Ein Mops kam in die Küche, Julia Dichte

... und stahl dem Koch ein Ei. Mit diesem Satz beginnt ein Kinderlied, das das Prinzip der Rekursion veranschaulicht. Rekursion ist der abstrakte Vorgang, Regeln von neuem auf ein Produkt anzuwenden, das durch diese selbst erzeugt wurde. Hierdurch entstehen theoretisch unendliche Schleifen, wie auch das besagte Kinderlied niemals endet. Verwendung findet sie in der Mathematik und Informatik, aber auch in der bildenden Kunst findet sich als Pendant das Phänomen des Bildes im Bild. Analog dazu entwarf ich in meinem Bachelorprojekt Decken, die den Stoff im Stoff thematisieren. Nach dem Wesentlichen der Textilien suchend, konzentrierte ich mich vorrangig auf die Art und Weise wie sich die Fäden jeweils zu einer Fläche verbinden. Ich schematisierte, abstrahierte und vergrößerte Verkreuzungen und Maschen um den Charakter von Geweben und Gestricken zu potenzieren. Für Wolle in ihrer natürlichen Färbung entschied ich mich, da es ein Material mit langer Tradition in Europa ist, das dadurch Ursprünglichkeit verkörpert. Um diese zu kontrastieren, verwendete ich Baumwolle in Cyan, Magenta und Gelb und Mischungen aus jeweils zwei dieser Farbtöne. In ihrer Klarheit versinnbildlichen sie für mich die Abstraktion des mathematischen Ursprungs des Themas.

Ich erstellte großflächige Rapporte, die trotz ihrer Fernwirkung detailreich sind, um die Wiederholung des Kleinen im Großen zu zeigen. Entstanden sind drei mal drei Stoffe, die das Thema jeweils aus einem etwas anderen Blickwinkel behandeln – drei von Hand gewebte Jacquardgewebe, drei maschinell gewebte Jacquardgewebe und drei Gestricke, die in der gleichnamigen Jacquardtechnik gefertigt wurden. Es sind Decken, die man falten, aber auch ausbreiten kann, die schützen und einhüllen.