Magdalena Rude, „Flicken“, Fussbodenlinolium auf Hose genäht
Ein aus dem Fußbodenlinolium geschnittenes Rechteck, ein Stück der Wohnung als Flicken am Körper tragbar gemacht. Im Zuge des Rückbaus wurde abgetrennt und wieder in den Bodenbelag eingesetzt.
Als wär' nix gewesen.
Orientiert am üblichen Mietprozedere wurde Wohnraum von Studenten unterschiedlicher Fachgebiete 8 Wochen raumbezogen und raumgreifend künstlerisch beearbeit. Am Ende der Projektphase wurde wieder der Ausgangszustand hergestellt: Als wär nix gewesen.
"Symmetrisch - synchronesAbendessen"
In jedem der beiden Wohnzimmer ist eine Tafel aufgebaut. Jeweils acht Sitzplätze sind nummeriert und geben damit eine Sitzordnung vor. Uhren hängen an den sich gegenüberliegenden Wänden. Die Tafeln sind spiegelsymmetrisch zueinander gedeckt: Teller, Flaschen, Besteck, Servietten und Tischschmuck - alles findet sich gespiegelt auf dem Tisch der anderen Wohnung.
Der Ablauf der eineinhalb Stunden dauernden Mahlzeit ist strukturiert und durch Handlungsanweisungen organisiert, die den TeilnehmerInnen zusammen mit einer Einladung zugesandt wurden. Durch die auf einen bestimmten Zeitpunkt festgelegten Anweisungen sind z.B. Auftragen- und Abtragen der Vor-, Haupt-, und Nachspeise genauestens reglementiert und laufen in beiden Wohnungen synchron ab. Die relative Gleichförmigkeit der nebeneinander ablaufenden Handlungen thematisiert die von uns wahrgenommene Architektur der beiden nach demselben Muster angelegten Dreiraumwohnungen. Die Wege und Räume der einen Wohnung spiegeln die der anderen.
Durch die Inszenierung einer symmetrisch synchronen Mahlzeit sollte dieser Charakter der Architektur aufgenommen und ins Bewusstsein der Teilnehmenden gerufen werden. Für die AkteurInnen blieben die Gleichzeitigkeiten ungesehen. Durch die von uns gebohrten Löcher in der gemeinsamen Wand war es dennoch möglich, etwas vom Geschehen in der jeweils anderen Wohnung wahrzunehmen. Nicht das Sehen, sondern vielmehr das Wissen um mögliche Synchronität, war ein wichtiger Aspekt des Happenings. Um die Idee der genormten Tischgesellschaft zusätzlich zu unterstützen wurden die teilnehmenden Gäste in Familien aufgeteilt. So wurde eine Wohnung zum Quartier der Familie Hinz und die andere zu dem der Familie Kunz.
Die Kameraaufzeichnung des Abends, die die Parallelitäten im Nachhinein sichtbar macht, ist der Versuch einer Dokumentation.
Auszug einer Handlungsanweisung
Gast mit der Platznummer 5 der Wohnung "Kunz"
19:21 Uhr * Sage laut: "Die Flasche ist jetzt leer."
19:35 Uhr * Reibe dich mit dem linken Zeigefinger an der Nase.
19:36 Uhr * Staple die Teller der an deiner Seite der Tafel Sitzenden.
20:00 Uhr * Starre auf einen beliebigen Punkt vor dir und zähle in
Gedanken langsam bis 15.
Das Projekt
Gemeinsam war uns der Wunsch raumbezogen und raumgreifend im Austausch mit KommilitonInnen unterschiedlicher Fachgebiete künstlerisch zu arbeiten.
Das Bedürfnis nach freien Entfaltungs- und Assoziationsmöglichkeiten zum Thema „Raum“ führte uns während der Überlegungen zu geeigneten Rahmenbedingungen und Räumlichkeiten in die Diskussion um Begriffe wie „Mietverhältnis“ und die Frage nach dem Charakter von Räumen. Zu Vermietungszwecken werden Räumlichkeiten üblicherweise in einen Zustand der Neutralität versetzt. Die Präsenz der Vormieterschaft und deren gestaltetes Leben in den Räumen wird weitestgehend gelöscht, um erneut möglichst vielseitig nutzbare Denkräume oder denkbare Nutzräume zu schaffen.
