kumpel von Julia Nissen
Der Begriff des Kumpels stammt aus dem Bergbau und steht für die Bergmänner. Sie arbeiten gemeinschaftlich Untertage, ausgerüstet mit Stirnlampen, in dunklen Schächten. Auch alltagssprachlich zeichnen sich Kumpel durch ihre verlässliche Kameradschaft aus. Die Nachtleuchte Kumpel dient mit seinem eingebauten Bewegungsmelder als reaktiver temporärer Lichtspender und gibt in Durchgangsräumen, wie Fluren und Treppen, zuverlässig Orientierung. Der Beton ist Träger der technischen Komponenten, das Glas dient als Leuchtkörper. Der Beton wird als besonders schweres Material wahrgenommen und definiert mit seinem Gewicht die Form des Glaskörpers. Er steht mit seiner Materialität und klaren Geometrie zu der organischen Formensprache des Glases im Kontrast. Das Glas, eine erstarrte Flüssigkeit, beugt sich unter der Kraft der Last und macht sie formal sichtbar. Die handwerkliche Fertigung durch den Glasmacher erfolgt als Freiform. So entsteht eine sympathische Gruppe individueller Gestalten mit figurativer Anmutung, die sich in ihrer Erscheinung ähneln und doch unterscheiden.
WS 17/18
Komplexes Gestalten
BETON + Material
Projektbetreuung: Gastprof. Mikaela Dörfel und Dipl. Des. Steffi Auffenbauer
Aufgabe war es aus dem modernen Werkstoff Beton in Kombination mit einem weiteren Material einen Alltagsgegenstand zu entwerfen, der die Vorzüge des Betons aufgreift und maximal 5 kg wiegt.
Beton einmal im Kleinen denken war eine Herausforderung. Trotz anfänglicher studentischer Vorbehalte gegen das Material, wurde es im Designprozess ein spannender Werkstoff, der durch seine besonderen Eigenschaften viele Möglichkeiten der Nutzung erlaubt. So wurden vor allem die thermische Beständigkeit des Materials und das spezifische Gewicht geschickt in der Entwicklung eingesetzt. Wie leicht sich Beton und Porzellan, ebenso wie Kunstharz und Beton durch direktes Ineinandergießen verbinden lassen, war eine weitere Erkenntnis unseres Projektes.
Zudem überzeugte die schnell gewonnene Expertise der Studierenden in Bezug auf Material und Fertigungsverfahren, die Kreativität in Modell- und Formentwicklung sowie die Auswahl des zweiten Materials.
Und am Semesterende stehen eine Vielzahl spannender Projekte und vor allem die Lust einiger, genau da weiter zu entwickeln.
STUDIERENDE:
Selina Weber, Eunyoung Cho, Frederike Nelles, Judith Anders, Lotte
Schlör, Lene Zech, Sarah Heber, Elena Scholz, Ulrike Silz, Mara Koos, Julia Nissen, Melissa Fröhle, Lena Beigel, Mariia Prianichnikowa, Bokyung Kim
PRAXISPARTNER:
Herr Manuel Vöge, Frau Isil Tuganli von BNB - Potsdam
Herr Stefan Heeß von Dyckerhoff GmbH
Herr Dr. Thomas Richter (techn. Leiter Informationszentrum Beton)
Clément Terreng (Produktdesigner, Modellbauer)
Mona Brembach (Werkstattleitung Modell-und Formenbau) BURG
Christina Salzwedel (Werkstattleitung Porzellan) BURG
Zentrale Werkstätten BURG
Vielen Dank für die Zusammenarbeit und Hilfe!
tilda von Ulrike Silz
Im Leben Balance zu finden, ist nicht so einfach. Schließlich bedeutet dies auch ein Wagnis zwischen sicherem Stand und dem Umkippen einzugehen. Ein solches Wagnis erprobt die Leuchte Tilda. Zum einen balanciert und kippt die Leuchte zwischen aufrechtem Stand und Schräglage, zum anderen wird ein Materialkontrast zwischen Glas und Beton gewagt. Der Sockel aus Beton bildet zunächst den stabilen Kern, während ein Glaszylinder als Leuchtenschirm in den Raum ragt. Als Leuchte vereint, leben beide Elemente in steter Bewegung. Ist Licht gewünscht, kippt man die Leuchte aus ihrer Balance heraus auf die Kante des Sockels. Im aufrechten, ausgeschalteten Zustand ruht sie auf ihrer Standfläche, gleich einem Raumobjekt, bis diese Balance wieder gebrochen wird.
