.
Entstehen soll eine Serie von Entwürfen, die mehr oder weniger für den Boden bestimmt sind – vom klassischen Teppichboden bis zum leichten Teppich für mobiles Wohnen, vom Flauschteppich zur Picknickdecke. Im Fokus steht das Material und die Konstruktion, nicht das klassische Muster. Studierende des 3.Studienjahres gestalten es als Kollektion mit Farbkarte und Anwendungsideen.
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