Constanze Rilke

Diplom Bildende Künste bei Prof. Ulrich Reimkasten, Studienrichtung Malerei/Textile Künste, 2009

Zeichnung

 Die Entwürfe für die Zeichnungen, die späteren Projektionsvorlagen, beruhen auf der medialen Verknüpfung von analoger Fotografie und deren computergrafischer Bearbeitung. Dabei entsteht eine digitale Collage, ein neues Bild, welches eine Überwindung der Abbildhaftigkeit von dem Natur-Vorbild ermöglicht.

Bei der mehrere Monate dauernden Umsetzung der sehr großen Zeichnungen spielt die körperlich-geistige Zeit-Erfahrung eine entscheidende Rolle. Das Gesamtbild entwickelt sich langsam in vielfältigsten differenzierten Mikrostrukturen. Diese schaffen eine visuelle Komplexität, die von Punkten über faser- und ornament- bis hin zu schriftartigen Zeichen reicht. Mit dieser extremen Fülle in Verbindung mit Leerstellen und Brüchen in der Mikro- und Makroebene der Bildbausteine versucht Constanze Rilke, die Blicke des Betrachters in eine permanente Bewegung zu versetzen. Dieser Prozess ist vergleichbar mit der Wahrnehmung der Natur. Auch hier ist es dem Auge nicht möglich still zu stehen und aus der Nähe das Gesamtbild zu erfassen. Erst im Zurücktreten fügen sich die Mikrostrukturen zu einem Bildganzen.

 

Digitale Jacquard-Weberei

 Die digitale Jacquardweberei bedeutet das Zusammentreffen von traditioneller Textilkunst und Computertechnologie. Die Bildvorlagen, die Constanze Rilke verwendet, unterliegen einer komplexen Transformation. Analoge Fotografien werden computergrafisch bearbeitet und zu einer digitalen Collage neu zusammengefügt.

Innerhalb eines aufwändigen Prozesses wird dann eine digitale Web-Patrone erstellt, bei der strukturelle Bildfragen neben handwerklich-technischen Überlegungen sowie Web-Proben letztlich zu einem digital gesteuerten und von Hand gewebten Jacquardgewebe führen.

Durch diese mediale Umwandlung wird versucht, eine Intensität der Bild-Erfahrung zu schaffen und deutlich zu machen, die dem körperlichen Natur-Erleben analog ist.

An gewebten Bildern interessiert die Künstlerin die Möglichkeit, traditionelle textile Bildmedien und deren dekorative und sinnstiftende Funktionen mit aktuellen Technologien weiterzuführen sowie die möglichen Aufgaben dieser Bildform in verschiedenen räumlichen Situationen und Kontexten zu erproben. (So stellt das gewebte Bild immer auch eine textile Bildinstallation als ordnendes und raumstrukturierendes Element dar, da seine Materialität viel stärker in den Raum zu greifen scheint als reine Malerei.)