rau von Lene Zech
Eine Situation erzeugen um erneut die tatsächliche Stimmung zu rekapitulieren und diese in eine Lichtsituation zu transferieren – dies war mein Vorhaben. Mit Hilfe eines variablen Leuchtobjektes aus der Materialkombination Beton plus Kunstharz wird eine emotionale Stimmung erzeugt. Die feste Verschmelzung eines starren, rechteckigen Fundaments aus Beton mit Lichtschacht und durchscheinendem Harz bildet die Schnittstelle des Objektes. Die Lebendigkeit der Materialien wird durch eine klare, architektonische Form begrenzt und beruhigt. Das durch Licht wandelbare Innenleben spielt mit den Gegensätzen des Schroffen, Kühlen und der schwerelos anmutenden Transluzenz. Das Leuchtobjekt kann durch unterschiedliche Standpositionen wie setzen, stellen oder legen, verschiedene Raumgefühle transportieren. Natürliche Bilder, einer sich unentwegt wandelten Umgebung werden eingefangen und in portable Dimensionen gebracht.
island von Maria Prianichnikova
In Moskau, wo ich aufgewachsen bin, ist Beton allgegenwärtig. Um die Natur zu erfahren, ging ich oft mit meiner Familie in die Berge und liebte es, an den Bächen, umgeben von moosbedeckten Felsen, zu spielen. Für mich wurde dieses Bild zur Verkörperung der Natur. Grauer, grober Beton ähnelt einem Stein, und ich beschloss, ihn mit Pflanzen zu kombinieren, um diese Ähnlichkeit noch zu verstärken. Moos ist eine der einfachsten Pflanzen in der Pflege. Es ist sehr anspruchslos, braucht kaum Licht und Wasser und wächst sehr gut auf Beton. Darüber hinaus reinigt es die Luft, was besonders für Stadtbewohner wertvoll ist. Dennoch, für ein gutes Wachstum benötigt Moos eine hohe Luftfeuchtigkeit, die mich auf die Idee gebracht hat, es im Badezimmer verwenden. Die Fliesenform bezieht sich auf natürliche Motive wie Wellen oder Berge. Die Fliesenform bietet unterschiedliche Rapporte an. Neben zwei Arten von Grundfliesen mit einem kleinen Relief gibt es ein drittes Fliesenregal, auf dem man Badutensilien platzieren kann und die Schlußfliesen mit einem geraden Rand.
betonère von Judith Anders
Den Ausgangspunkt meines Projektes stellte die Neuinterpretation einer Etagere dar. Die Auflösung der klassischen Form führt zu einem spannenden Zusammenspiel der Ebenen. Porzellan und Beton, zwei kontrastreiche Materialien, deren Vorzüge die Bétonère versinnbildlicht. Kleine Köstlichkeiten werden anziehend präsentiert und beleben die statische Konstruktion. Das Porzellan offenbart seine Stabilität durch ausladende Fächer, filigran und elegant. Die unbedenkliche Lebensmitteltauglichkeit optimiert das Produkt für den gastronomischen Kontext. Durch gezielte Ergänzung von Vertiefungen im Porzellan, finden mehrere Delikatessen einen geeigneten Platz. Das Eigengewicht des Betons hält die Elemente passgenau und zuverlässig zusammen. Ergänzt durch das natürliche, warme Material Kork, wird ein angenehmes Aufeinandertreffen der Materialien gesichert und ein ästhetischer Blickfang arrangiert. Ein Baukastensystem bietet dem Nutzer vielfältige Kompositionen, beliebig erweiterbar.
assemblage von Sarah Heber
Es gibt bei Cognac über 60 Hauptaromen, die einerseits herb, rauchig und bitter anmuten können, jedoch auch bis zu süß, weich und fruchtig reichen. Ebenso kontrastreich wie die Geschmackslandschaft des Cognacs gestaltet sein kann, verkörpern auch die zwei Materialien Beton und Porzellan diese Dualität der Schwere und Leichtigkeit der Aromen. Ein klassischer Cognac ist traditionsgemäß eine Komposition aus verschiedenen Branntweinen. Die sogenannte Assemblage. Diesen Gedanken aufnehmend ist die Kombination aus Porzellan und Beton nicht nur optisch sehr reizvoll, sondern bietet auch ein haptisches Erlebnis, das durch die abgrenzende Kante zwischen den beiden Werkstoffen noch akzentuiert wird. Durch den tiefliegenden Schwerpunkt und die konvexe Unterseite steht der Becher nicht bewegungslos auf dem Tisch, sondern befindet sich fortwährend in einem Schwingungszustand. Davon wird man animiert, den Becher anzutippen um seine Dynamik zu ergründen oder ihn in die Hand zu nehmen um durch Schwenken allmählich das gesamte Bouquet des Cognacs zu enthüllen.