Angestoßen durch solche Überlegungen entwickelte sich die Konzeption des Projektes. Orientiert am üblichen Mietprozedere soll Wohnraum temporär bezogen, künstlerisch bearbeitet und am Ende der Projektphase wieder in seinen Ausgangszustand versetzt werden: Als wär nix gewesen.
Im Januar und Februar 2012 bot sich uns die Möglichkeit das Projekt umzusetzen. Wir bezogen zwei sich gegenüber liegende Dreiraumwohnungen eines Wohnbocks in der Alten Heerstraße, Halle Silberhöhe und begannen mit einer Bestandsaufnahme: Die Räume wurden erfasst, vermessen und im vorgefundenen Zustand dokumentiert. Anschließend wurde der von uns wahrgenommene Charakter des Ortes gesteigert, überzeichnet, untergraben, gebrochen, gesprengt, überspielt und nachgezeichnet. Teilschritte dieses Prozesses wurden dokumentiert und gemeinsam reflektiert.
Über den Zeitraum von acht Wochen befanden sich die Räume in stetem Wandel. Neben der künstlerischen Auseinandersetzung jedes Einzelnen, entwickelten sich gemeinsame Aktionen, die den Charakter der Wohnungen aufgriffen: Ein spiegelsymetrisch - synchrones Abendessen in den beiden aneinandergrenzenden Wohnzimmern mit geladenen Gästen oder Kanonsingen durch die den beiden Wohnungen gemeinsame Wand thematisierten die symmetrische Architektur der Wohneinheiten. An zwei Tagen - während und zum Ende der Projektphase - wurden die Räumlichkeiten für Gäste zu Ortsbegehung und Arbeitsbesprechung geöffnet; wurden Prozesse sichtbar gemacht und vor Ort entstandene Arbeiten gezeigt.
Anfang März sollten die Mietwohnungen wieder an den Eigentümer übergeben werden: Dazu wurden die Spuren unseres Arbeitens weitestgehend beseitigt. Rückbauen, Überstreichen, Auslöschen: Wie wir den Raum Anfang Januar vorgefunden hatten, so verließen wir ihn nun wieder. Es bleiben uns Erfahrungen, Eindrücke und Denkansätze zu Raum, Gruppenprozessen, Organisation und nachbarschaftlichen Begegnungen.Die
Die Gruppe
RaumZeit sind 8 Studierende im 3. Studienjahr aus unterschiedlichen Fachgebieten der Burg Giebichenstein HfKuD Halle.
- Marianne Nagel (Grafik/Buchkunst)
- Lukas Wronski (Bildhauerei/Metall)
- Magdalena Rude (Kunstpädagogik)
- Luise von Rohden (Kunstpädagogik)
- Anton Schumann (Bildhauerei/Figur)
- Karla Katja König (Kunstpädagogik)
- Eva Storms (Bildhauerei/Figur)
- Caroline Sell (Zeitbasierte Künste)
Gefördert wurde das Projekt
durch den Freundes- und Förderkreis der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle e.V., den Studentenrat der Burg Giebichenstein,sowie von der Halleschen Wohnungsgenossenschaft Freiheit eG.
Für die beratende Begleitung danken wir herzlich Prof. Stella Geppert.
Magdalena Rude, „Armaturen“, Türklinke, Duschhalterung, Heißkleiber
In die fragmentarisch und bühnenhaft wirkende Küche wurde nur minimal eingegriffen. Den prägnanten Wasserhähnen wurden weitere Armaturen aus anderen Teilen der Wohnung hinzugefügt.
Eine Türklinke ahmt die Geste der Wasserhähne nach und eine Duschhalterung spielt mit der Unsicherheit des Betrachters, ob es sich hierum die Küche oder das Badezimmer handelt.
Lukas Wronski, Minikamera und Monitor (Filmstill)
Hinzes sehen beim kochen, was Kunzes durch den Türspion sehen. Ein nachbarschaftliches Überwachungssystem.
