Ornamente der Lebendigkeit und Normen der Möglichkeit
Ein Beitrag zur Überwindung der binären Gender-Normen mittels künstlerischer Forschung - Diplomarbeit von Freya Schweer aus der Fachklasse Textile Künste, November 2019
Wir betrachten die Ornamente und auf Grund unserer Sehgewohnheiten, suchen wir nach Wiederholungen, nach Geometrien, erwarten dass sich Rosetten zu einem Kreis schließen, doch immer wieder brechen einzelne Formen aus begonnenen Mustern aus, irritieren unser Auge und zeigen uns gleichzeitig, wie diese ausgebrochenen Formen neue harmonische Muster erzeugen. Es ist visuell erlebbar, dass Veränderungen möglich sind und ein schöner Prozess sein können. Der Ausbruch aus der Norm, die Abweichung von den Erwartungen erzeugt kein Chaos in dem wir die Orientierung verlieren, sondern es zeichnet sich ein Prozess der Lebendigkeit ab, der unser Vertrauen in die kommende Veränderung stärkt und die Sehnsucht nach diesen Prozessen wecken kann.
In der Arbeit von Freya Schweer wird das üblicherweise als dekoratives Element gelesene Ornament zur Methode der künstlerischen Forschung. Untersucht werden Fragen nach verinnerlichten Handlungsmustern, selbstbestimmten Veränderungsprozessen und Möglichkeitsspielräumen. Im Besonderen verfolgen die Untersuchungen das Ziel binäre Gender-Normen aufzubrechen und diesen neu definierte „Normen der Möglichkeit“ entgegen zu stellen. Hiermit bezeichnet Freya Schweer Normen, die alle möglichen Formen des Menschlichen implizieren und somit die Gewalt gegen Individuen die den binären Normen nicht entsprechen zu mindern und ein selbstbestimmtes, lebenswertes Leben, unabhängig vom Gender zu fördern.
Die Forschung führte zu den sieben textilen „Ornamenten der Lebendigkeit“, welche als Gesamtbild eine Fläche von 3,5 x 7m umfassen. Diese Arbeit kann als ein Positivbeispiel für Veränderung und das Aufbrechen von Normen betrachtet werden.