Kulturspiegel Spiel 1: Von China bis Spanien.
Was hat denn Mensch-Ärgere-Dich-Nicht mit dem Hinduismus zu tun? Was geschieht, wenn sich zwei Kaiser gegenüberstehen, von denen sich jeder für gottgleich hält? Wie heimtückisch sind Kriege, wenn gefangene Krieger „umgedreht“ die eigene Truppe verstärken? Was hat das japanische Spiel ‚Go‘ mit dem Anbau von Reis zu tun? Und wie entstand aus einem Würfelspiel für vier Personen unser heutiges Schach.
Exotische Spielwelten, ein spielgesteuertes Zukunftsszenario und erfolgsversprechende Vermarktung eigener Spielideen – Ein bunter Streifzug durch die Welt des Spiels
Im Sommersemester 2021 hielt Spielexperte Tom Werneck eine Vorlesungsreihe zur Geschichte des Spiels, zu Spielformen der virtuellen Realität und zum Erfinden von Spielen. Die Vorlesungen sind jetzt als Video abrufbar:
Die Kompaktwoche in der Rückschau Tom Wernecks:
Dinge entwickeln sich oft ganz anders als geplant. Eine der geplanten Lehrveranstaltungen sollte Teilnehmerinnen und Teilnehmer in praktische Übung einbinden. Vier Gruppen zu je vier Personen wären ideal. So entstand ein Teilnahmelimit von 16. Doch dann kam Corona.
Doch das Limit blieb bestehen und war rasch ausgebucht. Meine Freude war groß, als mehrfach Anfragen kamen, ob man sich nicht doch einblenden dürfe. Na klar – bei Zoom geht das natürlich. Die geplante Kleingruppenarbeit mit mehrfachem Feedback jedoch musste ich streichen. Doch das war kein Problem. Inhalte zu meinem Spezialgebiet ‚Gesellschaftsspiel‘ gibt es in unüberschaubarer Zahl.
Ein einzelnes Spiel mag ja interessant und spannend sein, aber es bleibt eben ein einzelnes Spiel. Doch wenn man hunderte von Spielen aus dem gleichen Genre betrachtet, beginnt man, Muster und Strukturen zu erkennen. Kulturelle Eigenarten, die sich in vereinfachter oder abstrahierter oder modellhafter Form in den Spielen abbilden, aber auch gesellschaftliche Stärken oder Defizite. Deshalb habe ich einen Streifzug durch Spielkulturen anderer Länder angeboten oder – wie bei Schach – einen geradezu abenteuerlichen historischen Wandlungs- und Anpassungsprozess beleuchtet. Und damit die praktische Umsetzung nicht ganz unter den Tisch fällt galt ein Thema der Entwicklung von Spielen.
Ich hatte 45 Minuten Vortragszeit, aber einen zeitlichen Gesamtrahmen von jeweils zwei Stunden. Was mich an den vier Zoomterminen am meisten gefreut hat, war aufmerksame, konstruktive Neugier; die Bereitschaft, über den Tellerrand des eigenen Studiengebietes zu blicken und eine gediegene Diskussionskultur. Dass die verfügbare Zeit immer ausgeschöpft wurde, werte ich als erfreuliches Feedback.
Kulturspiegel Spiel 2: Die erstaunliche Spielkultur des afrikanischen Mancala.
Mancala findet sich als ‚Bohnenspiel‘ im Spielebestand vieler Kitas. Was auf den ersten Blick als trivialer Zeitvertreib für Kids erscheint ist nur eine Spielform eines klugen, mathematisch komplexen Spielsystems. Wie konnten sich zahllose ideenreiche Varianten dieses Spiels entwickeln? Wie steht es um das europäische Bild der Entdeckerzeit von Afrika als Kontinent primitiver Wilder und gottloser Heiden? Führt uns das Bohnenspiel zu afrikanischen Hochkulturen wie der Ife, Benin oder Ashanti?
Klimawandel und Bevölkerungswachstum.
Weil 1972 die Studie ‚Grenzen des Wachstums‘ des ‚Club of Rome‘ die Welt aufgerüttelt hat, wurden Gegenmaßnahmen eingeleitet. Deshalb hat sich keine einzige der Prognosen bewahrheitet.
Wohin steuert die Welt des Spiels? Fakten wie Klimaveränderungen, Bevölkerungswachstum, Roboterisierung, Verstädterung usw. können sich auf Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz und die Spielformen der virtuellen Realität auswirken. Sind als Folge einschneidende politische Machtverschiebungen denkbar? Ein alarmierendes Szenario.
Vom Spieleerfinder zum Autor.
„Es genügt nicht, keine Ideen zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie umzusetzen“ hat ein Spötter formuliert. Doch was, wenn die Ideen für Spiele sprudeln? Wie wird aus einer Idee ein erfolgversprechender Prototyp? Wie testet man ein Spiel richtig? Wie schützt man sein geistiges Eigentum? Was sind die richtigen Schritte, Spiele erfolgreich zu vermarkten? Und nicht zuletzt: Kann man denn vom Spieleerfinden leben?
Tom Werneck ist einer der Gründer der Jury „Spiel des Jahres“, hat mehrere Dutzend Spiele entwickelt und auf den Markt gebracht, hat Spielebücher geschrieben und übersetzt, ist Gründer der Internationalen Spieleerfinder-Messe und Leiter des Bayerischen Spiele-Archivs. Das Archiv steht auf der UNESCO-Liste ‚Best Practice‘ zur Erhaltung des Immateriellen Kulturguts „Brettspiele spielen“. Aktuell promoviert er an der BURG über die Konstituierung eines nationalen Spielearchivs.
Tom Werneck ist einer der Gründer der Jury „Spiel des Jahres“, hat mehrere Dutzend Spiele entwickelt und auf den Markt gebracht, hat Spielebücher geschrieben und übersetzt, ist Gründer der Internationalen Spieleerfinder-Messe und Leiter des Bayerischen Spiele-Archivs. Das Archiv steht auf der UNESCO-Liste ‚Best Practice‘ zur Erhaltung des Immateriellen Kulturguts „Brettspiele spielen“. Aktuell promoviert er an der BURG über die Konstituierung eines nationalen Spielearchivs.