Zwei Prozent, Virginia Reil und Désirée Schergun
WiSe 2016/17 , Textildesign ab 3. Studienjahr / Master; Prof.Bettina Göttke-Krogmann
In diesem Gemeinschaftsprojekt haben wir uns von den Plattenbauten der ehemaligen DDR inspirieren lassen. Laut einer Verordnung in der Architekturplanung, galt seit 1952, dass rund 2% der Planbaukosten an bildende Künstler vergeben werden mussten. Formal betrachtet, standen die charakteristischen Fassadenkonstruktionen mit ihren Reliefs, Balkonen und Flächen im Mittelpunkt der Gestaltung. Aber auch das Thema Mangelwirtschaft, wie gehe ich mit z.B. mit Ressourcen um, wie wertvoll empfinde ich etwas, sind Bestandteil unserer Arbeit.
Es entstanden dabei großformatige Jacquard-Gewebe, gewebt im Textilen Zentrum Haslach, Schaftgewebe am Selectron-Webstuhl und daneben, mit Hinblick auf die Rolle der Jeans in der DDR, Experimente mit Biokunststoff, der seine blaue Färbung auskochten, recycelten Denim-Fasern verdankt.
Die Farbpalette der Gewebe bewegt sich dabei im verwaschenen Grau-, Blau-, Braunbereich und wird belebt bzw. abgelöst von polychromen Pastelltönen mit knalligen Highlights, diese sollen auf die Menschen hinter den Fassaden verweisen, was durch den transparenten Biokunststoff ebenfalls zum Ausdruck kommt.
Insgesamt rufen diese gebrochenen „alten“ Farben ein Gefühl der Melancholie und Vergänglichkeit in uns hervor und sollen mit einem Deut Witz und Humor einen atmosphärischen Ausschnitt dieser Zeit geben. Wir holen die Fassade und deren Kunst nach innen und sehen die Gewebe im Interieurbereich als Bezugs-, Vorhang-, Dekostoffe.