TexTeile, Annette Fauvel
WiSe 2010/11, Prof. Bettina Göttke-Krogmann, Aus Ritualen des Alltags werden textile Produkte, textile Produkte ermöglichen alltägliche Rituale.
Auf meinem Streifzug durch die Welt der Rituale bin ich auf viele alltägliche Gewohnheiten und Traditionen gestoßen, die uns umgeben. Ich suchte also konkret nach Textilien, die ritualbehaftet sind.
Und fand das Taschentuch. In ein Taschentuch macht man Knoten, um sich zu erinnern, man stickt Initialen hinein, und vor allem:
Man fragt unglaublich oft danach.
Was auch immer man alles mit einem Taschentuch, egal ob Stoff oder Zellstoff, machen will: Meistens hat man keines, und schon kommt es zur fast ritualisierten Frage:
„Hat jemand mal ein Tempo für mich?“
Dieses kleine Problem wollte ich lösen, indem ich die Mitnahme des Taschentuchs durch ein textiles Produkt ritualisierte. Diversen Ersatzprodukte, die als Taschentuch bzw. die in den Einsatzgebieten von Taschentüchern verwendet werden, also beispielsweise Toilettenpapier oder Küchenkrepp haben mich zu einem weiteren, direkten Ritual meines Projekts geführt: Das Abreißen.
Die Perforierung und damit die Vorherbestimmung eines Zerreiß-Prozesses findet man überall: Bei Abreiß-Kalendern, Kinokarten, Zigarettenschachteln und eben bei Toilettenpapier, dem häufigsten Tempo-“Ersatz“. Taschentücher, die man immer dabei hat, das funktioniert nur, wenn man sie wie automatisch mitnimmt, wie schon in der Kleidung integriert, denn wer vergisst schon, morgens sich anzuziehen?