GRAUZONEN
„Eine Grauzone stellt gewissermaßen den Übergang zwischen Schwarz und Weiß dar. Zwischen Licht und Schatten oder zwischen Gut und Böse. Normalerweise meint diese Bezeichnung einen rechtlich eher zweifelhaften Bereich, der nicht eindeutig als legal oder illegal erklärt werden kann oder zumindest Interpretationsspielraum lässt.“ – Uwe Gerstenberg
Aufgabe war es, diesen Interprationsspielraum nun auch in gestalterischer Hinsicht einmal voll auszuschöpfen. Es galt neue Grauzonen oder vorhandene Grauzonen neu zu entdecken. Daraufhin sollten für diese Grenzbereiche in unserer Gesellschaft unkonventionelle Gestaltungsideen entwickelt werden.
Gedacht werden sollte etwa in Form von nützlichen Konzepten, Interventionen, Objekten oder Produkten. Dabei konnten Entwürfe erhaltenswerte und gefährdete Übergangszonen erweitern und unterstützen oder aber fragwürdige Bereiche offenlegen und mit einem gestalterischen Eingriff deren Existenzberechtigung in Frage stellen.
Ob Sie sich schlussendlich mit zwielichtigen Orten, ungeklärten räumlichen Situationen oder grenzwertigen Handlungen, hinterfragbaren Regeln, Tabubrüchen, diffusen Geboten etc. gestalterisch auseinandersetzen blieb den Studierenden überlassen.
TeilnehmerInnen:
Magdalena Meißner / Parinati Tamboli / Lara Herrmann / Alia Miertsch / Alban Fegar / Manon Freulon / Pierre Lichtenstein / Luis Braun / Sanghee Kang
In meinem Projekt möchte ich dem Problem von sexualisierter Belästigung an Badeorten begegnen. In drei Objekten werden verschiedene Strategien vereint, wie dem Problem entgegengetreten werden kann.
Dabei möchte ich weder den Tätern Raum geben, noch betroffene Personen im Kontext als Opfer darstellen. Mein Ziel ist es, den Betroffenen ihre Freiheit und Freude am Baden zu erhalten und eine Atmosphäre zu schaffen, die weniger Angst und mehr Empowerment erzeugt und den Tätern klar entgegentritt. Alle drei Objekte sind dem Bade- oder Freizeitkontext entlehnt. Sie sollen für die Nutzer*innen Teil von dem sein, was sie sowieso zum Baden mitnehmen würden.
Entstanden sind ein Handtuch, das mit dem Slogan Piss Off! darstellt, was ich Tätern gerne entgegenschreien will, eine Klemme bzw. ein Lesezeichen, mit dem ich reflektieren und blenden kann und ein Malheft, das das Dokumentieren in oder nach der Situation ermöglicht und bei Verarbeitung und Ermächtigung unterstützen soll. Darüber hinaus können die dokumentierten Erfahrungen auf einer Instagram Seite gesammelt werden, um zu zeigen, dass es sich hier nicht um ein individuelles, sondern um ein strukturelles Problem handelt.
»Summer is mine« Lara Hermann
Feindliche Sitzmöbel sind unmenschlich und sorgen für die Unsichtbarmachung wohnungsloser Personen. Nicht umgesetzte Lösungsansätze manifestieren sich durch das subtil verdrängende Design im öffentlichen Raum. Gestaltung trägt dazu bei, das Problem zu verschieben, anstatt Lösungen zu bieten. Wieso wird unmenschlich auf menschliche Not reagiert? Wie kann es sein, dass das Nicht-Einhalten der Menschenrechte durch feindliche Gestaltung noch potenziert wird? Wir stellen uns gegen menschenverachtende Gestaltung, der öffentliche Raum gehört allen gleichermaßen. Diese Haltung wird an beispielgebenden feindlichen Orten öffentlichen Raum, in Form von künstlerischen Installationen sichtbar.
