Metamorphose Meissen
– ein Aktionsplan zur nachhaltigen Transformation der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen –
von Johanna Eger
Die „Metamorphose Meissen“ ist ein Aktionsplan zur nachhaltigen Transformation der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen. Ausgangspunkt ist die Reaktion auf die Erdgaskrise und die Klimakrise. In dem geplanten Zeitraum von zwei Monaten soll eine konsequente Haltung kommuniziert und gelebt werden, indem die Gasbrennöfen der Manufaktur heruntergefahren und die Porzellan-Produktion auf Veredelung von altem Porzellan umgestellt wird. Zusätzlich wird die Finanzierung einer Solaranlage angestrebt und ein Netzwerk aus Unterstützern der Metamorphose aufgebaut. Schließlich nimmt Meissen seine Rolle als Initiator kulturellen Austausches selbst in die Hand mit der Dinner-Veranstaltung “Bring your own Meissen”. In unserem Konzept übernimmt Meissen so aktiv Verantwortung für Nachhaltigkeit und fordert seine Kunden auf, gemeinsam den Wandel zum nachhaltigen Kulturhandwerk mitzugestalten.
Die “Metamorphose Meissen” umfasst vier Bereiche, die die Porzellan-Manufaktur nachhaltiger gestalten sollen.
1. Als Reaktion auf die Erdgaskrise wird die Produktion von neuem Porzellan eingestellt. Dafür gibt es eine Veredelung alten Meissner Porzellans durch Aufglasur-Malerei und Techniken der Oberflächenbearbeitung wie Sandstrahlen.
2. Der Energiehaushalt der Manufaktur wird um eine Solaranlage ergänzt, die mit dem Konzept der Metamorphose finanziert werden soll.
3. Meissen handelt auf sozialer Ebene nachhaltiger, indem es zum Initiator eines Dinners wird und somit aktiv den kulturellen Austausch fördert.
4. Mit der Aktion wird ein Netzwerk an Unterstützdenden gewonnen, welche die Manufaktur langfristig begleiten, um das Kulturgut und seine Herstellung in nachhaltiger Form zu bewahren und auszuführen.
Das Ziel der Aktion ist es, den Meissen-Kunden bei der Transformation zum nachhaltigen Kulturhandwerk einzubeziehen und teilnehmen zu lassen. In diesem Zeitraum werden nur Produkte der Metamorphose-Aktion verkauft. Dazu gibt es eine Übersicht der verschiedenen Beteilgungsmöglichkeiten in Form einer Broschüre. Sie kommuniziert die Ziele der Metamorphose über den Aktions-Zeitraum und ist ein wichtiger Teil der Außenkommunikation der Aktion als Verbindung zum Kunden. Beteiligen kann sich der Meissen-Kunde, indem er ein Solar-Panel für die Manufaktur stiftet, veredeltes Porzellan aus dem aktuellen Bestand oder eine Veredelung für sein Geschirr erwirbt. Es gibt Tickets und auch Soli-Tickets für das besondere Meissen-Dinner, bei dem man der Einladung in die Ofenhalle folgt oder langfristig Teil des Freundeskreis Meissen e. V. wird. Auch eine ungebundene finanzielle Unterstützung des Projektvorhabens ist möglich.
Bring your own Meissen
Die Porzellan-Manufaktur Meissen exportiert ihr europäisches Kulturgut weltweit und wird staatlich gefördert. Was wäre, wenn Meissen in seiner Rolle als staatliches Unternehmen die soziale Nachhaltigkeit stärker fokussiert und vor Ort aktiver Initiator kulturellen Austausches wird? Das Dinner-Konzept “Bring your own Meissen” greift diesen Gedanken auf. Mit dem Dinner bringt Meissen Menschen zusammen und gestaltet den eigenen kulturellen Wert neu. Die Ofenhalle der Manufaktur - der Diskussions-Gegenstand der Aktion “Metamorphose Meissen” - wird dabei zum Begegnungsort für diesen kritischen und kulturellen Austausch zu aktuellen Debatten.
Das Dinner-Event “Bring your own Meissen” vereint zwei Kernbotschaften, die Meissen im Sinne der Nachhaltgkeit umsetzen soll. Die erste Intention des Dinners ist, Meissens Strahlkraft zu nutzen, um Initiator nachhaltigen Handelns zu sein. Bisher wird Meissner Porzellan im Tisch- und Tafel-Bereich wegen seiner kunstfertigen Herstellung, der hochwertigen Verarbeitung und dem hohen Anschaffungswert zögerlich benutzt. Das verwendete Material Hartporzellan ist jedoch sehr strapazierfähig. Um die Nutzungsintensität ihrer Porzellane zu steigern und mit gutem Beispiel voran zu gehen, lädt Meissen zum Dinner und fordert die Gäste auf, ihr eigenes Meissner Porzellan mit zu bringen – “raus aus der Vitrine!” Damit jedem die Teilnahme an dem Dinner ermöglicht und somit jeder an dem Dialog teilnehmen kann, werden außerdem Soli-Tickets für das Dinner verkauft.
Die Servietten führen Menschen zueinander, die ihr Porzellan mit denen teilen, die kein eigenes haben. Im Domino-Prinzip sind dazu bekannte Dekore Meissens jeweils auf einem Paar abgebildet. Die Servietten können nach dem Dinner mitgenommen werden.
Als zweite wichtige Botschaft soll Meissen als staatlich gefördertes Unternehmen auch auf sozialer Ebene nachhaltiger agieren. Dazu soll das Dinner ein Treffpunkt werden, bei dem über die aktuellen Ereignisse wie die Erdgas-Krise und dessen Auswirkungen diskutiert wird und Menschen verschiedener Kulturen aufeinandertreffen.
Angeregt wird dieser kulturelle und kritische Austausch unter anderem durch die Untersetzer. Darauf stehen Thesen, die das Kulturgut Meissen betreffen, aber auch unsere allgemeine Verantwortung zu nachhaltigem Leben thematisieren.
Neben den Gesprächen am Tisch, wird auch die Ofenhalle als Raum für Gespräche eröffnet und genutzt.
Dazu werden Treffpunkte mithilfe von Klebefolien in der Halle installiert. Dort können Menschen zusammenfinden und sich informieren, um zum Beispiel dem Freundeskreis Meissen e. V. beizutreten und die Manufaktur langfristig zu unterstützen. Auch einen Anlaufpunkt für professionelle Unterstützung bei der Metamorphose, wie zum Beispiel Hilfe bei der Installation der Solaranlage soll das Dinner ermöglichen.
Mit dem Dinner soll die staatlich unterstützte Porzellan-Manufaktur Meissen stärker ihre Rolle als die Stifter von Kultur und Austausch wahrnehmen und damit auch sozial nachhaltig agieren.