Modezentren
Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung bei der Herstellung von Kleidung setzten die Unternehmen lange Zeit auf Handelsvertreter, die den Einzelhandel mit den neuen Kollektionen besuchten. Vor etwa 30 Jahren schlossen sich diese Handelsvertreter zusammen und kehrten das Prinzip um. In wenigen Modezentren betreiben sie über das Land verteilt, ein reines B2B-Geschäft (Business to Business) in angemieteten Showrooms, in denen sie von Einzelhändlern aufgesucht werden, um dort auch direkt ihre Ware zu ordern. Eine Win-Win-Situation: für den Händler entfällt Reisezeit, der Kunde profitiert davon, dass er den Tag selbst festlegen und am selben Ort mehrere Händler besuchen kann.
Objekt Fashion Lounge
Rahmen der Auszeit
SoSe 2017
Entwurfsprojekt bei Prof. Axel Müller-Schöll
Eiswerder
Bei Spandau weitet sich die Havel zu einem kleinen See, in dessen Mitte, verbunden mit zwei Brücken, die Insel Eiswerder liegt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden in vier großen Fabrikhallen Geschütze gegossen, Patronen und Munition hergestellt. Nach dem Krieg bis zur Wende lagerte der Westberliner Senat hier Getreide als „Senatsreserve“ ein. Seither werden die Hallen nur sporadisch genutzt und stehen überwiegend leer. Ein erfahrener Unternehmer aus der Modebranche hat diesen Standort für sich entdeckt und trägt sich mit dem Gedanken, dort ein Modezentrum zu installieren.
.
Fashion
In den letzten 25 Jahren hat sich das Modegeschäft extrem verändert: durch das Internet haben die Einzelhändler, bisweilen sogar die Kunden, die Möglichkeit auch direkt bei den Herstellern zu bestellen. Waren es früher zwei Kollektionen pro Jahr, so sind es heute drei oder gar vier; große global agierende Unternehmen (H&M, Zara ...) üben einen enormen Preisdruck auf den Einzelhandel aus.
Lounge
Sie dient der Entspannung, der leiblichen Stärkung und überbrückt Reisenden, Veranstaltungsbesuchern oder Geschäftstätigen die Zwischenzeiten. Neben diesen pragmatischen Gesichtspunkten geht eine Lounge auch mit einer Status-Selektierung einher: bei Bahn und Flugzeug sind die Lounges Instrumente für eine erfolgreiche Kundenbindung; Lounges werden eingerichtet um Marktpartnern einen neutralen Ort anzubieten – in der Politik und im Business wird dort all jenes verhandelt, was am Konferenztisch latent vorhanden war, aber nie zur Sprache käme. Lounges sind eine Art Club ohne feste Verfassung, wo Diskretion und besondere Aufmerksamkeit gleichermaßen zelebriert werden. Die Teilhabe daran geht mit einer Geste einher und wird als Privileg verstanden.
Seminar
In dem Entwurfsseminar wurden die Randbedingungen eines solchen Ortes untersucht, repräsentative Beispiele analysiert und Konzepte entwickelt. Es wurde der Frage nachgegangen, wie eine Symbiose zwischen Regeneration (Lounge), Inspiration und zielgruppenzentrierter Interpretation der Gegenwart (Fashion) einen kongenialen Ausdruck findet und sich zuspitzen lässt
Aufgabe
In dem dem Wasser zugewandten Gebäudeteil des Riegels ist eine Fläche für die Verortung einer Lounge vorgesehen, die sich über zwei Stockwerke erstreckt. Hierzu war ein Vision zu entwickeln, das als Grundlage für die Aufstellung eines entsprechenden Leistungsbildes für die Bearbeitung im Team oder als Einzelarbeit diente. Ziel war es das Potential eines strategischen Instrumentes freizulegen und für dessen Entwurf eine kraftvolle Gestaltung zu finden.
Seminarprofil
Das Seminar war in drei Phasen gegliedert. In der ersten wurden die Grundlagen ermittelt und der Vorentwurf bearbeitet, in der zweiten Entwurf und Planung und in der Dritten eine adäquate Kommunikation entwickelt. Für das Innenkleid wurde eine Feinplanung vorgenommen, mit dem Schwerpunkt auf die Präzisierung der Materialien, Farben und des Lichts. Hierzu fand ein gesonderter Workshop mit der Innenarchitektin Claudia Diaz aus München statt. In der Phase der Kommunikation waren die Stuttgarter Fotografen Kai Loges und der Journalist Andreas Langen zu einem dreitägigen Workshop eingeladen, die mit den Teilnehmern Text und Bild generierten bzw. in die finale Form brachten.