»hidden hostility« / Magdalena Meißner / Theresa Güldenberg
Der Zwischenraum des Seins - zwischen Innen und Außen. Wir besetzen den Raum mit unserer bloßen Existenz. Der Raum, der zwischen dem
äußeren und inneren Raum liegt, den wir besetzen, ist für mich die Grauzone.
»inbetween« / Parinati Tamboli
Grauwasser bezeichnet fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, dass nach Aufbereitung einer Zweitnutzung als Brauch- bzw. Betriebswasser dienen kann. Auf Basis der Schwebstoff-befreienden Kraft der afrikanischen Moringa Samen entstand das Konzept für ein portables Gefäß, zur Brauchwasser Aufbereitung. Der Anwendungsbereich von PURE bezieht sich auf autarkes Camping, besonders an Orten ohne Frischwasserzugang. Das zwei-Kammer System des Kanisters trennt das saubere Wasser von den abgesetzten Schwebstoffen.
»PURE« / Pierre Lichtenstein
Our sense of smell is a powerful tool of association, which is why smells can bring back many memories, both happy and sad. Memories,
sensations, images that cannot be transmitted by words. Thus, this ritual is intended for the creation of incense associated with a memory, a sensation. Leaving the imagination free, each person can identify with it. The experience will be unique and will make these objects very personal to each person.
»incense ritual« / Manon Freulon
It is essential to regain the power to act that has been lost in the society of mass production. We need to catalyse creative potential and promote tool sovereignty in order to allow freedom of action in the creation of social life. We need to awaken the work in stigmergy in order to regain a sense of responsibility and an attachment to the world. Through the posture of a wild designer, I wish to operate in the public space to catalyse creative potential. The objective is to acquire a common practical experience by sharing a common know-how in order to favour places with a strong collective potential and to instil a capacity to act.
»Wild Designers« / Allban Fegar
Durch Versiegelung und Bebauung versucht der Mensch die Natur aus der Stadt auszuschließen, doch die Natur „kämpft“ dagegen an. Die Idee ist es Pionierpflanzen beim Bewachsen der Fugen, Risse und Löcher der Städte zu unterstützen. Das Pionier-Gartenset besteht aus verschiedenen Artefakten, welche beispielhaft für die benötigten Werkzeuge stehen. Diese Werkzeuge helfen dabei auf verschiedene Art und Weise die Stadt als Grauzone lebensfähiger für Pflanzen zu gestalten.
»Pionier« / Luis Braun
Heute leben wir in Zeiten der Überwachung. Manchmal ist die Überwachung der Bevölkerung erforderlich, um Kriminalität und Terrorismus zu verhindern. Die Massenüberwachung wird jedoch dafür kritisiert, dass sie die Menschenrechte verletzt und die Freiheit einschränkt. Es gibt verschiedene Arten der Überwachung, aber diejenige, die wir am deutlichsten im Alltag spüren ist die der Überwachungskamera. Die heutigen Kameras sind überall um uns herum. Darüber hinaus nehmen mit der Diversifizierung der Einsatzmöglichkeiten von Kameras nicht nur öffentliche Einrichtungen, sondern auch private Überwachungskameras zu. Ein Großteil derer, die eine solch flächendeckendes Überwachungssystem bemerken, wollen dagegen ankämpfen und sich selbst schützen. Ich habe den Laserpointer mit dem Spazierstock kombiniert, um eine genaues Zielen auf die Kamera ohne Zittern der Hände zu ermöglichen. Mit meinem Entwurf hoffe ich den Menschen, ein Stück weit Privatsphäre zurück zu geben und Sicherheit für friedliche Demonstranten zu gewährleisten.
»don't watch!« Sanghee Kang
Inputs:
Ezra Dilger - Habibi House - Kollektiv+X
rescue by accident at sea - Jasmin Zehe - Friedrich Wördehoff - Jakob Trepel
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Inputs:
Ezra Dilger - Habibi House - Kollektiv+X
rescue by accident at sea - Jasmin Zehe - Friedrich Wördehoff - Jakob Trepel