Sophie Wochmanin
Ein Auftritt für den Frieden?
Der sportliche Körper wird kultiviert und diszipliniert. Wie eine Architektur wird er aufgebaut, Muskel für Muskel. Er wird zu einer Statue, die extrem beweglich und doch statisch ist. Der Öffentlichkeit preisgegeben und fremden Berührungen ausgesetzt. Die Olympiade zeigt sich ihrem Gründungsmythos nach als friedlicher Wettstreit, doch 1972 werden die ihr innewohnenden Machtbestrebungen tragisch deutlich: DDR und BRD liegen im Sportrüsten, Terror überschattet das Ereignis.
Eingebrannt // Entwurfsprojekt 1. Studienjahr SoSe 2023
2-wöchige Fachaufgabe / 1.Studienjahr
Eingebrannt
Körperbilder in unseren Köpfen
Was haben im übertragenen Sinne das Material Porzellan und der menschliche Körper gemeinsam? Sie müssen scheinbar stets perfekt sein. Keine Makel aufweisen. Immer in Bestform sein. Durch perfekte Portraits- und Produktfotografien werden diese Bilder fortwährend fest- und aufrecht erhalten. Man könnte sogar soweit gehen und sagen sie diktieren dadurch was wir sehen und was wir nicht sehen. Das Sinnbild dieses Vergleichs von Porzellan und Körper ist wahrscheinlich die Porzellanfigur selbst. Hier formt das vermeintlich perfekte Material eine meist idealisierte Darstellung eines Körpers.
In der Fachaufgabe beschäftigten wir uns mit der Bedeutung von Körperdarstellungen. Welche verschiedenen Arten gibt es, aber auch welche Handlungsspielräume und Ausblicke eröffnen sich durch das Thema?
Das praktische Augenmerk lag auf der Technik des Garnierens mit Porzellan(figuren) und des Dekorierens mit Decals, sogenannten Einbrenndekoren in Form von Schiebebildern. Somit hatten wir eine 3D- und 2D-Technik in der Porzellanwerkstatt zur Verfügung, welche viele Ausdrucksmöglichkeiten und Potentiale geboten haben.
Fachaufgabe
Projektbetreuung: Larissa Siemon
Lea-Katharina Buchegger
EHRET DIE MUTTER!
Lachende Kindergesichter, fordernde Hände, Rosengirlanden - Die übertriebene Garnierung der Vase, die der Form eines Pokals nachempfunden ist, soll auf ironische Weise die Frage aufwerfen, wie zeitgemäß der Muttertag noch ist. Noch heute zelebriert der Muttertag ein jahrhundertealtes „Mutter“- und Frauenbild, dabei scheint dieser Feiertag doch aus verschiedensten Gründen ziemlich überholt. Sollten wir nicht eher dem Aufbruch und der Befreiung aus Rollenbildern Aufmerksamkeit schenken und gleichberechtigte Elternschaft feiern?
MUTTERMYTHOS AUFDECKEN
Von Überhöhung und Unterdrückung Mutterliebe ist ursprünglich, instinktiv, natürlich. Oder doch ein Mythos, welcher tradierte Rollenbilder aufrechterhält? Es scheint selbstverständlich, als weiblich gelesene Person den Wunsch nach Mutterschaft zu empfinden und die Rolle als „natürliche“ Fürsorgerin selbstlos einnehmen zu wollen. Dabei hat Elternschaft weitaus mehr Facetten als bedingungslose Liebe. Das Dekor soll ein Versuch einer Entmystifizierung sein; Teller für Teller werden weitere Facetten sichtbar, die die Autorin Jana Heinicke in einer Umfrage gesammelt hat.
Glitch | Rapha Bock
Dysmorphie in Relation mit dem eigenen Körper.
Menschen, welche an einer körperdysmorphen Störung leiden, haben ein verzerrtes Körperbild und setzen sich obsessiv mit ihrem Aussehen auseinander. Sie haben unkontrollierte negative Gedanken bezüglich bestimmter Körpermerkmale. Auch wenn es für außenstehende oft nicht sichtbar ist, steckt unter der Oberfläche eine hohe psychische Belastung.
Orientiert an früheren Büsten und Skulpturen, wird dies in den Figuren widergespiegelt. Die komplexen Emotionen betroffener werden in den Decails durch den „Glitch“-Effekt weiter verbildlicht.
Anina Gill
Übergriffige Berührungen sind alltäglich. Die sexualisierte Sicht auf den weiblich gelesenen Körper ist der Mittelpunkt. Befreiung, klar eine Armlänge Abstand verschaffen. Wir, die Arme der Figuren, stellen die Grenzüberschreitung, das unerlaubte Begrapschen und wie wir den Freiraum wieder erlangen dar. Wir ringen, kämpfen und rufen nach Hilfe. Die Schiebebilder brechen den reduzierten Blick. Sie zeigen, nicht ausschließlich, Körperteile, die befreit von unerwünschten Übergriffen sein sollten, es aber nicht sind. Körper sollten nur unter Konsens berührt werden!
Autonome Anatomie | Gianmarco Bonetti
Selbstorganisierte Netzwerke im Wiederstand
Hinter den Hüllen unserer
Haut steckt ein gewaltiges
Netzwerk, das unseren Körper
lebensnotwendig versorgt. Kaum
sichtbar erstrecken sich lange
Bahnen verflochtener Adern und
Nerven, vielfältige Strukturen von
Muskeln und Organen, die einen
eigene Ästhetik kreieren.
Ausgehend von vermeintlich
zart gelesenen Körperteilen. In
meiner Plastik wird die Stärke
der einzelnen Körperteile
sichtbar, die sich aus ihren
Zwängen befreien und aus der
verschließenden/einengenden
Fassade befreien und sie zum
Bröckeln bringen.
Ornamente unserer Haut | Aenne Steffens
Mustervariationen
Das fünfteilige Dekor zeigt unterschiedliche Muster unserer Haut. Organische Flächen und Linien schmücken die Teller. Es werden Weißflecken, Falten und Alterswarzen auf abstrakte Weise dargestellt und miteinander kombiniert.
Die beiden Porzellanobjekte zeigen den Unterschied zwischen Körper und Geist. Während unsere Körperteile angreifbar und ungeschützt garniert sind, befindet sich der Kopf in einem geschützten Raum. Das Projekt kritisiert das Schönheitsideal der makellose Haut.
Betreuung: Künstlerische Mitarbeiterin Larissa Siemon
Betreuung: Künstlerische Mitarbeiterin Larissa Siemon