Alltäglichkeit der Nachbarschaft in Muhanga, Kigali, Rwanda (© Stefanie Bognitz)
"Routes of Empathy" Vortrag und Gespräch: Dr. Stefanie Bognitz
Am Mittwoch, den 12.05., um 18 Uhr im Rahmen der digitalen Vortragsreihe "Routes of Empathy" stellt Stefanie Bognitz im Gespräch mit Prof. Stella Geppert ihre Theorien und Arbeiten zum Thema Empathie vor.
Persönliche Gegenstände von Opfern des Genozids auf dem Altar einer Kirche in Nyamata, Bugesera, Rwanda © Stefanie Bognitz
Dr. Stefanie Bognitz zum Vortrag
Anthropos – Acht Wegmarken eines Streifzuges des Empathischen
Die Anthropologie bewahrt sich ein mystisch aufgeladenes Verhältnis zu dem Anderen.
Das Andere the other gilt ihr dabei oft als Initialmoment der
Auseinandersetzung, dem Verstehen, oder gar der Erkenntnis der Welt da draußen.
Aber was macht dieses Andere aus und welche Bedingungen stellt es an das Eigene und seine Eigenheiten?
Welche Bedeutung können Momente der Fremdheit oder des Fremdseins in einem planetarischen Zeitalter überhaupt annehmen?
Ausgehend von der Annahme, dass sich Verstehen und Erkenntnis, nicht ohne schwierige Brüche und herausfordernde Schwellen vollziehen, bietet dieser Vortrag ausgewählte Zugänge zum Empathischen. In acht Wegmarken eines Streifzuges des Emphatischen möchte ich Anthropos auf den Grund gehen. Erstens, die Situation der Anrede
Zweitens, das Gesicht des Anderen
Drittens, das Unzugängliche
Viertens, die Dekolonialität des Wissens
Fünftens, die Methode der Hoffnung
Sechstens, die Politik der GastFreundschaft
Siebtens, die Phänomenologie der Liebe
Achtens, das Wesen einer radikalen Empathie
Zur aktuellen Arbeit:
Stefanie Bognitz ist unabhängige Postdoktorandin im Research Network Law, Organization, Science and Technology. Sie hat ihre Dissertation zum Thema “The Promise of Access to Justice in Rwanda” 2019 verteidigt in der sie Liebe und Gerechtigkeit, Kritik und Misstrauen als unverwechselbare Handlungsregime für gewöhnliche Akteure darlegt, die in alltägliche Rechtsinstitutionen, Rechtshilfe und Mediation verwickelt sind.
Stefanie beschäftigt sich mit dem analytischen Konzept des Versprechens in einer Reihe von pragmatischen Praktiken wie Streit, Gesetzgebung, Kompromissfindung und entwickelt einen theoretischen Ausblick der tief im Alltag gewöhnlicher Akteure verwurzelt ist: die Menschen im heutigen Rwanda müssen nämlich immer wieder Entscheidungen fällen und diese rechtfertigen, wie sie gemeinsam in einem Land nichtalltäglicher Erfahrungen des Völkermords leben können. Wenn sich niemand der Erinnerung und der Erfahrung des Genozids entziehen kann, müssen moralische, ethische, gesellschaftliche und politische Schwellen thresholds ausgehandelt und überwunden werden. In ihrem Buch “A Measure of Promise: The Everyday of Access to Justice in Rwanda” geht Stefanie im Rahmen einer philosophisch verankerten anthropologischen Analyse den Herausforderungen der Versprechen im heutigen Rwanda auf den Grund.
Ihr aktuelles Forschungsinteresse entwickelt erkenntnistheoretische Perspektiven auf Kritik und Verleugnung im Kontinuum des gewöhnlichen Lebens und alltäglichen Miteinanders anhand post/kolonialer/genozidaler Perspektiven in der Region der Großen Seen in Afrika.
Zu den Veröffentlichungen:
Bognitz, Stefanie 2021 Forthcoming. A Measure of Promise: The Everyday of Access to Justice in Rwanda. Stanford, California: Stanford University Press.
Bognitz, Stefanie 2021 Forthcoming. Anton Wilhelm Amo: Signposts of a Precarious Biography Betwixt and Between Worlds. In Fazil Moradi and Stefanie Bognitz (Eds). Anton Wilhelm Amo’s Between-Worlds Biography. Radical Philosophy.
Bognitz, Stefanie 2021 Forthcoming. Coordinates of Com/Promise from Rwandan Temporalities. In Sung-Joon Park and Richard Rottenburg (Eds.). A Book of Exercises in STS: On Futures and Designs of Collective Life. Manchester: Mattering Press
Bognitz, Stefanie 2021 Forthcoming. The Giving and Taking of Livable Lives: Ungendering Land through Legal Aid in Rwanda. In Siri Lamoureaux and Richard Rottenburg (Eds.) Registers of Justice: Gendered Rights, Resources and Recognition in Postcolonial Africa. Tapuya: Latin American Science, Technology and Society.