Karla König, "Zwischenraum oder schließlich: Funierkapsel"
Schon die ersten Tage bringen eine Entdeckung. Öffnet sich die hochfrequentierte Tür zum Badezimmer vor meinem Raum, während dessen Tür ge schlossen ist, entsteht ein neuer, ein sehr enger Raum. Zwei Türen zu einer Kapsel. Die eine schließt sich, die andere öffnet sich. Dazwischen konstituiert sich ein ephemerer, zweckfreier Raum. Ein Raum, der ganz offensichtlich da und doch nicht ohne weiteres zu finden ist. Ein Raum für nur jeweils eine Person zugänglich, ein Raum um sich mitten im alltäglichen Handlungslauf für Augenblicke abzuschließen, eine Gelegenheit sich der Grenzen der eigenen Körperlichkeit und ihrer Präsenz im engen Umraum gewahr zu werden. Wer sich einlässt, sich zum Einschließen entschließt, kann einen Moment der Konzentration auf dieses unser aller Mittel zur Erschließung der Welt erleben. 36º, ein umschauen, wie weit kann ich mich, kann ich mich überhaupt drehen? Und wenn nicht, was geschieht mit mir in dieser Haltung, die der Zwischenraum vorgibt?
Es ist schwierig hier zu sein, hier zu bleiben. Mancher fragt sich vielleicht gar: was ist hier überhaupt? Und verkennt damit die permanent und mit aller höchster Präzision arbeitende Rätselmachine, die ihn durchs Leben trägt. Der Zwischenraum, im ersten Kenntlichmachversuch geraufasert, gerät zum Durchgangszimmer. Um ihn leichter erfahrbar zu machen, passen sich Wände und Decke den Oberflächen seiner Hauptwände, den Türen an: Klebefolie „Birke geplankt“. Ein simpler Flaschenzug lässt die mobilen Seitenwände, parallel zusammenspielen. Bewegt sich eine, folgt ihr Pendant schnürchenhaft auf dem Fuße und der Zwischenraum ist schon beinah da. Jetzt kann entschieden werden. Schließe ich die Kapsel um mich? Und für wie lange?
Lukas Wronski
Es geht um Rückzug, es geht um Ein- und Ausblicke und um eine Sehnsucht, die hier vielleicht verbaut wurde.
Marianne Nagel, handgeschöpftes Papier aus Kozo, Wäschestärke, Holzleim
Wenn die Menschen die Gegend verlassen haben, setzt die Natur zum Siegeszug an:
In diesem Fall sind die Insekten eingekehrt. Ihr fragiles Bauwerk schmiegt sich an den kalten Beton und benutzt ihn als Baugrund. Es ist das einzige Relikt ihrer Herrschaft. Denn der Staat hat sich zerstreut. Seine Bewohner sind größtenteils verstorben oder versuchen zu überwintern um im nächsten Frühling als Königinnen einen neuen Staat zu gründen. Riesenhaft hängen die letzten Waben, wie eine verlassene Festung an der Wand. Der Raum wurde zweimal verlassen. Erst vom Menschen, dann von den Tieren. Schnell verlässt ihn auch der Betrachter, um nicht darüber nachdenken zu müssen, welche Tierart diese riesigen Nester hervorgebracht hat...
Marianne Nagel, handgeschöpftes Papier aus Kozo, Wäschestärke, Holzleim
Wenn die Menschen die Gegend verlassen haben, setzt die Natur zum Siegeszug an:
In diesem Fall sind die Insekten eingekehrt. Ihr fragiles Bauwerk schmiegt sich an den kalten Beton und benutzt ihn als Baugrund. Es ist das einzige Relikt ihrer Herrschaft. Denn der Staat hat sich zerstreut. Seine Bewohner sind größtenteils verstorben oder versuchen zu überwintern um im nächsten Frühling als Königinnen einen neuen Staat zu gründen. Riesenhaft hängen die letzten Waben, wie eine verlassene Festung an der Wand. Der Raum wurde zweimal verlassen. Erst vom Menschen, dann von den Tieren. Schnell verlässt ihn auch der Betrachter, um nicht darüber nachdenken zu müssen, welche Tierart diese riesigen Nester hervorgebracht hat...
