fadenwechsel
Die Seidenindustrie wird umgespult
– Yara Planer & Malin Trepel –
Material hat einen Kontext. Neben einer kulturhistorischen Auseinandersetzung entwerfen wir ein Szenario, wie eine faire Seidengewinnung in unserer Klimazone aussehen könnte.
Dabei ist das Konzept einer dezentral Seidenproduktion entstanden: Heimische und bestandsgefährdete Seidenspinner werden in kleinem Maßstab u.a. in Schulen aufgezogen und anschließend freigelassen. Die Kokons werden zentral gesammelt und aufgrund ihrer wundheilenden Eigenschaften zu medizinischen Produkten verarbeitet. Begleitet wird der Aufzuchtprozess durch einen fortlaufenden Kalender. Jeder Monat wird durch ein Kapitel mit vielseitigen Informationen rund um das Thema Seide ergänzt.
fadenwechsel Set
Kontext Kita
Hallenser Seidenraupe Bombyx mori
Die weltweite Seidenindustrie steht vor verschiedenen Herausforderungen: Obwohl der Maulbeerspinner Bombyx mori seit etwa 5.000 Jahren auf eine maximale Seidenproduktion gezüchtet wurde, ist die Seidengewinnung noch immer ziemlich aufwendig.Die intensive Zucht auf ein extrem langes (bis zu 4.000 m) und blütenweißes Seidenfilament, hat aus dem vermeintlichen Vorfahren Bombyx mandarina ein Hochleistungstier hervorgebracht, das ohne menschliche Hilfe nicht mehr überlebensfähig ist. Der Bombyx mori ist der Mops unter den Motten.
Zudem ist der Seidenspinner auf ausschließlich eine Nahrungsquelle spezialisiert: die Blätter des Weißen Maulbeerbaums Morus alba. Das schafft eine große Abhängigkeit und begünstigt monokulturelle Plantagen. Damit der Falter den Endlosfaden beim Schlüpfen nicht zerstört, werden die frisch verpuppten Raupen in ihrem Kokon abgekocht und die Seide abgewickelt.
Wir haben uns auf die kulturhistorischen Spuren der Seide gemacht und uns mit dem Kontext der Seide zu verschiedenen Zeitpunkten und in verschiedenen Kulturen auseinandergesetzt. Zusätzlich haben wir uns gefragt: Wie kann Seide in Zukunft gewonnen werden? Wird (tierische) Seide überhaupt noch benötigt?
Als mögliche Antwort haben wir ein Szenario entworfen, wie mit regional (Mittel-/Nordeuropa) vorkommenden Seidenspinnern niederschwellig Seide gewonnen werden kann. Unsere Protagonist*innen sind das Kleine und das Wiener Nachtpfauenauge. Dadurch, dass die Raupen eine Reuse in den Kokon einspinnen, ist kein Abtöten nötig.
Von einer zentralen Stelle, wie einem botanischen Garten oder Naturschutzverein, werden die Eier in einem Aufzuchtkasten an Einzelpersonen oder pädagogische Einrichtungen verschickt.Hier werden die Raupen aufgezogen. Nachdem die Falter geschlüpft sind und freigelassen wurden, werden die Kokons an zentrale Sammelstellen gespendet. Dort werden, wegen der wundheilenden Eigenschaften der Seide, medizinische Produkte aus den Kokons hergestellt. Diese sind aufgrund ihrer Biokompatibilität besonders schonend für den Einsatz im menschlichen Körper.
Der beiliegende Jahreskalender beinhaltet eine Aufzuchtanleitung sowie genügend Platz für Dokumentation wichtiger Ereignisse während des Prozesses. Jeder Monat wird durch ein Kapitel mit unseren Rechercheergebnissen, rund um das Thema Seide, ergänzt.
entstanden im Projekt The Insect Project – Resilience Part I
entstanden im Projekt The Insect Project – Resilience Part I