Bognitz, Stefanie 2021 Forthcoming. Review: Matthew Engelke: How to Think Like an Anthropologist. In Zeitschrift für Ethnologie.
Bognitz, Stefanie 2020. Mediation in Circumstances of the Existential: Dispute and Justice in Rwanda. In Karl Härter, Carolin Hillemanns and Günther Schlee (Eds.). On Mediation: Historical, Legal, Anthropological and International Perspectives. New York and Oxford: Berghahn, 146-178.
Bognitz, Stefanie 2020. The Legal Laboratory in Rwanda: Experimentalization and Adaptation. In Katrin Seidel and Hatem Elliesie (Eds.). Normative Spaces and Legal Dynamics in Africa. London and New York: Routledge, 189-204.
Bognitz, Stefanie 2019. Review: Eramian, Laura: Peaceful Selves: Personhood, Nationhood, and the Post-Conflict Moment in Rwanda. In Social Anthropology 27 (2): 377-78.
Bognitz, Stefanie 2017. Mistrusting as Mode of Engagement in Mediation: Insights from a Socio-Legal Practice in Rwanda. In Florian Mühlfried (Ed). Mistrust. Ethnographic Approximations. Bielefeld: transcript.
Bognitz, Stefanie 2017. Trusting Mediators: On Becoming Inyangamugayo in Rwanda. In POLITIKA.
Bognitz, Stefanie 2016. Technologien der Zukunft: Einblicke in Strategien der Aneignung neuer Technologien in Ruanda. In Ruanda Revue 1/2016: 18-20.
Bognitz, Stefanie 2015. Rwanda. In Mehmet Odekon (Ed). The SAGE Encyclopedia of World Poverty, 2nd ed. Los Angeles: SAGE
Bognitz, Stefanie 2015. Lawyers Without Borders. In Mehmet Odekon (Ed). The SAGE Encyclopedia of World Poverty, 2nd ed. Los Angeles: SAGE
Bognitz, Stefanie 2013. Crafting Transitional Justice: Significations of Rights Based Organizations and Legal Aid in Rwanda. in Nouvelles Études Pénales 24: 269-83.
Informationen zur Vortragsreihe
- Die Vortragsreihe Routes of Empathy wirft einen erweiternden Blick auf das künstlerische Handeln als gesellschaftliche Aktivität. Im Fokus steht hier die Fähigkeit, sich in etwas Hineinfühlen und / oder Hineindenken zu können; in ein Gegenüber, eine Person, ein anderes Wesen, ein Gegenstand, ein Gefühl, einen Gedanken, ein Material, eine Substanz, eine Bewegung, eine Position, eine Situation, einen Lebensraum, eine Atmosphäre, eine Lage, ... . In der Vortragsreihe „Routes of Empathy" möchte ich mit euch zusammen mit geladenen Gästen verschiedene Formen und Gradationen des Empathischen nachgehen. Dabei werden wir unterschiedliche Stränge der Empathie verfolgen und sowohl ihre positive, die Gesellschaft nährende Seite, ihr schöpferisches und subversives Potential, als auch ihre negativen Seiten im Hinblick auf Machtmissbrauch betrachten. Diese Vortrags- und Gesprächsreihe hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dient dazu, aus unterschiedlichen Perspektiven heraus zu entschlüsseln, welchen Stellenwert die Tätigkeit des Empathisierens im künstlerischen Prozess und das Empathische in der Außenwirkung einer künstlerischen Arbeit einnehmen kann. Zu Gast an den darauffolgenden Terminen sind:
- Nadine Fecht, Künstlerin: Vortrag am Mittwoch, den 19.05.2021
- Kirstin Burckhardt, Künstlerin: Vortrag am Mittwoch, den 02.06.2021
- Lizza May David, Künstlerin: Vortrag am Mittwoch, den 16.06.2021
- Alle Vorträge und Gespräche werden aufgezeichnet und im Nachhinein auf der Burg Seite für alle Interessierten zugänglich sein.
- Das PDF zum Vortrag ist am Vortragstag in der Ankündigung auf dieser Seite zu finden (siehe erster Link).
Ausführliche Infos zur Reihe:
Termin
Mittwoch, 12. Mai 2021
Uhrzeit
18:00
Zugangsvoraussetzungen
Gäste sind willkommen.
Zugangslink bitte per Mail erfragen bei marlenevollmar(at)gmx.net
Termin
Mittwoch, 12. Mai 2021
Uhrzeit
18:00
Zugangsvoraussetzungen
Gäste sind willkommen.
Zugangslink bitte per Mail erfragen bei marlenevollmar(at)gmx.net