Anton Schumann
Ende hier am Anfang. Was war das. Raum gemietet, Raum bezogen. (...) Ich in meiner Kammer. Für mich war schon vorher klar, ich arbeite mit Raum. Allgemein und all umfassend. Ich will keine Hindernisse oder Ablenkungen, ausschließlich den nackten reizlosen Raum. Das Ziel ist schnell klar. Erste Etappe wite cube.
Anton Schumann
Ich beginne zu Weißen. Auch wenn die Fotos suggerieren ich hätte es geschafft, sie lügen. Nach dem dritten Anstrich gebe ich auf. Die Perfekte reizlose weiße Wand bleibt ein unerreichbares Ziel. Erster Frust. Dann der Gedanke, weiter machen
Anton Schumann
Stillstand ist der Tod, wenn nicht weiß dann eben Schwarz. Ab diesem Zeitpunkt verwandelt sich meine kleine Kammer in einen schwarzen bedrückenden Raum.
Eva Storms
Man hat mir gesagt, „ Mit Lebensmitteln spielt man nicht.“. Und doch, spielt nicht die Industrie und die Werbung ein `raffiniertes` Spiel?
Toastbrot als Lebensmittel in seiner Formgleichheit strukturiert und in Massen produziert. An allen Wänden angebracht, die Struktur der Fliesen aufgegriffen, umgibt es uns.
Eva Storms
Gebuttert und geschmiert ohne Vielfalt auf Gleichform reduziert. Genormte Form, genormtes Leben?
Luise von Rohden, „10 Stunden Gedankenschreiben“ Selbstversuch, ein Tag, Bleistift
14. 01. 2012 Beinahe jeden Tag in der Wohnung sein und doch nicht wissen, was geschieht. Nichts fassen oder für mich greifbar machen können. So schnell verflüchtigen sich die Gedanken. Darum Heute: Einen Tag lang die Wände des Raumes beschreiben, mit dem, was mir durch den Kopf geht. Dabei all die Belanglosigkeiten eines Tages den Wänden aufzwingen und gleichzeitig jede Unebenheit der Wände wahrnehmen müssen, jedes Geräusch im Treppenhaus hören. Die Vielzahl der Türen umrunden und immer im Kreis bis zur Erschöpfung: Das habe ich heute getan.
Luise von Rohden, „Skizze“ Buntstift, 10. Februar 2012, „o. T.“ Tusche, blaue Acrylfarbe, 12.Februar 2012
Durchgangsraum Flur.
Nachgezeichnete Wege von Tür zu Tür verdichten sich zu einer aus der Bewegung folgenden Form.
CaroSell, "Waldstadt"
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands war der Stadtteil Silberhöhe am stärksten vom Einwohnerrückgang in Halle betroffen. Von den einst 39.000 Menschen, die dort 1989 noch lebten, sind heute nur noch etwa 10.000 ansässig.
2002 begann der offizielle Rückbau und damit der anhaltende Abriss von leerstehenden Plattenbauten. Zwar dominieren diese monströsen Einheitsquartiere immer noch das Bild der Silberhöhe, aber es entstanden und entstehen immer mehr Freiflächen.2 001 wurde ein Neuordnungskonzept beschlossen, das den Stadtteil nach und nach in eine Waldstadt umwandeln soll.
Dieser Umstand wurde zum Ausgangspunkt einer meiner Arbeiten. So wurden 7 Tannenbäume, rund 300 Liter Blumenerde und 2 große Säcke Moos in die knapp 10 qm Raumfläche installiert.
CaroSell, "Waldstadt" (Filmstill)
Dann habe ich versucht mir vorzustellen, wie wohl das Leben in meiner „Waldstadt“ wäre und habe den Raum als Bühne für verschiedene Performances genutzt.
Entstanden ist ein Video, in dem man eine Frau beobachten kann, die in diesem Raum verschiedene Hausarbeiten ausführt – ihren Alltag begeht...