cadenza con Mara Koos
Cadenza ist eine Hängeleuchte aus Porzellan und Beton. Cadenza bedeutet Rhythmus, welcher sich durch die Anordnung der Porzellan- und Betonringe von oben nach unten auf dem Leuchtenkörper abbildet. Durch den Wechsel der durchscheinenden Porzellanabschnitte ergibt sich ein kontrastreiches Lichtspiel zu den undurchsichtigen Betonringen. Der Beton wird auf vier ringförmige Vertiefungen des zylindrischen Porzellankörpers gegossen, so dass ein glatter Zylinder mit „eingelegten“ Streifen aus Beton entsteht. Vom oberen Rand zur unteren Kante des Leuchtenkörpers nimmt die Helligkeit optisch zu. Die Betonringe am oberen Rand sind breiter und werden zum unteren Rand immer schmaler. Der transluzente Porzellankörper trägt die Betonringe. In diesem Entwurf übernimmt der Beton die Aufgabe eines lichtdichten Dekors. Mein Anliegen war es, zwischen Beton und Porzellan eine unlösbare Verbindung zu kreieren und Beton entgegen seiner Materialästhetik, optisch leicht und scheinbar schwebend wirken zu lassen.
konkret von Frederike Nelles
Das Prinzip von Plattenbauarchitektonik - harte schützende Betonschalung aussen und Wandverkleidungen durch glatte Keramik in Form von Fliesen dient meinem Gestaltungskonzept als Inspiration. Innen und Aussen, Schützendes und Fragiles, Raues und Glattes, sind Begriffspaare, die in diesem Miteinander von Beton und Porzellan für mein Set an Bad-Accessoires wichtig sind. Aber nicht nur die Materialien, auch die Formen stehen im Verhältnis zueinander: ein U-Profil legt sich im „kleinen Zahnhygiene-Set“ schützend um den Porzellanbecher, stellt aber auch ein konstruktives Element für die Zahnseide dar. In dem Produkt Konkret veranschauliche ich das Gestaltungskonzept meiner Arbeit stellvertretend für andere Anwendungsbereiche: Aufbewahrungsdose, Toilettenbürste, Toilettenpapierhalter sowie Seifenschale. So entsteht eine modulare Landschaft, die im Kleinen die Materialzusammenhänge aus dem Gebäudekontext spiegelt.
betotherm von Lotte Schlör
Die Serie betotherm verbindet Beton und Porzellan zu einem Servierset mit Temperaturspeicher-Funktion. Dabei ergänzen sich die Gegensätze der beiden Ausgangsmaterialien: Während das glatte Porzellan die Kratzfestigkeit und Lebensmittelechtheit innerhalb des Schälchens garantiert, dient der samtige Beton in der Außenform als Wärme- und Kältespeicher. Im Kühlschrank gelagert oder im Ofen erhitzt, nimmt die Betonumschalung des Serviergefäßes die Umgebungstemperatur rasch an und speichert diese länger als in üblichen Geschirrstücken aus Porzellan oder Metall. betotherm- Schalen halten gekühlte Speisen wie Eis, Kaviar oder Austern, am Buffet länger auf Wunschtemperatur und lassen warme Speisen, wie Suppen, Soufflés oder das Amuse-Gueule, auch mit einer Verzögerung in der Küche noch zur gewünschten Temperatur den Gast erreichen. Die Serie besteht aus länglichen, sechseckigen Objekten, die auf dem Esstisch oder Buffet zu einem abwechslungsreichen Gesamtbild kombiniert werden können. betotherm findet in der Gastronomie, ebenso wie im Privaten seinen Einsatz – die richtige Temperatur und eine ansprechende Präsentation sind entscheidend für das Geschmackserlebnis.
botan von Elena Scholz
Bei diesem Hocker trifft kühler, kantiger Beton auf warmen, organischen Rattan. Diese gegensätzlichen Materialien gehen eine Verbindung ein, indem sie sich formal durchdringen. Das Oberflächenspiel von glatter Fläche zu der Struktur des Geflochtenem macht die Ästhetik von Botan aus. Der Beton bringt die Stabilität, das Korbgeflecht formt den warmen Sitz. Zusätzlich ergibt sich aus der Form heraus eine Ablagefläche für ein Buch, die Teetasse oder andere kleine Dinge.
