Carolin Heddergott: "Wachsende Linie - Unwoben"

Wachsende Linie

Unwoben

Pflanzen wachsen, sie sind lebendige Materie und ihr Wachstum geschieht nicht unbewusst oder ohne Logik. Die vorliegenden Arbeiten nutzen die Pflanzen als Material und Akteur zugleich. Verwendet wurde Sommerhafer und Sandhafer, welcher kulturgeschichtlich bereits eine starke Verwebung und auch gegenseitige Abhängigkeit zum Menschen aufweist.

In der Videoarbeit wachsende Linie wird die Bewegung und Lebendigkeit der Pflanzen durch das Verschieben der Zeitdimension sichtbar gemacht. Es handelt sich um eine lebendige Zeichnung, die Pflanzen sind dabei die Hauptakteure. Ihre Wurzeln stellen die lebendigen Linien des Bildes dar. Mikroorganismen und kleine Insekten, die die Wurzeln zersetzen, radieren diese Linien und entfernen sie damit ganz natürlich aus der Bildfläche. Dadurch stellen sie gleichzeitig die Vergänglichkeit des Mediums heraus. Die Pflanzen selbst, sind einem Leerraum ausgesetzt. Durch die aktive Entscheidung der Richtung des Wurzelwachstums und damit des Füllens des Leerraums, zeigt sich die vorherrschende Bewusstheit der Pflanzen. Die Konstruktion des Videos selbst, nimmt Bezug auf die Zeitlichkeit. Durch Geschwindigkeit, Wiederholung, Unendlichkeit (Loop) und Richtung (vorwärts/rückwärts) wird die Wahrnehmung von Zeit manipuliert. So nehmen wir das sonst scheinbar stagnierende Wachstum von Pflanzen bewusst wahr.

Die Partizipation der Pflanzen ist auch in umwoben deutlich. Die Arbeit besteht aus verschiedenen Wurzelabformungen, die architektonisch zusammen- gesetzt sind. Als Formen dienen Plastikverpackungen. Diese bilden einen Kontrast zu dem lebendigen Medium (der Pflanze). Die Plastikformen vereinen geometrische und organische Formen, welche von den Wurzeln nachgezeichnet und geformt werden. Dadurch ist der Abdruck in den Objekten sichtbar. Auch hier werden das Innen und Außen ausgehandelt. Wie entsteht eine Form, welche Rolle hat der Zwischenraum, das Nichtvorhandene? Es findet ein Dialog zwischen den Pflanzen und der Form statt. Gleichzeitig verweisen sie auf das Zusammenwirken von Mensch und Natur, zwei gegenseitige Abdrücke.