do it, do it again ... (I)
Etwas einüben, das Gleiche abgewandelt immer wieder tun. Sich Raster anlegen, in denen ein und dasselbe Element wiederholt und variiert wird. Routinen immer wieder ausführen und sie zum grundlegenden Konzept des Schaffensprozesses machen: im Workshop kreisten wir um verschiedene Aspekte des Wiederholens und machten sie zum Prinzip künstlerischer Versuche. / Workshop im Sommersemester 2021 mit Luise von Rohden
Lea Argirov, Pilea (18 Malereien), Acryl auf Passepartoutkarton, je 9,5 x 7,5 cm, Foto: Lea Argirov
Pilea – Ufopflanze, Geldbaum, Glückstaler, usw. / Eine Pflanze – 18 Malereien
Ein kleines Atelier-Ritual: Kleine Pflanze auf kleinem Format mit kleinem Pinsel, ganz kleinteilig. Immer und immer wieder nach Betreten des Ateliers. Dieselbe Pflanze, ein anderes Erlebnis. Beobachten und lernen.
Judith Lorbach, BUMM; BUMM; SCHACK, 2021, Steinpapier, Schlagzeug, je 10,5 x 14,8 cm, Foto: Judith Lorbach
Lukas Elbe, 19.6.21/5.45-6.05, 2021, Ölpastellkreide auf Karton, jeweils 15 x 11 cm
Lukas Elbe, 18.6.21/5.55-6.15, 2021, Ölpastellkreide auf Karton, jeweils 15 x 11 cm
Lukas Elbe, „Ich halte durch.“ seismographische Aufzeichnungen (8.6. bis 19.6.21), 2021, Ölpastelkreide auf Karton, jeweils 15 x 11 cm
Für 12 Tage habe ich mir vorgenommen, stets früh um halb 6 Uhr aufzustehen, einen kleinen Spaziergang zu machen und dabei eine Zeichnung anzufertigen, denn Morgenstund‘ hat Gold im Mund…
Schnell habe ich jedoch festgestellt, dass es mir sehr schwer viel, diese mir selbst gestellte Regel zu befolgen und sagte oft selbst zu mir: „Durchhalten!“
Also habe ich 16 kleine Bilder angefertigt, die meine morgendlichen Spaziergänge dokumentieren. Zunächst habe ich versucht, meinen Weg seismographisch festzuhalten, d.h. Erschütterungen und Bewegungen, die der Kreidestift in meiner Hand auf einem Stück Pappe beim Gehen hinterlässt, aufzuzeichnen. Als nächstes habe ich auf einem weiteren Stück Pappe stets denselben Straßenausschnitt gemalt, der mir durch seine enge Bebauung und scheinbare Leblosigkeit aufgefallen ist. Entstanden sind somit 8 Bildpaare, welche zum einen meinen Hin- und Rückweg, zum anderen meinen jeweiligen Eindruck der Straßenszene abbilden. Die Bilder stehen für mich in engem Zusammenhang und scheinen mir auf unterschiedliche Art und Weise meine Gemütslage, meine Motivation, mein Konzentrationsvermögen an dem jeweiligen Morgen aufzuzeigen.
Hanna Voß, Categories, 2021 (ongoing), Haferflocken, Kleber auf Papier
Haferflocken sind ein Lebensmittel, das ich tagtäglich konsumiere. Anlässlich des Seminars "do it, do it again ..." beschäftigte ich mich erstmalig näher mit ihnen. Zunächst habe ich sie ganz intuitiv nach Größe sortiert. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass jede Flocke anders aussieht und eine ganz individuelle Form, Farbe und Maserung besitzt. Mich hat die Ästhetik der Flocken, sowohl einzeln als auch in großer Menge, sehr fasziniert. Daraufhin habe ich sie in Kategorien eingeteilt (rund, oval, eiförmig, länglich, ...). Während des Sortierprozesses ist mir bewusst geworden, was für eine riesige Menge Haferflocken in einer Packung steckt. Die Arbeit wird abgeschlossen sein, wenn die Packung vollständig sortiert ist.