hush up von Eunyoung Cho
Hush up ist eine spielerische Dose zum Thema Verstecken. Auf den ersten Blick sieht man nur ein facettiertes Betonobjekt und im Inneren offenbart sich ein weiteres Gefäß. Es ist aus Porzellan und im Beton eingegossen, so dass man es nicht herausnehmen kann. Wie in einem Gelenk lässt sich das kugelförmige Porzellangefäß umhüllt von Beton bewegen. Wenn sich die Öffnungen der beiden Schalen überschneiden, kann man kleine Objekte hineinlegen oder herausnehmen. Im Objekt Hush up ist zum einen das Porzellan im Beton versteckt, und zum anderen können kleine Lieblingsgegenstände in dieser Geheimdose versteckt werden.
bend von Selina Weber
Bei der Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Beton interessierte mich das Einbringen von Beweglichkeit in das starre Material. Die Kombination mit Schaumstoff löst seine Festigkeit auf und verhilft ihm zu einer ungewohnten Flexibilität. Zusätzlich gleicht der Schaumstoff das Gewicht des Betons aus und verhilft ihm zu einer neuen Leichtigkeit. Die in ihren Eigenschaften kontrastierenden Materialien bilden somit nicht nur optisch eine reizvolle Kombination. Die Einzelelemente, aus denen sich die Tischleuchte zusammensetzt, sind formal auf Quadrate reduziert und in ihrer natürlichen Materialbeschaffenheit belassen. Der Einsatz des Lichtes erfolgt auf zwei Arten: Ein im Inneren der Leuchte installiertes LED-Band sorgt für ein Erststrahlen des Schaumstoffes, dessen Transluzenz eine atmosphärische Lichtstimmung erzeugt. Zusätzlich ist eine weitere Lichtquelle im oberen Deckstück eingesetzt, welche ein gezieltes Steuern des Lichtes in die gewünschte Richtung erlaubt.
daebi von Bokyung Kim
Daebi ist ein stiller Kontrast zwischen zwei Materialien Der Kontrast ist ein wichtiges Thema in meiner Arbeit. “Daebi” bedeutet in meiner koreanischen Muttersprache Kontrast. Deshalb setze ich dem stabilen, harten und schweren Beton Silikon als extrem weiches, dünnes, gleichsam dehnbares und reissfestes Material gegenüber. Daebi besteht aus einer Betonschale und einem Betonring zwischen dem eine dünne Silikonfolie liegt. Als Verbindungssystem dient ein Metallring in der Betonschale und eingegossene Magnetkugeln im Betonring, welche die Silikonfolie fixieren. Dies ermöglicht ein leichtes Öffnen und Schließen der Betonschale. Daebi dient somit der Aufbewahrung verschiedenster Dinge, sie können auf der dehnbare Folie oder in die Schale gelegt werden. Zudem läßt das Verschlusssystem einfaches Austauschen sowie das Reinigen der Silikonfolie zu. Daebi ist eine zurückhaltende Form einerseits, aber auch wandelbar durch die flexible Folie, die den Gefäßkörper spielerisch verändert. Ich hoffe, dass dieser stille Kontrast meines Objektes Spaß in den Alltag bringt.
penta von Lena Beigel
Grundgestaltungselement ist das Fünfeck in Form von Platte
und Rahmen. Die Betonplatte wird getragen von 3 Messingrahmen,
die die Platte durchdringen. Sie fungieren als Träger, Gerüst und Einrahmung.
Das Objekt ist beidseitig nutzbar und entfaltet gleichermaßen aus allen Perspektiven seine formale Ästhetik. Durch eine zweifarbig gegossene Betonplatte wird die graue Farbigkeit des Betons verfremdet und verdeutlicht die beidseitige Nutzbarkeit der Objekte. So entstehen ein Tisch und eine Schale.
Der Tisch ist als Beistelltisch und auch als Pflanzenhocker nutzbar. Die
Messingrahmen fungieren hier als Tischbeine und geben somit der Betonplatte Stabilität und Halt.
schwingling von Melissa Fröhle
Die Studienarbeiten sind im Rahmen der diesjährigen Jahresausstellung der BURG am 14.-15. Juli 2018 in der Fachrichtung Keramik-/Glasdesign nochmals zu sehen.