CaroSell, "Tapete"
Charakteristisch für unsere Räume in den beiden Wohnungen waren die nahezu nackten Betonwände. Nur hier und da Reste von abgerissenen Tapeten, an deren unterschiedlichen Gelbtönungen man sehen konnte, dass im Laufe der Jahre öfter übertapeziert worden war. Daraus entstand die Idee, Zeit mit Tapeten zu erzählen. Auf einer Fläche von ca. 1,5 qm wurden insgesamt 7 verschiedene Lagen von unterschiedlichen Tapeten geklebt. Um der Zeit auf die "Schliche" zu kommen, wurden die Besucher der abschließenden Ortsbegehung eingeladen, sich durch diese verschiedenen Schichten zu reißen. Nach dem Rückbau sind nun auch Spuren dieser Arbeit an der Betonwand zu finden.
Luise von Rohden, "rote Leisten", Holz, rote Ölfarbe, 24. Februar 2012
Rote Leisten, angebracht auf meiner Kopfhöhe, teilen das Raumvolumen. Sie bestimmen die Bewegung der durch den Raum gehenden.
Luise von Rohden, "rote Leisten", Holz, rote Ölfarbe, 24. Februar 2012, "rote Linie" rote Ölfarbe, 29. Februar 2012
Rote Leisten, angebracht auf meiner Kopfhöhe, teilen das Raumvolumen. Sie bestimmen die Bewegung der durch den Raum gehenden.
Zurück bleibt eine rote Linie - meine Anweseheit im Raum in Abwesenheit.
Karla König, "Angesicht zu Angesicht zu"
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Angesicht zu
Angesicht zu Ameise
Fremdenhast und
F i r m a m e n t
aus Plattenbaufensternen
Karla König, "Schrittiritation", Ortsbegehung am 29. Februar 2012, Wohnzimmer
Zahlreiche fixierte Minzdrops werden auf dem allgegenwärtigen Linolbodenbelag unsichtbar und bald zu Steinchen des Anstoßes: Irritation, Verunsicherung. Grund zu Fluchen, aber auch Anlass auf den umgebenden Untergrund aufmerksam zu werden, die eigenen Schritte achtsamer zu verfolgen.
Luise von Rohden, "Keil", Bitumenpappe, Holz, blaue Acrylfrabe, 18. Januar 2012
Karla König, Installation zum 29.Februar 2012, Trittschalldämmung, Plastikflaschen, Spülmittel
Einen Endpunkt setzen.
Zwei Monate im blauen Raum neigen sich dem Ende zu. Die Wände, das Unschuldsblau haben Schaden genommen. Materialsammlung, Wege zu und um diesen Ort, Begegnungen mit Nachbarn und Anwohnern, das eigene Erleben in diesem Raum, haben zu einem Bild geführt, das Bild eines Raumes in dem der Himmel tief hängt, in dem alles, was die Oberflächen- Unschuld des geprägten Azzur stört, mit gewehrartig aufgerichteten dunklen Flaschenhälsen abgedeckelt ist. Den Blick im flaschendurchbrochenen Hellblau konzentriert, verliert sich das Gefühl für oben und unten, entsteht der Eindruck eines Subraumes im Hellblau, ozeanische Wände aus denen dunkelbraune Flaschen schwarmartig auftauchen und sich mit dem braunlackierten Heizkörper verbrüdern. Halt dich warm. Flaschenhälse erscheinen an der Oberfläche und richten sich auf den Besucher. Angebot und Nachfrage. Die Aussicht ist getrübt, die Decke hängt schleierhaft tief. In einer Ecke ist ein Bilderrahmen sichtbar, der zum Nähertreten locken soll. In die diesige Raumatmosphäre eintretend, den Kopf leicht eingezogen, kann ein Relikt aus der Zeit im blauen Raum in Augenschein genommen werden. Ein Abend am Fenster, Lichter, es spiegelt sich kunstlichtiges Hellblau, die geschlossene Tür. Das war`s. Nun ist das am Ort Erfahrene zusammen zu tragen, soll gesichtet und auf eine Weise archiviert werden, die greifbar hält, was wir jetzt verabschieden werden.