Harriet Meinecke, Schlaf, 2021, Kohle auf Stoff, 140 x 200 cm, Foto: Harriet Meinecke
Harriet Meinecke, Schlaf, 2021, Kohle auf Stoff, jeweils 140 x 200 cm, Foto: Harriet Meinecke
Harriet Meinecke, Schlaf, 2021, Raumansicht und Auszüge aus dem Skizzenbuch
- sich immer und immer wieder mit Kohle einreiben – immer und immer wieder bei den Armen anfangen – dann über das Decolté – über die Brust – den Bauch – die Beine – die Füße - immer und immer wieder ein frisches, weißes Laken auf‘s Bett ziehen - immer und immer wieder darin schlafen – mit Kohlestaub am Körper - immer und immer wieder aufwachen – aufschreiben - immer und immer wieder die von der Haut aufgenommene Kohle abwaschen
Was passiert eigentlich, wenn oder während wir schlafen? Woran denken wir, wenn wir einschlafen? Oder ich… In welcher Position schlafe ich (am besten) ein? In welcher Position wache ich wieder auf? Was passiert zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen? Was träumen oder verarbeiten wir im Schlaf? Woran können wir uns am Morgen erinnern?
Ich fing an, meinen Körper regelmäßig vor dem Schlafengehen mit Kohle einzureiben, um meine zunächst eher bewussten Positionen und dann mit dem Einschlafen aber auch unbewussten Positionen festzuhalten. Dazu schrieb ich Gedanken, Träume, Wahrnehmungen und Empfindungen am Morgen danach auf. So entstand eine Wiederbewusstmachung der zum Teil unbewusst entstandenen Abdrücke auf den Bettlaken.
Rahel Scharabi, Teile einer Dokumentation von Bewegungen, 2021, Videotagebuch
Rahel Scharabi, inkonsequei, 2021, Video
"... Improvisierte Bewegung ist flüchtig - und dennoch ist die Wiederholung eines der wichtigsten Elemente des sich bewegenden Körpers. Ich dachte eigentlich, dass Wiederholung langweilig wäre, so etwas wie der Inbegriff für einen stagnierten Alltag. Ich verstand, dass ein Lebewesen niemals zweimal dieselbe Tätigkeit ausführen kann. Wenn man genau hinschaut, ist da immer eine Veränderung. Ich verstand, dass die Qualität meiner persönlichen Arbeitsweise in genau dieser Veränderung liegt, welche sich in diesem Fall in der Flüchtigkeit der Bewegungen ausdrückt.
Ich verabschiede mich hiermit von dem Anspruch an mich selbst und von dem, was ich als „die Konsequente Wiederholung“ verstand. Die Wiederholung ist ein Mittel, welches mir hilft in Kontakt zu bleiben mit meiner Arbeit. Und es dann wieder zu probieren. Und wieder."
Josefine Weigel, Geschepper, 2021, Video
Meine Teetassen verwende ich täglich und so habe ich mich im Seminar "do it, do it again ..." mit ihnen beschäftigt. Dafür habe ich eine Auswahl meiner Teetassen als Scherenschnitte hergestellt und diese dann in einem Stop-Motion-Video zum Leben erweckt. Außerdem sind Tondateien zu jeder einzelnen Tasse entstanden, die das Video begleiten. Jede Tasse erzeugt beim Anschlagen einen individuellen Klang. Durch das Zusammenfügen der Tondateien entsteht ein vieltöniges Geschepper.
Die Arbeiten entstanden im Rahmen des Workshops "do it, do it again ..." im Sommersemester 2021 begleitet von Luise von Rohden.
Dabei waren: Lea Argirov, Alicia Beck, Lukas Elbe, Leonie Fuß, Klara Goiny, Niclas Heider, Kira Leonie Klein, Judith Lorbach, Sandy Matysiak, Harriet Meinecke, Ina Panknin, Rahel Maria Scharabi, Hanna Voß, Josefine Weigl und Lucia Paula Wild
© Bild und Text Seminarteilnehmende und Luise von Rohden 2021